Katholische Kirche bietet "echten Dialog" an

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Konstanz, Rheintorturm
Konstanz, Rheintorturm

KONSTANZ. (hpd) Die "Humanistische Alternative Bodensee" (HABO) hat anlässlich der Gedenkveranstaltung zum Beginn des Konstanzer Konzils vor 600 Jahren die Kirchen ermahnt, sich ihrer Verantwortung gegenüber religionskritischen Menschen bewusst zu werden.

In Erinnerung an die während der klerikalen Zusammenkunft von 1414 – 1418 getöteten "Ketzer", zu denen unter anderem der bekannte Reformator Jan Hus gehörte, forderte der Sprecher der HABO, Dennis Riehle, insbesondere die katholische Kirche zu Demut auf – und unterstrich damit Stimmen aus der Politik, die anlässlich der Eröffnungsfeier die dunklen Seiten des Konzils hervorhoben.

Riehle artikulierte gegenüber der Erzdiözese Freiburg die Notwendigkeit, sich dieser grausamen Taten auch heute noch bewusst zu werden und den Umgang der Kirchen mit Glaubensfernen zu überdenken. Nach Meinung des HABO-Sprechers sollten die fünf Jahre andauernden Festivitäten in Konstanz genutzt werden, um sich auf Augenhöhe zu begegnen. Bisher habe man nach Ansicht Riehles eher den Eindruck gewonnen, als wolle sich die katholische Kirche mit der Vergangenheit nicht auseinandersetzen: "Sie zeigte sich nach meinem Empfinden bislang unnahbar und ohne Bereitschaft, aufeinander zuzugehen. Deswegen haben wir nun die Initiative ergriffen."

Mittlerweile reagierte das Erzbischöfliche Ordinariat: Domkapitular Dr. Birkhofer hob in seiner Antwort an den HABO-Sprecher "die großen Vergebungsbitten" des früheren Papstes hervor. Diesen Zeichen von Johannes Paul war damals ein Dokument der Internationalen Theologenkommission vorausgegangen, aus dem Birkhofer zitierte. In dem Schriftstück "Erinnern und Versöhnen – Die Kirche und ihre Verfehlungen in ihrer Vergangenheit" heißt es abschließend: "Die erkannte Wahrheit ist Quelle der Versöhnung und des Friedens, da die Liebe zur Wahrheit, die in Demut erforscht wurde, einer der großen Werte ist, der die Menschen von heute inmitten der Vielfalt der Kulturen zusammenführen kann." Birkhofer stellte klar, dass auf dieser Grundlage "ein echter Dialog" möglich sei.

Der HABO-Sprecher sieht diese Geste einerseits als wenig konkret und ohne eindeutiges Eingeständnis von Schuld an, da offenkundig nicht geklärt sei, ob man allseits von derselben “Wahrheit” spreche. Dennoch wolle er den Impuls nutzen, um mit der katholischen Kirche vor Ort ins Gespräch zu kommen: "Wir werden von unserer Seite aus versuchen, über das Programm des Konziljubiläums, aber auch abseits davon die Chance zu einer Diskussion zu nutzen". Zentral bleibe die Frage, wie sich die katholische Seite heute gegenüber Atheisten, Konfessionsfreien und aus der Kirche ausgetretenen Gläubigen positioniere – und ob man eine Basis für gemeinsame Überzeugungen finden könne.

Von der evangelischen Seite lag der HABO bisweilen keine Reaktion vor. HABO-Sprecher Riehle plant nun, die Konstanzer Dekanate beider Kirchen zu kontaktieren.