BERLIN. (hpd) Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl hat in einer Pressemitteilung vom heutigen Tage die Politiker in Deutschland scharf angegriffen. Demnach mache sich die Bundesregierung mitschuldig am Tod tausender Menschen.
Der Bundesinnenminister de Maizière lehnte heute im ZDF eine EU-Seenotrettung ab. Diese wäre “das beste Geschäft für Schlepper”, erklärte de Maizière heute im Morgenmagazin.
Pro Asyl ist empört über diese ablehnende Haltung. "Die Bundesregierung macht sich mitschuldig", erklärt Günter Burkhardt, Geschäftsführer von Pro Asyl. "Wer einen europäischen Seenotrettungsdienst ablehnt, leistet Beihilfe zum Tod tausender Menschen. Rettung ist das Gebot der Stunde."
Am Wochenende sind wahrscheinlich 400 Bootsflüchtlinge gestorben. Ihr Boot kenterte im Mittelmeer auf dem Weg nach Italien. Damit sind in 2015 mindestens 900 Flüchtlinge an Europas Grenzen ums Leben gekommen. Im ersten Quartal 2014 hat sich die Zahl der Toten gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzehnfacht. Ein weiterer Anstieg ist zu befürchten, da die meisten Flüchtlinge in den Sommermonaten aufbrechen.
Pro Asyl, UNHCR und andere Menschenrechtsorganisationen fordern die sofortige Einrichtung eines eigenen Seenotrettungsdienstes der EU. Eine Rettungsmission wird jedoch bisher allen voran von Deutschland abgelehnt, da ein Pull-Effekt befürchtet wird – wenn die Überfahrt gefährlicher ist, wagen sich weniger Menschen auf die Boote, so das zynische Kalkül. Die aktuellen Zahlen beweisen einmal mehr das Gegenteil: Verstärkte Kontrolle und mehr Überwachung hindert Menschen in Not nicht daran, sich auf den Weg zu machen. Die Lage in Syriens Nachbarländern und die Gewalt in Libyen sind so dramatisch, dass Flüchtlinge in diesem Jahr trotz aller Gefahren selbst in den Winter und Frühjahrsmonaten die Überfahrt wagen.
Eine europäische Seenotrettung und die Öffnung legaler Wege nach Europa sind dringender denn je. Die Länder Europas dürfen nicht länger zusehen, wie Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten vor verschlossenen Grenzen stehen und bei dem verzweifelten Versuch ihr Leben zu retten ertrinken.
Pressemitteilung von Pro Asyl vom 16. April 2015
4 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Wie ich schon andernorts anmerkte, ist angesichts dieser Flüchtlingstoten die Betroffenheitsbigotterie von Regierenden nach 150 (manche meinen, 'nur' 149) Flugabsturzopfern beschämend.
angelika richter am Permanenter Link
Den Menschen sind nicht alle anderen gleich nah.
Wäre dem so, würde man aus der Trauer gar nicht mehr herauskommen
angelika richter am Permanenter Link
"Eine europäische Seenotrettung und die Öffnung legaler Wege nach Europa sind dringender denn je."
Andernfalls wird der Schuss nach hinten losgehen, weil sich noch mehr Menschen auf den gefährlichen Weg machen.
Ansonsten muss die Frage auch erlaubt sein, wo die Verantwortung von Europa sinnvollerweise enden sollte, bzw. wo die der anderen (afrikanischen) Staaten und letztlich der erwachsenen Flüchtling bzw Migrationswilligen selbst einsetzt.
Wenn das Übersetzen gefahrlos organisiert werden würde, würde der Fokus auf all jene schwenken, die auf dem Weg zu den Küsten verhungert oder verdurstet sind. Und dann Busverbindungen quer durch Afrika, Wasserausschank in entlegenen Wüstengebieten?
Eine denkbare Lösung wären mehrere von Europa betriebene Anlaufstellen für Migranten in Afrika und ein konsequentes Zurückbringen aller illegalen Flüchtlingsboote.
Ricarda Hinz am Permanenter Link
Wir sollen falsche Ideen sterben lassen, bevor Menschen für falsche Ideen sterben müssen? Von welcher falschen Idee müssen wir denn hier loslassen? Von den europäischen Agrarsubventionen?