FRANKFURT (hpd/pa) Als zu kurz gedacht kritisiert PRO ASYL Geschäftsführer Günter Burkhardt den Vorschlag der EU-Kommission, 24.000 Flüchtlinge aus Italien und 16.000 aus Griechenland zunächst für 24 Monate gemäß einem Quotensystem zu verteilen. Eine starre Verteilung nach einer Quote berücksichtigt nicht die legitimen Interessen der Flüchtlinge.
Flüchtlinge fliehen in der Regel dorthin, wo Angehörige und Communities leben. Deutschland ist eines der Hauptzielländer, da hier europaweit die höchste Zahl von Flüchtlingen aus Syrien, Irak, und Afghanistan lebt: Über 130.000 Syrer, rund 90.000 Iraker und rund 75.000 Afghanen leben z.T. seit Jahren in Deutschland. In anderen EU-Staaten leben weitaus weniger Menschen aus den genannten Staaten. „Kein Syrer, dessen Familie in Deutschland lebt, wird sich freiwillig in Staaten wie Ungarn, Polen oder Estland verteilen lassen. Menschen dürfen nicht wie Stückgut in Europa hin- und hergeschoben werden“, forderte Günter Burkhardt. Als Folge einer starren Verteilung würden Flüchtlinge mit Hilfe von Schleppern weiterhin kreuz und quer durch Europa reisen. Dies wäre keine Verbesserung gegenüber dem jetzigen Dublin-System, dessen Scheitern immer deutlicher wird.
Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union reagieren unangemessen auf die dramatische Situation in Staaten wie Griechenland oder auch Italien. In Griechenland kommen in diesen Tagen Tausende Flüchtlinge auf den Ägäis-Inseln an. Noch nicht einmal eine Erstversorgung in Form von Unterbringung, Kleidung und Nahrung ist gewährleistet. Die Europäische Kommission und die EU-Staaten führen eine absurde realitätsferne Debatte und streiten sich über den Quotenvorschlag. Minimale menschenrechtskonforme Aufnahmestrukturen existieren in vielen EU-Staaten nicht. Das Gebot der Stunde wäre es, im Süden Europas ankommende Flüchtlinge sofort und konkret zu unterstützen. PRO ASYL fordert Deutschland wie auch andere EU-Staaten auf, Flüchtlingen aus den Randstaaten der EU die Weiterreise zu gestatten, insbesondere dann, wenn Verwandte in anderen EU-Staaten leben.
PRO ASYL setzt sich gemeinsam mit dem Deutschen Anwaltsverein, der Diakonie Deutschland, AWO, dem Paritätischen, der Neuen Richtervereinigung und anderen Organisationen dafür ein, dass die berechtigten Belange der Flüchtlinge berücksichtigt werden und Flüchtlinge in dem Land den Asylantrag stellen, das sie erreichen möchten.
Pressemitteilung von PRO ASYL
4 Kommentare
Kommentare
Angelika Richter am Permanenter Link
"Flüchtlinge fliehen in der Regel dorthin, wo Angehörige und Communities leben."
Wenn es nur um die temporäre Unterbringung von Flüchtlingen ginge, könnte ich die Forderungen von Pro Asyl in diesem Punkt unterstützen.
Aber ein großer Teil der Kriegsflüchtlinge z. B. aus Syrien wird realistischerweise nicht mehr zurückkehren (können). Aus der Asylsituation entsteht letztendlich eine Immigration. Und hier haben die Menschen in Europa ein legitimes Interesse daran, die Integration in die hiesige Gesellschaft so weit als möglich zu fördern. Da sind die "communities" bzw regelrechten Parallelgesellschaften kurzfristig für alle Seiten bequem, aber langfristig eher hinderlich, besonders bei der z.B. im Fall Syrien nicht außer Acht zu lassenden kulturellen Differenz.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Zu "kurz gedacht", war bereits die Änderung des Asylrechts (Art. 16 GG) vor rund 20 Jahren; eine Schande. Erinnere mich gut an die damalige Diskussion und die Menschenketten, z.B. in München.
Elian5 am Permanenter Link
Wie kann man aus Sicht der EU unterscheiden, ob die Flüchtlinge Anhänger des "bösen" Assad sind, den "WIR" ja bekämpfen wollten oder Teile der verbrecherischen ISIS-Anhänger.
Joachim Datko am Permanenter Link
Beängstigende Demo in Regensburg von jungen Syrern!
Ich war am 30.05. zufällig in der Regensburger Innenstadt in der Nähe einer Demo von ungefähr 100 Syrern.
Siehe: http://www.wochenblatt.de/nachrichten/regensburg/regionales/Syrische-Asylbewerber-demonstrieren-gegen-EU-Gesetze-und-deutsche-Gerichte;art1172,308543
Zitat: "Dennoch sah man eher fassungslose, aber auch ängstliche Blicke angesichts einer Demonstration am Samstagnachmittag durch die Regensburger Altstadt. Denn es wurden keine Parolen oder Forderungen auf Deutsch vorgetragen, sondern auf Arabisch."
Das ist noch milde ausgedrückt, ich hatte regelrecht Angst.