Rezension

Massentierhaltung und Umweltprobleme

BONN. (hpd) Der Ernährungswissenschaftler Martin Schlatzer macht in seinem Buch “Tierproduktion und Klimawandel. Ein wissenschaftlicher Diskurs zum Einfluss der Ernährung auf Umwelt und Klima” auf den Einfluss der industrialisierten Massentierhaltung auf die Klimaentwicklung anhand von einschlägigen Forschungsergebnissen aufmerksam. Und der Tierarzt Johann Altmann und die Sachbuchautorin Jutta Altmann-Brewe liefern anhand von Erklärungen von Behörden und Wissenschaftlern in ihrer “Dokumentation Massentierhaltung. Schäden für Umwelt, Mensch und Tier” ebenfalls Belege dafür.

Bei den Debatten um den Klimawandel in Medien und Politik kann man immer wieder erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass ein herausragender Bedingungsfaktor dafür nur geringes Interesse findet: die industrialisierte Massentierhaltung. Denn die Forschung hat nicht nur in Deutschland, sondern in vielen anderen Ländern deren schädliche Wirkung auf die Umwelt belegt. Darüber informiert das Buch “Tierproduktion und Klimawandel. Ein wissenschaftlicher Diskurs zum Einfluss der Ernährung auf Umwelt und Klima”, das der Ernährungswissenschaftler Martin Schlatzer vorgelegt hat. Darin will er die komplexen Zusammenhänge zwischen dem aktuellen Ernährungssystem mit seiner Fixierung auf Fleischkonsum und heutigen Problemen wie Fehlernäherung, Klimawandel und Welthunger darstellen. Schlatzer fasst dabei die Ergebnisse der internationalen Forschungen systematisch und vergleichend zusammen. Hierbei lautet die erkenntnisleitende Frage: Inwieweit kann die Auswahl der Ernäherung zum Erhalt natürlicher Ressourcen beitragen?

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Nach Ausführungen zu den Methoden zur Untersuchung und Bewertung von Umweltauswirkungen im Ernährungssystem gibt der Autor zunächst einen Überblick zu der Entwicklung der Ernährungsgewohnheiten insbesondere hinsichtlich des Fleischkonsums und der Weltpopulation. Erst danach geht es um den Anteil der Landwirtschaft an den globalen Treibhausgasen und den Einfluss des Tierproduktionssektors auf die Ressourcen Land, Wald und Wasser. Deutlich wird hierbei ein kausaler Einfluss von steigendem Fleischkonsum auf die steigenden Emissionen: “So zeigt der Trend … deutlich in die Richtung, dass immer mehr Tiere produziert werden, die intensiv und billig gehalten werden müssen. Demnach werden sich die … schon bestehenden, eklatanten Umweltprobleme noch weiter verschärfen” (S. 50). Schlatzer geht mit Blick auf die Nachhaltigkeit auch vergleichend auf die Forschungsergebnisse zu biologischem und konventionellem Anbau, fleischorientierter und pflanzlicher Ernäherungsweise oder extensiver und intensiver Tierproduktionssysteme ein.

Damit hat man es mit einer Bilanz des Wissens zum Thema auf engem Raum zu tun. Für den Autor ergibt sich daraus ein klares Ergebnis: “Ein großer Teil der Belastung auf die Umwelt geht auf die Fleischproduktion zurück … Eine auf Fleisch basierende Ernährung benötigt mehr an Energie, Land und Wasser …” (S. 200). Und weiter heißt es: “Eine vegetarische Ernährungsweise könnte zur Stabilisierung des Weltklimas und zur Sicherung unserer Zukunft durch eine gesündere Ernährung, verbesserte Luftqualität, verlässlichere Wasserressourcen beitragen und wesentlich den Druck von unseren Ökosystemen nehmen …” (S. 204). Gegen Ende beschreibt Schlatzer noch einige Maßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen und vorwiegend pflanzlichen Ernährung. Da das Buch eine Forschungsbilanz ist, die Ergebnisse darstellt und kommentiert, kommt es eher trocken und weniger spannend rüber. Aber die damit einhergehende Sachlichkeit und Unaufgeregtheit hat auch ihre Vorzüge. Tierethische Aspekte spielen bei all dem übrigens für den Autor keine Rolle.

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Ein ähnliches Buch zum Thema ist die “Dokumentation Massentierhaltung. Schäden für Umwelt, Mensch und Tier”, die von dem Fachtierarzt Johan Altmann und der Sachbuchautorin Jutta Altmann-Brewe veröffentlicht wurde. Darin machen die Autoren bzw. Herausgeber die Gesundheits- und Umweltgefahren durch die industrielle Massentierhaltung deutlich. Die Auffassungen und Stellungnahmen von Behörden und Wissenschaftlern liefern dazu die Belege, wobei sie häufig ohne nähere Ausführungen einfach hintereinander gestellt werden. Hier wäre eine Erläuterung und Kommentierung jeweils noch wünschenswert gewesen. Im Ergebnis formulieren Altmann und Altmann-Brewe: “Die Eskalation der Gesundheitsgefahren durch rasant zunehmende Antibiotikaresistenzen lässt nicht mehr zu, die Probleme der Keimimmissionen aus Tierhaltungsanlagen klein zu reden. Auch Gerichte müssen endlich den Schutz der Bevölkerung, wie die WHO ihn einfordert, berücksichtigen” (S. 116). Dies ist aber nur eines von vielen Gefahrenpotentialen der Massentierhaltung.

Martin Schlatzer, Tierproduktion und Klimawandel. Ein wissenschaftlicher Diskurs zum Einfluss der Ernährung auf Umwelt und Klima, 2. Auflage, Münster 2011 (Lit-Verlag), 224 S.

Johann Altmann/Jutta Altmann-Brewe, Dokumentation Massentierhaltung. Schäden für Umwelt, Mensch und Tier, 2. Auflage, Oldenburg 2014 (Isensee-Verlag)