Religion und Facebook

Mark Zuckerberg wendet sich von Atheismus ab

Der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat über die Weihnachtsfeiertage erstmals öffentlich verlauten lassen, dass er sich nicht mehr als Atheist versteht, und trat eine rege Debatte los. Derweil mutmaßt das Wall Street Journal, dass sein Interesse an Spiritualität geschäftliche Gründe haben könnte.

"Schöne Weihnachten und fröhliches Hanukkah wünschen Euch Priscilla, Max, Beast und ich!" Diese Zeilen veröffentlichte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg am 25. Dezember auf der Pinnwand seines offiziellen Profils. Dies sorgte bei seinen Followern – aktuell knapp 84 Millionen (!) – für Verwirrung. "Bist Du nicht Atheist?", fragte später ein Webdesigner aus Palo Alto namens José Antonio. Zuckerberg hatte sich zuvor als Atheist bezeichnet und dies auch in seinem Facebook-Profil hinterlegt. Nun stellt es der im jüdischen Umfeld aufgewachsene Facebook-Gründer etwas anders dar. Er habe zwar eine Phase gehabt, in denen er einige Dinge infrage gestellt habe, sei aber inzwischen der Ansicht, dass Religion etwas sehr wichtiges sei.

Daraufhin entbrannte unter den Zuckerberg-Followern eine lebendige Diskussion über den Zusammenhang von Religiosität und Gottesglaube, Religion und Toleranz. Während sich immens viele mutmaßlich und offen glaubende Follower begeistert über Zuckerbergs Bekenntnis zeigten, sahen andere genauer hin. Hier eine Auswahl der Kommentare:

Jason Huang sah in Zuckerbergs Kommentar gar kein Bekenntnis zur Religiosität: "Er hat nicht gesagt, dass er an Gott glaubt oder nicht glaubt, sondern dass er der Ansicht ist, Religion sei wichtig".

Olvyan Abraham deutet Zuckerbergs Äußerung eher als Hinweis darauf, seine "Jünger" zu beschwichtigen und darauf hinzuweisen, dass er mit Facebook weder einen neuen Gott gegründet habe, noch dass er selbst eine gottähnlich Person sei.

Dazu passt Zach Jones Kommentar zu Mark Zuckerberg als "fliegendem Spaghettimonster".

Elvis Zalez ging auf das Verhältnis von Gottesglaube und Religiosität sowie die Frage, ob Religiosität zu einem besseren Wesen führe, ein. "Ich bin der Ansicht, dass eine religiöse Einstellung nicht automatisch dazu führt, dass man ein besserer Mensch ist. Organisierte Religion, finde ich, ist beispielsweise nicht gut.".

Ketan Singh zeigt sich enttäuscht von Zuckerbergs Äußerung, weil sich der Gründer eines auf wissenschaftlichen Regeln beruhenden Unternehmens auf Glaubensfragen stürzt: "Du solltest dich für Rationalität und Wissenschaft aussprechen, statt unbegründete Dogmen und Wunderglauben zu befördern. Ich hoffe, Dir ist klar, dass sich Religion und Wissenschaft meist ausschließen.".

Auffallend ist bei dem inzwischen mehr als 600 Kommentare zählenden Facebook-Eintrag, dass sich auch zahlreiche herablassende Kommentare sowohl von Gläubigen als auch von Nicht-Gläubigen finden. Das Nachdenken über die Gretchenfrage beim Facebook-Gründer polarisiert.

Tatsächlich hat sich Zuckerberg in der Vergangenheit immer wieder als spirituell offen gezeigt. Im August traf der Facebook-Gründer gemeinsam mit seiner Partnerin Priscilla Chan Papst Franziskus während seiner Italien-Reise. Bei dem Treffen soll es laut Aussage des Vatikans unter anderem darum gegangen sein, wie Kommunikationstechnologien dazu beitragen können, die weltweite Armut zu lindern und die katholische Botschaft bis zu den Ärmsten der Armen zu bringen. Zuckerberg sagte bei dem Treffen zu, den Papst dabei zu unterstützen, seine "Botschaft der Barmherzigkeit und Zärtlichkeit" zu verbreiten. Bei seinem Chinabesuch 2015 ließ er sich zu einem Gebet an der Wildganspagode in Xi’an hinreißen und bezog sich dabei auf den buddhistischen Glauben seiner Partnerin Priscilla Chan.

Die Bedeutung seiner Kindheit im jüdischen Umfeld seiner Eltern wurde ebenfalls kontrovers diskutiert. Antisemitische Töne zum "reichsten Juden der Welt" sind dabei keine Seltenheit. Der Managementexperte Sander Tideman erklärt im Wall Street Journal die Hinwendung Zuckerbergs zu spirituellen Fragen, insbesondere mit Bezug auf die Praxis der Meditation und den Buddhismus, als wirtschaftspsychologisch motiviert. Es bestehe Einigkeit darüber, "dass die Meditation im Büro das Wohlbefinden und Glück der Arbeitnehmer verbessert." Unklar sei aber, ob die Steigerung des persönlichen Glücks auch dazu beitragen kann, das soziale und ökologische Wohlbefinden zu verbessern. Darüber hinaus sei es aus wirtschaftspolitischer und sozialer Sicht nicht irrelevant, wenn die inneren Haltungen von Führungskräften Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis haben. Erst recht nicht, wenn man Chef eines Unternehmens wie Facebook ist, das im 2. Quartal 2016 1,7 Milliarden aktive Nutzer zählte und deren Daten sammelt, um diese gewinnbringend weiterzuverwenden.