Neue Konfessionsfreien-Initiative in Österreich

WIEN. (hpd) Die atheistische und konfessionsfreie Szene in Österreich ist in Bewegung. In Wien hat sich die Initiative "Religion ist Privatsache" vorgestellt. Ihr Sprecher, Michael Franz, versteht sich vor allem als "Volksanwalt der Konfessionsfreien" und will die knapp zwei Millionen Konfessionsfreien in Österreich über ihre Rechte informieren.

Die neue Initiative meldet sich mit einem großen Wurf das erste Mal zu Wort. Sie hat eine Meldestelle für religiöse Diskriminierung eingerichtet, die Anlaufstelle vor allem für jene ÖsterreicherInnen sein soll, die kein Religionsbekenntnis haben. "Meist wissen die Betroffenen gar nicht, dass es Gesetze gibt, die auch die negative Religionsfreiheit – also das Recht, frei von Religion zu leben – schützen. Und die wenigsten kommen überhaupt auf die Idee, dass bestehende Gesetze, die Religionsgemeinschaften privilegieren, verfassungswidrig sein könnten" sagt Initiativen-Sprecher Michael Franz.

Die Meldestelle ist in ihrer Form neu für Österreich. Entsprechende Versuche hatte es bisher nur vom Zentralrat der Ex-Muslime gegeben. Heinz Oberhummer, Vorsitzender des Zentralrats der Konfessionsfreien, begrüßt die Initiative ausdrücklich: "Immer mehr Menschen wehren sich gegen die noch heute bestehenden Diskriminierungen der Konfessionsfreien und kämpfen gegen die Privilegien der Religionsgemeinschaften in unserem Staat an, obwohl es unbequem ist und manchmal sogar berufliche und soziale Nachteile bringen kann. Über die neue Meldestelle der Webseite „Religion ist Privatsache“ haben wir jetzt schon einige Hinweise bekommen, denen wir nachgehen und wenn irgendwie möglich auch notwendige Gegenmaßnahmen ergreifen."

Die Initiative "Religion ist Privatsache" ist mit ihrer Gründung auch dem österreichischen Zentralrat der Konfessionsfreien beigetreten, der demnächst sieben Mitglieder umfasst: Die Allianz für Humanismus und Atheismus (AHA), die Landesgruppe der Giordano-Bruno-Stiftung, der Freidenkerbund, die AgnostikerInnen und AtheistInnen für ein säkulares Österreich (AG-ATHE), die Ex-Muslime und demnächst auch der Medienverein für Humanismus und eben die Initiative Religion ist Privatsache.

In der atheistischen Szene werden die neuen Initiativen gemischt beurteilt. Einige erwarten sich frischen Wind, etwa durch die Meldestelle, mit der erstmals das bisherige Tabuthema religiöse Diskriminierung erfasst werden soll. KritikerInnen befürchten, dass die kleine Szene in Österreich noch mehr zersplittert. Die öffentlichkeitswirksamen Aktionen werden von kaum knapp zwei Dutzend Menschen getragen, von den knapp zwei Millionen Konfessionsfreien ist nur ein Bruchteil organisiert - und diese Leute sind oft Mehrfachmitglieder bei mehreren Vereinen und Initiativen.

Christoph Baumgarten

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