Ein Geschenk an Präsident Giorgio Napolitano

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ROM. (uaar/hpd) Am vergangenen Montag, dem 20. September, feierte Italien die Annexion von Rom ans Reich Italiens, das heißt das Ende des Papststaates und der zeitlichen Macht der Päpste. Leider nur theoretisch: Während die Delegation der UAAR von der Polizei ausgesperrt und entfernt wurde, weil sie zwei Fahnen der Union mitbrachte, könnte die Militia Christi ganz frei ihre Fahnen und Schilder zeigen, sogar eine kleine Prozession veranstalten.

Militia Christi ist eine Laien-Ordnung mit monastisch-militärischem Ansatz.

Da die UAAR (Union der rationalistischen Atheisten und Agnostiker) ihre eigene Fahne vor den Staatsinstitutionen nicht zeigen durfte, haben die Mitglieder entschieden, dem Präsident Giorgio Napolitano ein Geschenk zu machen: just die Fahne der UAAR, begleitet von einem Offenen Brief:

“An den Präsidenten der Italienischen Republik
Herrn Giorgio Napolitano
Quirinalepalast
Rom

Herr Präsident,

ich möchte Ihnen eine sehr unangenehme Episode melden, die sich anlässlich der öffentlichen Gedenkfeier des 20. September zugetragen hat, und die sich während Ihrer stillen Anwesenheit abgespielte. Die Delegation von vier Mitgliedern der Union, die ich vertrete, wurde von Funktionären der Digos (Abteilung Generelle Untersuchungen und Spezielle Tätigkeiten) und vom stellvertretenden Polizeipräsident selbst aufgehalten, ausgesperrt, ihre Personalien wurden aufgenommen und in die Polizeikartei eingetragen. Vom Unterzeichner sowie von seinen Begleitern wurden die Personalausweise einbehalten, diese wurden erst am Ende der Kundgebung zurückgegeben, damit hat man de facto den freien Bürger daran gehindert, dem Ereignis beizuwohnen. Die Rechtfertigung für dieses Benehmen, das für uns eine unannehmbare Verletzung der konstitutionellen Garantien ist, besteht aus unserem Wunsch, die Fahne der Union zur Kundgebung mitbringen zu wollen.

Herr Präsident, ich beehre mich, Ihnen unsere Fahne zu schenken, auf der ausschließlich unser Name geschrieben steht. Eine Fahne, die immer, seit mehr als zwanzig Jahren, an jedem 20. September bei Piastor geschwenkt wurde. Immer - bis heute: Weil ihre Anwesenheit heute für beleidigend und provokatorisch gehalten worden ist. Welches Wort ist beleidigend und für wen? Atheisten? Agnostiker? Oder Union?

Die UAAR ist eine öffentlich anerkannte soziale Gesellschaft und durch ministerialen Erlass im Vereinsregister eingetragen; sie wurde mehrmals im Parlament angehört; sie ist tätiges Mitglied der Internationalen Humanistisch-Ethischen Union (offizieller Berater bei UNO, UNESCO, UNICEF und Europarat), und des Europäischen Humanistischen Bunds (offizieller Gesprächpartner der Europäischen Kommission); sie verfolgt die Arbeiten des Europaparlaments und wirkt innerhalb der OSZE.

Aber vor allem verficht und regt die UAAR den Laizismus des Staates an, der ein höchstes konstitutionelles Prinzip ist, und verpflichtet sich, die Rechte von Millionen Bürgern, die keiner Religion angehören, zu vertreten. Die UAAR erfüllt dies auf der Basis nicht nur unserer Konstitution, sondern auch der europäischen Charta der Grundrechte und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, bei der Italien, das Sie repräsentieren, unter den ersten Unterzeichnern war. Ich hege die Hoffnung, dass Sie unsere Delegation treffen können und wollen, um sich mit den mehr als zehn Millionen nicht gläubigen Italienern solidarisch zu zeigen, deren Rechte – und heute scheint es sogar deren bloße Existenz- ständig verneint werden. Ich wünsche, wir wünschen, dass Sie jenes Zeichen des Laizismus zum Ausdruck bringen und bekräftigen, das wir gerade am 20. September 2010 wieder gewünscht hätten.

Der Nationale Sekretär der Union der rationalistischen Atheisten und Agnostiker“
(Raffaele Carcano)

 

Gabriella Bertucciolli

Zum Original des Offenen Briefes auf der Website der UAAR