Philosophie – einmal anders

(hpd) Philosophischen Fragen kann man sich in unterschiedlicher Form nähern: Warum nicht auch in Form eines Sachcomics. Der TibiaPress-Verlag hat Bände zu Ethik, Logik, Marxismus und Philosophie herausgegeben und lädt damit zu einer medial eher ungewöhnlichen Annäherung an die jeweiligen Themen ein.

Wer nach Lektüre für einen ersten Zugang zur Philosophie sucht, kann mittlerweile aus einer Fülle von ganz unterschiedlichen Einführungsbänden auswählt. Hierzu gehören auch einschlägige Comics, die der TibiaPress-Verlag in seiner Reihe „Ein Sachcomic“ herausgebracht hat. Darin findet man auf engem Raum mit entsprechenden Bildern mit Sprechblasen die wichtigsten Informationen zu Auffassungen und Protagonisten, was angesichts der gewählten „Literaturform“ nur kursorisch und oberflächlich geschehen kann. Der allgemeine Band zur Philosophie stammt von Dave Robinson und Judy Groves, die ihre Darstellung historisch-chronologisch von „Die Griechen“ über „Erasmus, der Skeptiker“ und „Utilitarismus: die Wissenschaft von der Moral“ bis zu „Foucault: Machtspiele“ angelegt haben. Meist belassen die Autoren es bei der beschreibenden Darstellung, erlauben sich hier und da aber auch kurze Kommentare. So wird etwa auf die Missbrauchsmöglichkeit von Platons Erkenntnisansprüchen oder Rousseaus Gemeinwillevorstellungen verwiesen.

Der Band zur Ethik stammt ebenfalls von Dave Robinson, diesmal aber in Kooperation mit Chris Garratt. Darin werden zunächst einige Grunddifferenzen zwischen Individualisten und Kommunitaristen, Relativisten und Universalisten benannt, um dann ausführlicher auf die Geschichte der Ethik entsprechend der historischen Chronologie von den alten Griechen bis zum postmodernen Skeptizismus einzugehen. Gegen Ende stehen aktuelle Fragen wie etwa die ethischen Positionen zur Frage der Sterbehilfe oder zum Umgang mit Tieren im Zentrum des Interesses. Den Band über Logik legten Dan Cryan, Sharron Shatil und Bill Mayblin vor, worin sie sich den Methoden und Theorien zur Untersuchung von wahrheitserhaltenden Argumenten widmen. Inhaltlich geht es dabei um Bertrand Russells Antinomie ebenso wie um Kurt Gödels Unvollständigkeitstheorem, um Karl R. Poppers Falsifizierbarkeits-Theorie ebenso wie um Noam Chomskys Universalgrammatik. Insgesamt hat man es hier aber auch mit dem „härtesten Stoff“ der vier Sachcomics zu tun.

Und schließlich sei noch auf den Band zum Marxismus von Rupert Woodfin und Oscar Zarate verwiesen. Er ignoriert die Formen des Frühsozialismus und beginnt gleich mit Marx und Engels. Danach steht die Entwicklung in Russland mit den nötigen Informationen zu Lenin und Stalin im Zentrum. Und schließlich findet der westliche Marxismus mit den Auffassungen von Althusser, Gramsci und der Kritischen Theorie Aufmerksamkeit. Auch hier bleibt die Darstellung weitgehend beschreibend, wenngleich man ab und an kritische Kommentare findet. Dies gilt etwa für die Aussage, dass Marx kein Wissenschaftler gewesen sei. Gegen Ende des Sachcomics kann man 10 Gegenpositionen zu den 10 Grundpositionen aus dem „Kommunistischen Manifest“ lesen, welche angesichts ihrer Differenziertheit eine inhaltliche Auseinandersetzung verdienen. Man mag hier wie bei den anderen Bänden über die Comic-Form irritiert sein, aber warum soll man nicht auch durch eine solche Darstellungsform zum philosophischen Denken angeregt werden?

Armin Pfahl-Traughber

Dave Robinson/Judy Groves, Philosophie. Ein Sachcomic, Überlingen 2011 (TibiaPress-Verlag), 176 S., 10 €

Dave Robinson/Chris Garratt, Ethik. Ein Sachcomic, Überlingen 2011 (TibiaPress-Verlag), 176 S., 10 €

Dan Cryan/Sharron Shatil/Bill Mayblin, Logik. Ein Sachcomic, Überlingen 2011 (TibaPress-Verlag), 176 S., 10 €

Rupert Woodfin/Oscar Zarate, Marxismus. Ein Sachcomic, Überlingen 2011 (TibaPress-Verlag), 176 S., 10 €