Prügel vom lieben Gott

Sind Ihnen bei Ihren Recherchen auch Kirchenleute begegnet, die sich für eine ehrliche und konsequente Aufarbeitung der Zustände in kirchlichen Heimen einsetzen?

Alexander Markus Homes: Ich habe einen guten Eindruck von dem neuen Direktor des Stifts, der sich dafür stark macht, dass die Geschichte des Heimes aufgearbeitet wird. Einen Kritikpunkt habe ich dennoch: Er hat bis 2011 Nonnen weiterbeschäftigt bzw. im Heim wohnen lassen, von denen bekannt war, dass sie junge Menschen über sehr viele Jahre hinweg malträtiert haben. Diesen Vorwurf richte ich aber in erster Linie an seinem Vorgänger, Generalvikar Franz Kaspar. Dieser hat es, wie gesagt, sogar zugelassen, dass eine der Nonnen Oberin wurde.

Sie sprechen im Vorwort auch die damaligen Versuche an, ihr Buch zu unterdrücken. Fürchten Sie auch für die Neuauflage juristische Schritte?

Alexander Markus Homes: Ja, ich muss davon ausgehen, dass der heutige Generalvikar alles unternehmen wird, um die Verbreitung des Buches zu verhindern. Der Kleriker hatte bereits in seiner Eigenschaft als Stiftungsdirektor 1981 eine einstweilige Verfügung gegen die „Prügel vom lieben Gott“ erwirkt. Kaspar, mit dessen Rolle als Stiftungsdirektor ich mich in meinem Buch ausführlich auseinandersetze, kann es sich nicht leisten, im Jahre 2012 mit seiner Vergangenheit konfrontiert zu werden. Er scheut im Übrigen eine direkte Konfrontation, Auseinandersetzung mit mir. Auch in den 90er Jahren hat er, „Hand in Hand“ mit dem Mainzer Bischof Karl Lehmann, nichts unversucht gelassen, damit ein weiteres Buch von mir, „Heimerziehung – Lebenshilfe oder Beugehaft. Gewalt und Lust im Namen Gottes“), das sich mit körperlicher und sexueller Gewalt in Heimen beschäftigt, keine größere Verbreitung findet.

Herr Homes, im Rückblick: Gibt es irgendwas Positives, das sie aus Ihrer Heim-Kindheit mitnehmen konnten?

Alexander Markus Homes: Nein, wirklich nicht! Ich habe mit Ehemaligen Kontakt, die durch die im St. Vincenzstift erlittene Gewalt schwer traumatisiert sind. Einige haben versucht, mit dem heutigen Generalvikar persönlich zu sprechen, ohne Erfolg. Dieser meidet jeden Kontakt zu den Opfern.

Ich danke für das Gespräch.
Die Fragen stellte Martin Bauer.

Alexander Markus Homes: Prügel vom lieben Gott. Eine Heimbiografie. Erweiterte Neuauflage. Aschaffenburg: Alibri Verlag 2012. 141 Seiten, kartoniert, Euro 12,50, ISBN 978-3-86569-023-4

Das Buch ist auch im denkladen erhältlich.