Koestler-Preisträger und Neuwahlen

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DGHS-Präsidentin Elke Baezner am Rednerpult / Alle Fotos @ Evelin Frerk

BERLIN. (hpd) Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) verlieh im Rahmen des DGHS-Forums für Ehrenamtliche und der Verbandtagung für Delegierte zum 16. Mal die Arthur-Koestler Preise in den Kategorien Print, Funk und Fernsehen sowie einen Sonderpreis.

Der Arthur-Koestler-Preis, benannt nach dem Schriftsteller Arthur Koestler (1905-1983), der auch Vizepräsident der englischen Freitod-Gesellschaft war, wird seit dem Jahr 2000 von der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) e.V. jährlich ausgeschrieben. Mit dem Preis werden herausragende Beiträge geehrt, die vom Thema Sterben unter Berücksichtigung des Selbstbestimmungsrechts handeln. Die mit jeweils 2.000 Euro dotierten Preise wurden in einer öffentlichen Veranstaltung am vergangenen Freitagabend (9.11.2012) in Berlin übergeben.

2012 hatte das Thema, so DGHS-Präsidentin Elke Baezner in ihrer Begrüßung und Einleitung, eine gute Öffentlichkeit, u.a. wegen des Gesetzentwurfs zur Sterbehilfe und wegen der DGHS-Ärztekampagne.

Der Arthur-Koestler-Preis 2012 ging in der Kategorie Fernsehen an die WDR-Sendung „Quarks & Co.: Sterbehilfe – Ein Ende in Würde?“ Geehrt werden Ingo Knopf und Co-Autor Hubert Filser, die den Preis als stellvertretend für die gesamte Redaktion annahmen, da die Fernsehsendungen immer in Teamarbeit entstehen.

In der Kategorie Hörfunk zeichnete die Jury den Beitrag „Der ärztlich assistierte Suizid – Zwischen Strafrecht und Standesrecht“ von Ingrid Füller aus. Die Sendung lief im Deutschlandfunk (DLF) am 23. Oktober 2011 und stellt das von der Bundesärztekammer beschlossene standesrechtliche Verbot einer ärztlichen Beihilfe zum Suizid in den Mittelpunkt. Denn damit wird das Problem nicht gelöst. Da Frau Füller krankheitsbedingt nicht anwesend sein konnte, wurden nur entsprechende Grußadressen vorgetragen.

In der Kategorie Print ging der Arthur-Koestler-Preis 2012 an den Publizisten Dr. Manfred von Lewinski für sein Buch „Freiheit zum Tode? – Annäherungen und Anstöße“, das 2012 im Berliner Logos-Verlag erschien.

Das Jurymitglied Volker Leisten hielt die Laudatio und verwies darauf, dass der Titel mit einem Fragezeichen ende und das sei auch so gemeint. Weitere Frage, die der Autor behandele, seien u.a. „Ist Leben wirklich das höchste Gut?“ „Inwieweit ist Selbsterhaltung Bürgerpflicht?“, „Muss weiterleben, wer sich nicht selber helfen kann?“ Befürworter und Gegner des selbstbestimmten Sterbens kämen zu Wort und vor allem, so der Autor, sei die Politik aufgerufen, selbstbestimmte Wege zum Sterben auszugestalten.

 

Dr. jur. Manfred von Lewinski, Jahrgang 1937, schilderte dann seine Erfahrungen in der öffentlichen Thematisierung des selbstbestimmten Sterbens: eine Mauer des Schweigens. Doch er gab zu bedenken, dass historische Belastungen Deutschlands und ihre Anerkennung nicht zu weltanschaulichen Scheuklappen werden dürften. Drei Bemerkungen schlossen seine Dankesrede. Erstens scheine die legislative Nicht-Behandlung des Freitodes immer noch von religiösen Anschauungen geprägt zu sein – aber warum werden die nicht-religiösen Ansichten nicht gestattet? Das habe beinahe Gottesstaat-ähnliche Züge. Zweitens müsse Art und Umfang der ärztlichen Sterbehilfe auch über die medizinische Indikation Geltung bekommen und auch von Nicht-Ärzten erlaubt sein. Drittens habe er persönlich eine sichere Option, sein Leben selbstbestimmt zu beenden – wenn es dazu an der Zeit sei. Diese Möglichkeit habe ihn innerlich frei gemacht und ihm, so seltsam es klingen möge, mehr Lebensfreude beschert.

Das Buch „Der organisierte Tod“ von Hans Wehrli, Bernhard Sutter und Peter Kaufmann, für EXIT der deutschen Schweiz, erhielt den diesjährigen nicht-dotierten Sonderpreis, „weil es so gut die kontroverse Diskussion zum Thema der Freitodhilfe aufzeigt. Es ist erstklassig“, so die Jury. Das Werk besteht aus Pro- und Contra-Beträgen zu Sterbehilfe und Palliative Care. Akteure, Experten und Kritiker zeigen darin anhand wahrer Fälle und Schicksalsgeschichten, wie Sterbehilfe in den letzten 30 Jahren in der Schweiz, aber auch in Deutschland und im übrigen Europa zu einer nicht mehr wegzudenkenden Realität geworden ist. Sie beziehen Stellung zu den kontroversesten Aspekten der Sterbehilfe und zeichnen ein feines Bild des Kampfes um Würde und Selbstbestimmung am Lebensende.

Bernhard Sutter, der stellvertretend für die anderen Herausgeber anwesend war, betonte, dass es Absicht gewesen sei, nicht nur für die Schweiz, sondern auch nach Deutschland hineinwirkend zu argumentieren. So sei rund die Hälfte der 28 Beiträge von deutschen Autoren. Er erinnerte an die Schweizer Gesundheitsministerin, die betont hat: „Es ist nicht Sache des Gesetzgebers, das Recht des Suizids zu beurteilen.“ Für den Arzt dürfe es so nicht eine „schmutzige Tätigkeit“ sein, wie es der Präsident der Bundesärztekammer in Deutschland Montgomery bewertet habe. Aber das sei unter Ärzten umstritten. Man sollte aufhören, mahnte Sutter an, Sterbehilfe und Palliativmedizin als Gegensätze zu sehen, sie seien komplementär.

Beispielbild
Die Preisträger der Arthur-Koestler-Preise: Berngard Sutter, Hubert Filser, Ingo Knopf, DGHS Präsidentin Elke Baezner, Mnfred von Lewinski, Volker Leisten - in Vertreung der erkrankten Ingrid Füller. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Neuwahl des DGHS-Präsidiums

Eine der wesentlichsten Tagesordnungspunkte der DGHS-Hauptversammlung am vergangenen Samstag war die Wahl des DGHS-Präsidiums. Die bisherige Präsidentin Elke Baezner wurde ohne Gegenstimme in ihrem Amt bestätigt. Ebenso wurde der bisherige Vizepräsident Adi Meister in seinem Amt bestätigt und, da Gerhard Rampp als privaten Gründen nicht wieder kandidierte, wurde Prof. Dr. Dieter Birnbacher zum zweiten Vizepräsidenten gewählt. Der Schatzmeister Peter Görlich wurde in seinem Amt bestätigt, ebenso wie der bisherige Beisitzer Rudi Krebsbach. Neu wurden als Beisitzer gewählt der Arzt Dr. Ulrich Meyberg und der Medienfachmann Volker Leisten.

C.F.

Beispielbild
Das amtierende DGHS-Präsidium: Volker Leisten, Elke Baezner, Dieter Birnbacher, Adi Meister, Ulrich Meyerberg, Peter Görlich. (Nicht anwesend: Rudi Krebsbach)