Kommentar

Trump, Müller, Gloria: In Klarheit vereint

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Fürstin Gloria von Thurn und Taxis mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller (links) und US-Präsident Donald Trump (rechts)

Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, die gerne mit wenig geistreichen, dafür umso polarisierenderen Aussagen Schlagzeilen produziert, hat zwei Lieblingsmänner in ihrer Welt ausgemacht: Kardinal Müller und Donald Trump. Zusammengenommen sind sie ein Trio Infernale des christlichen Fundamentalismus.

Gerhard Ludwig Müller sei der Donald Trump der katholischen Kirche, sagte Fürstin Gloria von Thurn und Taxis neulich bei einer Buchvorstellung in den USA. Was einem im ersten Moment möglicherweise nicht klar sein könnte: Das war als Kompliment gemeint. "Die einzigen beiden Menschen auf der Welt, die uns heute Klarheit geben, sind Donald Trump und Gerhard Ludwig Müller", fuhr sie fort. Die Tatsache, dass Donald Trump nach Zählungen der Washington Post mit durchschnittlich zwölf "faktenfremden Äußerungen" pro Tag um sich wirft, scheint für sie besagte Klarheit nicht zu trüben. Auch seine sein Frauenbild offenbarenden Ausfälle à la "grab them by the pussy" scheinen die fromme Frau nicht zu stören. Im Gegenteil, sie finde ihn lustig, sagte sie in einem Gespräch mit Beatrix von Storch (AfD). Mit Trump an der Spitze sei amerikanische Politik wieder "entertainment". Bei persönlichen Ansichten scheint es zudem einige Parallelen zu geben: Vom "Global-Warming-Glauben" bis zu rassistischen Bemerkungen ("Der Schwarze schnackselt gerne").

Sie verhält sich damit ähnlich wie evangelikale Christen in den USA, die trotz scheinbarer Widersprüche in Sachen Moral – man denke nur einmal an das achte Gebot: "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten" – beinahe geschlossen hinter ihrem Präsidenten stehen, da er den christlichen Einfluss auf die US-Gesellschaft stärkt. Etwa hat er das Diskriminierungsverbot aufgrund der sexuellen Orientierung rückabgewickelt und konservative Richter am Obersten Gerichtshof installiert.

Ihre politische Einstellung nennt Gloria selbst "liberal" – nur bei der Religion, da sei sie "traditionsbewusst". Das ist noch vorsichtig ausgedrückt: Dass Sex nur zur Fortpflanzung da wäre, dass die Pille "eine Form von Abtreibung" sei – gegen die sie sich ebenfalls einsetzt – sind Dinge, die sogar die Kirche kaum noch laut sagt. Aber es dürften Dinge sein, die Kardinal Gerhard Ludwig Müller gerne hört, der berüchtigt ist für seine radikalen Äußerungen. Da wäre beispielsweise die Aussage, dass es Homophobie überhaupt nicht gäbe, sondern sie nur ein "Instrument totalitärer Herrschaft über den Geist anderer" sei, wie man es aus dem Nationalsozialismus oder Nordkorea kenne. Dazu passt prima, wenn die Fürstin an anderer Stelle von sich gibt, die Ehe für alle sei für sie Teil einer Periode, in der "der Teufel fröhliche Urstände" feiere.

Fürstin Glorias Palast in Rom sei "ein bevorzugter Salon für oppositionelle Kardinäle, verbitterte Bischöfe und Populisten wie Steve Bannon", dem ehemaligen Chefstrategen von Donald Trump, schrieb die New York Times über sie. Für Kardinäle scheint die gläubige Katholikin eine gewisse Vorliebe zu haben: Mit Kardinal Joachim Meisner schrieb sie ein Buch, mit Müller tritt sie gelegentlich zusammen auf. Aber nicht überall ist das Duo gern gesehen: Jüngst wurden die Fürstin und der Kardinal aus einer (katholischen!) Bochumer Kirchengemeinde kurzerhand wieder ausgeladen – weil die Gläubigen protestiert hatten.

Was Trump und Müller in der Tat gemein haben, ist das Festhalten an Dingen, die schon immer so waren und allein deshalb gut sein sollen. Und wenn sie nicht mehr so sind, muss man das Rad der Geschichte eben zurückdrehen. Zurück in die nicht-gute alte Zeit, als die Kirche das moralische Zepter in der Hand hielt, nach dem sich alle zu richten hatten, zurück zu Protektionismus und Nationalismus. Die vermeintliche Klarheit definiert sich durch einfache Antworten, die nur offenbaren, dass die, die sie äußern, mit der heutigen komplexen Welt überfordert sind. Aus Angst vor der Zukunft versuchen sie, durch Realitätsverweigerung längst überholte Weltbilder zu reetablieren, ausgestattet mit einer Früher-war-alles-besser-Attitüde und arbeitend mit ewiggestrigen Ideen, die noch nie funktioniert haben.