... denn sie wissen nicht, was sie tun

Offenbar nur katholische Schulen in Burkina Faso

Über eine Aktion wird berichtet: "Das Kindermissionswerk bewilligt für ein Ernährungsprogramm im Norden von Burkina Faso über 300.000 Euro. Aufgrund der schlechten Ernte im Vorjahr und der aktuell prekären Ernährungslage in der Region werden Kinder in über 30 katholischen Schulen mit einer täglichen Mahlzeit versorgt." Nicht-konfessionelle Schulen werden nicht einmal erwähnt.

Keinen direkten Nutzen für Kinder hatte eine andere Aktion aus dem Bereich Bildung, finanziert aus dem Ghana-Förderpreis 2012 der Jakob-Christian-Adam-Stiftung: "Mit dem Preisgeld wird die Lehrerausbildung an der katholischen Universität im ghanaischen Sunyani gefördert". Gibt es in Ghana keine nicht-katholischen Universitäten, die Lehrer ausbilden? Und geschieht das so ganz uneigennützig?

Skurrile Bildungsprojekte

Bei der österreichischen Dreikönigsaktion sind 2012 dreiundzwanzig Prozent der Gesamtmittel in Bildungsprojekte geflossen. Auch hier liegt nahe, dass mit diesem Geld vorwiegend katholische Infrastruktur gefördert wird.

Unter dem Punkt Bildungsarbeit findet sich etwa diese Beschreibung: "Bibel lesen in Zeiten des Klimawandels: Im September und Oktober 2012 waren Mercedes de Budallés Diez und Ildo Bohn Gass vom Bibelteam des CEBI (Centro Biblico) aus Brasilien zu Gast in Österreich. In Workshops in Graz, Mödling und Innsbruck arbeiteten sie mit der Methode der 'popularen Bibellektüre', die von der Lebenssituation und dem Lebenskontext jeder/s Einzelnen ausgeht und nach einem 'Leben in Fülle' für alle sucht."

Ein Blick in die Projektliste bestätigt den Eindruck.

Mission und Entwicklungsarbeit – nicht zu trennen

15.000 Euro war etwa das "Ausbildungsprogramm für Seminaristen der Yarumal Missionare in Kibera" wert. In Brasilien gab es für die "Theologische Ausbildung für Ordensleute" immerhin 5.000 Euro, 13.000 Euro für das kolumbianische Projekt "Bibelarbeit mit Jugendlichen als Beitrag zum Frieden". Auf den Philippinen gab es 17.000 Euro für die Erarbeitung von Bildungsunterlagen über die Katholische Soziallehre.

Wie sehr bei der Dreikönigsaktion Hilfe für Menschen und (katholische) Christen machen neben- und vor allem ineinanderlaufen, zeigt das Beispiel Papua Neuguinea. Von insgesamt 283.000 Euro wurden dort 2012 110.000 für Diözesan- und Pastoralprojekte ausgegeben. Dazu kommen 35.000 Euro für die "Ökumenische Forschungs- und Bildungsarbeit".

Beitrag für eine gerechtere Welt?

Man muss einen sehr katholischen Blick auf die Welt haben, um das als Beitrag für eine gerechte Welt zu sehen. Sonst müsste man das Getue von der "Hilfe für eine Million Not leidender Menschen" als bewusste Verschleierung bezeichnen.

Eine – bewusste oder unbewusste – Verschleierung, die wahrscheinlich auch gegenüber den Kindern und Jugendlichen betrieben wird, die Jahr für Jahr für die Aktion sammeln gehen. Die glauben wirklich, das Geld käme vorwiegend einer Million Notleidender zugute. Und nicht zu einem erheblichen, wenn nicht zum größten Teil den Bedürfnissen der katholischen Kirche.

Auch die Spenden würden vermutlich deutlich spärlicher ausfallen, wenn sich die Öffentlichkeit bewusst wäre, dass – überspitzt formuliert – die Dreikönigsaktion Österreichs und Deutschlands erheblich mehr Geld für Kinderbibeln ausgeben als für Babynahrung. Wahrscheinlich würden sich dann Spitzenpolitiker nicht mehr ganz so wild um einen Fototermin mit den Sternsingern reißen. Angela Merkel hätte einen Tag mehr Zeit gehabt, ihre Verletzung auszukurieren.

Christoph Baumgarten

Mitarbeit: Carsten Frerk