Portugal auf dem Weg zur aktiven Sterbehilfe

1280px-escadaria_de_sao_bento.jpg

Im portugiesischen Parlament gibt es eine Mehrheit für die aktive Sterbehilfe

Portugal will als erstes katholisch geprägtes Land die aktive Sterbehilfe (Tötung auf Verlangen) zulassen, die europaweit nur in den Benelux-Ländern erlaubt ist. Das hat die linke Mehrheit im Parlament Ende Februar beschlossen.

Anders als sonst üblich mussten die Abgeordneten dabei ihre Stimme offen – also nicht elektronisch – abgeben. Dabei reichten die Parteien des linken Spektrums gleich fünf Gesetzesvorschläge zur Legalisierung der aktiven Sterbehilfe ein – alle mit dem Ziel, den Tod auf Verlangen auch ohne ärztliche Überwachung oder Unterstützung zu ermöglichen. Schließlich übertrafen alle fünf die Mehrheit; mit 127 Stimmen (57 Prozent) erhielt der Gesetzesvorschlag der Sozialistischen Partei die größte Unterstützung. Demnach sollen ausschließlich Personen, die urteilsfähig, aber schwer krank sind, ihren Tod verlangen können.

In dem mehrheitlich katholischen Land demonstrierte die Kirche bei jeder Gelegenheit ihre Ablehnung. Noch vier Tage vor der Abstimmung nutzte der Domherr von Porto seine Sonntagsmesse für eine Predigt gegen das Gesetzesvorhaben und verkündete den Anwesenden, das Gesetz verstoße gegen das fünfte Gebot: "Du sollst nicht töten." Während der Debatte im Parlament versammelten sich draußen mehrere hundert Gegnerinnen und Gegner der Gesetzesinitiative und skandierten "Ja zum Leben". Unterstützung erhielten die Konservativen von der Kommunistischen Partei, die sieben Abgeordnete mehr als die Konservativen stellt.

Der Kritik von ganz links und rechts zum Trotz zeigte eine repräsentative Umfrage des Egas-Moniz-Instituts, die zwei Tage vor der Abstimmung veröffentlicht wurde, dass eine absolute Mehrheit der Wahlberechtigten den Entscheid unterstützt, während ihn ein Viertel ablehnt.

Staatspräsident Rebelo de Sousa, der bei der Sterbehilfe als unentschlossen gilt, hat die Möglichkeit, ein Veto gegen das Gesetz einzureichen oder den Obersten Gerichtshof anzurufen. Falls er zustimmt, strebt die Kirche ein Referendum an - allerdings mit geringen Erfolgsaussichten. Die Umfrage des Egas-Moniz-Instituts zeigte nämlich, dass 63,7 Prozent der Teilnahmeberechtigten eine Volksabstimmung über die Legalisierung der Sterbehilfe befürworten würden.

Bereits 2007 konnte das Volk in Portugal darüber abstimmen, ob Abtreibung legalisiert werden soll. Das Begehren wurde an der Urne angenommen.

Unterstützen Sie uns bei Steady!