Ein Altenpflegeheim für Nepal

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Alle Fotos: © Dharma Raj Bhusal

BERLIN. (hpd) Dr. Dharma Raj Bhusal arbeitet für den HVD Berlin-Brandenburg in einem interkulturellen Hospiz und plant die Errichtung eines Altenpflegeheimes und Hospiz in Nepal. Über diese spannende Idee sprach der hpd mit ihm.

 

hpd: Was genau haben Sie in Nepal vor?

Dharma Raj Bhusal: Ich habe in Nepal ein Projekt geplant, dass ein Seniorenheim und auch ein Hospiz beinhalten. Und auch Schulungen und Ausbildung für Pfleger, die dort arbeiten, anbieten soll.

 

Wie groß wird das Projekt? Wie viele Menschen können dann dort betreut werden?

Ich plane derzeit mit rund 140 Senioren, die dort wohnen können. Für das Hospiz werden etwa 16 Betten eingeplant.

Dafür wird ein rund 25.000 Quadratmeter großes Grundstück benötigt. Das allerdings haben wir schon im letzten Jahr vom Staat bekommen. Ich war seit einigen Jahren immer wieder in Nepal und habe mit der Regierung verhandelt. Im vergangenen Jahr hat es dann endlich geklappt.

Die Grundstücke in Kathmandu sind sehr teuer, deshalb war ich immer auch mit der Regierung in Kontakt. Und im letzten Jahr habe ich wieder verhandelt und zuerst wollten sie mir nur ein kleineres Grundstück überlassen. Doch als ich ihnen sagte: “Nein, das genügt nicht für das große Projekt, das ich geplant habe, denn wenn wir begonnen haben wird jeder Zukauf noch teuerer” haben sie sich bereit erklärt, das jetzige Grundstück bereit zu stellen.

 

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Wird dort schon gebaut?

Nein, das ist alles noch in der Projektphase. Das Grundstück ist noch leer. Und jetzt brauchen wir Geld - ohne Geld geht es nicht weiter.

Manfred Isemeyer hat mir erzählt, dass er in diesem Jahr nach Nepal fliegen will, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Fliegen Sie auch mit?

Ja, wenn es irgend möglich ist, werden wir zusammen fliegen. Ich zeige ihm dann auch das Grundstück und dann wollte ich dort vor Ort eigentlich auch mit der Arbeit anfangen.

 

Warum Nepal?

Ich komme aus Nepal und ich bin auf einem Bauernhof in einem kleinen Dorf im Westen Nepals aufgewachsen. Da habe ich nie Obdachlosigkeit erlebt und diese Armut gesehen. Vor 25 Jahren bin ich in die Stadt Katmandu umgezogen und habe dort das erste Mal diese armen und alten Menschen gesehen, die auf den Strassen leben.

Ich habe mit ihnen gesprochen und erfahren, dass es darunter viele gibt, die in Tempeln leben, weil sie kein Geld haben. Andere haben zwar Geld, aber ihre Kinder unterstützen sie nicht. Das liegt an unserem Familiensystem, dass in Nepal ganz anders ist als hier in Deutschland. Wenn ich also etwas für diese Menschen tun will, dann nur, indem ich ihnen helfe und ein Heim anbiete.

Die Familienstrukturen in Nepal sind andere: Die Familie unterstützt sich - und darüber hinaus auch die Nachbarn.

 

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Und das bricht vermutlich ebenso wie in den benachbarten Regionen durch die Moderne weg? Denn so würde erst verständlich, weshalb die Altenbetreuung vollständig fehlt bisher: es war bislang einfach nicht vorgesehen.

Ja. Sehen Sie: ich habe einen Vater, der ist 97 Jahre alt. Wir haben selbst versucht, für ihn Betreuung zu organisieren. Im letzten Jahr verstarb meine Mutter und mein Vater wollte nicht allein in Katmandu bleiben. Jetzt wohnt er wieder auf dem Dorf und die Familie kümmert sich um ihn. Doch weil das so ist - bzw. bisher so war, gibt es keine Altenpflege in Nepal. Und so viele arme, alte Menschen.

Die Familienstrukturen lösen sich auf: zum Beispiel wollen die Jungen nicht in Nepal bleiben - sie gehen ins Ausland, als Student oder als Arbeiter. In Katmandu gibt es diese Strukturen tatsächlich nicht mehr. Deshalb ist es jetzt auch dringend notwendig, dass da etwas passiert.

Es gibt keine Seniorenheime in Nepal. Die Menschen werden dann oft in Tempeln untergebracht. Dort hilft man den alten Leuten und den Menschen, die keine Familie haben. Aber dort gibt es keine wirklich medizinische Hilfe.

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Das bedeutet also auch, dass die Menschen kostenfrei in dem von Ihnen geplanten Heim leben können.

Ja und nein. Es ist die Idee, dass wir soziale Hilfe anbieten: den Leuten, die keine Möglichkeit haben, dafür zu zahlen, die kein Essen haben und keine gesundheitliche Versorgung; diese Leute bekommen den Aufenthalt umsonst. Auf der anderen Seite wird es aber auch “zahlende Gäste” geben, die mit ihren Beiträgen die Armen unterstützen. Das werden Menschen sein, die entweder selbst erspartes Geld haben oder deren Kinder im Ausland leben und für die Eltern zahlen.

 

Das wird also eine echte Solidargemeinschaft?

Ja, und ich denke, das funktioniert.

Das gilt auch für unser Schulungssystem. Wir haben in Nepal bis jetzt keine Altenpflege. In Nepal gibt es Krankenschwestern; Kinderkrankenschwestern und “normale” Krankenschwestern; aber keine ausgebildeten Altenpfleger.

Und deshalb wollen wir auch entsprechende Schulungen anbieten. Für unser eigenes Personal aber eben auch für andere Interessierte. Damit können wir dann auch noch ein wenig Geld verdienen, dass unseren eigenen Bewohnern hilft.

 

Wie ist der Stand der Planung? Gibt es Baupläne? Gibt es Termine?

Pläne haben wir schon zum Teil. Aber auch das kostet sehr viel Geld.

Nepal - müssen Sie wissen - ist ein armes Land. Erst einmal musste ich viel Überzeugungsarbeit machen, dass es wichtig ist, für die Alten und Armen etwas zu tun. Dabei halfen mir die bereits vorhandenen Pläne. Ohne diese Pläne gäbe es nicht das Grundstück.

 

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Angenommen, Sie hätten morgen das Geld: wie lange würde es dauern, ehe das Projekt, das Gebäude funktionsfähig wäre?

Wir bräuchten sechs, vielleicht sieben Monate. Wir könnten sehr schnell bauen. Das ist sehr leicht in Nepal. Wir brauchen nicht viel Zeit und viel weniger Bürokratie als hier in Deutschland. Ich war auch 14 Jahre Beamter in Nepal; ich kenne das System sehr gut.

 

Ich vermute doch sicher nicht zu Unrecht, das Sie Spenden sammeln wollen. Wie weit unterstützt sie der HVD dabei und von welchen Summen reden wir eigentlich?

Der HVD hat ein Konto eingerichtet. Wir benötigen rund 1,5 Millionen Euro. Der Staat hat das Grundstück zur Verfügung gestellt. Und Grundstücke sind sehr teuer in Katmandu.

 

Das bedeutet doch aber auch, dass die nepalesische Regierung das Projekt unterstützt und haben möchte.

Ja natürlich. Anfänglich war das etwas schwierig. Aber mein Projekt hat die Regierung dann überzeugt.

 

Das klingt sehr spannend. Und ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie das Projekt finanziert bekommen. Wir bleiben dazu in Kontakt.

 

Das Interview führte Frank Nicolai für den hpd.

Das Konto für Spenden:
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