Humanisten kritisieren EZW

KONSTANZ. (hpd/habo) Die Humanistische Alternative Bodensee (HABO) hat die Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) der Evangelischen Kirche in Deutschland kritisiert und ihr “Stiftung von Unfrieden” vorgeworfen.

In ihrem aktuellen Newsletter hat sich der theologische Mitarbeiter der Einrichtung in Berlin, Dr. Reinhard Hempelmann, mit der neuesten Literatur von Ronald Dworkin auseinandergesetzt. Dessen Werk “Religion ohne Gott”, das im Mai 2014 erschienen ist, war der EZW eine Rezension wert, die der Sprecher der HABO, Dennis Riehle, als Grundlage zur “Stiftung von Unfrieden” bewertet.

So schreibt Hempelmann in seinem Fazit zum Buch, wonach die “Überlegungen des Rechtsphilosophen” zeigten, “dass die Grenzen zwischen Religion und Atheismus fließend geworden sind”. “Atheisten dürften darüber kaum erfreut sein und Glaubende werden nicht zustimmen, wenn gesagt wird, dass Religion etwas Tieferes ist als Gott”. Riehle kommt nach der Lektüre von Dworkins Schrift zu einem anderen Schluss: “Ich sehe in den Ausführungen durchaus die Bemühung, einen Religionsbegriff erarbeiten zu wollen, der von möglichst vielen Seiten mitgetragen werden kann”.

Der Sprecher der HABO bemängelt zudem, dass die EZW sich immer wieder daran macht, Religion – und besonders das Christentum – mit ihren Alleinstellungsmerkmalen zu überhöhen: “Man kann diesen Versuch als den Auftrag deuten, den christlichen Glauben und sein Profil schärfen und damit von allen anderen Weltanschauungen unterscheiden zu wollen. Gleichermaßen liegt im Übereifer der Separierung das Potenzial, den Eindruck von Überheblichkeit und Überlegenheit zu stärken und damit mehr oder weniger bewusst eine Diffamierung Andersdenkender vorzunehmen. Das sollte aber nicht Auftrag einer solchen Zentralstelle sein”.

Nach Meinung Riehles hat sich Dworkin vielschichtig mit der Tiefe der Begrifflichkeit von “Religion” beschäftigt. “Er kommt nach meiner Auffassung zu dem Ergebnis, dass die Menschen – ob Atheist oder Gläubiger – durch Religion etwas verbindet”. Zwar ringe Dworkins nach der Einschätzung von Riehle beiden Seiten eine Kompromissbereitschaft ab, in dem er den Glaubenden auffordert, “Religion als Baugrundstück zu sehen, auf dem jeder Einzelne das persönliche Haus der individuellen Überzeugung errichtet”. Gleichzeitig verlange er vom Atheisten die Anerkennung, “dass dieses Haus eben auch mit göttlicher Unterstützung entstehen kann”.

Hempelmann lasse diese ausgestreckte Hand aber nicht zu, so Riehle. So schreibt der EZW-Mitarbeiter in seinem Kommentar zu Dworkins Buch abschließend: “[Glaubende] werden daran festhalten, dass das Gute nicht gesucht und gefunden werden kann, ohne nach dem göttlichen Willen zu fragen”. Für die HABO ein Totschlagargument: “Offenkundig muss man einsehen, dass diese wissenschaftliche Stelle der EKD keinen Dialog möchte. Denn gegen die ‘Wahrheit des Glaubens’ hilft keine Vernunft – auch nicht die, die uns zum gegenseitigen Respekt ermutigt. Mit solchem Anspruch auf Absolutheit kann es nur Unfriede geben”.

 


Ronald Dworkin, Religion ohne Gott, Suhrkamp 2014, 146 Seiten, ISBN: 978–3–518–58606–8, 19,95 Euro