Secularist of the Year 2007

LONDON. (hpd) Mina Ahadi, die Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime, ist Preisträgerin des

mit £5.000 dotierten "Irwin Prize for Secularist of the Year".

 

Die Preisurkunde wurde ihr am vergangenen Samstag im Rahmen eines Festakts überreicht. Die Auszeichnung „Secularist of the Year" wird von der britischen National Secular Society jährlich an Personen oder Organisationen verliehen, die nach Ansicht der Gesellschaft Bemerkenswertes für die Sache des Säkularismus beigetragen haben.

Kandidaten

Die diesjährige Kandidatenliste hatte eine Anzahl aussichtsreicher Personen und eine Organisation benannt: Matthew Parris (Kolumnist der Times), Kenan Malik (Kommentator), Oliver Kamm (Politischer Experte), Johann Hari (Freier Journalist), Mina Ahadi (Gründerin des Zentralrates der Ex-Muslime in Deutschland), Sam Harris (Autor von "Das Ende des Glaubens"), Michel Onfray (Autor von "Wir brauchen keinen Gott!"), Peter Tatchell (Aktivist für Menschenrechte) und den Index on Censorship (für die Verteidigung der Freien Meinungsäußerung).

Dass sich Mina Ahadi trotz einer solch großartigen Konkurrenz am Ende durchsetzen konnte, hat sie nach eigenen Angaben „überrascht und übermäßig gefreut". „Ich bin natürlich sehr glücklich über diesen Preis", sagte sie gegenüber hpd. „Ich werte ihn nicht nur als Anerkennung meiner persönlichen Arbeit, sondern als Auszeichnung für alle, die den Mut haben, den Islam offen zu kritisieren. Wir dürfen uns von den Drohgebärden militanter Islamisten einfach nicht einschüchtern lassen! Nur wenn wir in dieser Auseinandersetzung entschieden Flagge zeigen, wenn wir deutlich und klar zu unseren eigenen Werten stehen, können wir die Errungenschaften von Humanismus und Aufklärung gegenüber jenen verteidigen, die uns liebend gerne ins Mittelalter zurückbomben würden."

Der Vorstand der Giordano Bruno Stiftung, die die Gründung des Zentralrats der Ex-Muslime maßgeblich unterstützt hatte, beglückwünschte Mina Ahadi zu diesem „sensationellen Erfolg": „Niemand hat diesen Preis mehr verdient als Mina Ahadi! Es verlangt sehr viel Mut, sich in aller Öffentlichkeit dazu zu bekennen, Ex-Muslimin zu sein. Allein die Tatsache, dass es nun Zentralräte von Ex-Muslimen in mehreren Ländern gibt, hat den Diskurs über den Islam nachhaltig verändert. Die Arbeit von Mina und ihren Mitstreiterinnen ist von großer Bedeutung für eine weltweite islamkritische Aufklärungsbewegung. Wir sind sehr froh, dass die National Secular Society dies offenbar ganz ähnlich einschätzt wie wir."

Preisverleihung

Während der Preisverleihung in London begründete Keith Porteus Wood, der Exekutiv Direktor der National Secular Society, die Preisverleihung an Mina Ahadi mit folgenden Worten:

„Was kann die National Secular Society über die Gewinnerin des diesjährigen Secularist of the Year Preises sagen - außer dass wir unsere tiefste Bewunderung für Mina Ahadis Mut und Engagement ausdrücken?

Mina Ahadi begann ihre politischen Aktivitäten mit sechzehn Jahren, als sie im Iran lebte. 1979, während der Iranischen Revolution, war sie an der Universität in Tabriz und sie begann sofort Demonstrationen und Versammlungen zu organisieren, um gegen die Zwangsverschleierung zu protestieren. Durch diesen mutigen Dissens wurden die Autoritäten des islamischen Regimes auf sie aufmerksam und sie musste in den Untergrund gehen, um Vergeltungsanschläge zu vermeiden.

Ihr Haus wurde Ende 1980 von der Polizei gestürmt und ihr Ehemann und vier ihrer Kameraden verhaftet. Mina entkam nur, weil sie zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause war.

Ihr Ehemann und die vier verhafteten Kameraden wurden kurz darauf alle von einem Erschießungskommando hingerichtet. Für eine Weile lebte sie im Untergrund und floh dann 1981 ins iranische Kurdistan, von wo sie für die nächsten zehn Jahre gegen das islamische Regime kämpfte. 1990 ging sie nach Wien. Sie zog 1996 nach Deutschland und lebt seitdem in Europa.

In all dieser Zeit hat Mina Ahadi mit aller Macht für die Rechte der Frau gekämpft. Sie hat das Internationale Komitee gegen die Steinigung gegründet - das jetzt weltweit über 200 Zweigstellen hat. Sie leitet auch das Internationale Komitee gegen Hinrichtungen und ist Vorsitzende der neu gegründeten Organisation für Frauenrechte, Equal Rights. Anfang des Jahres hat sie den Zentralrat der Ex-Muslime in Deutschland gegründet, um Leute zu unterstützen, die dem Islam und der Religion abschwören wollen.

Diese brillante Idee wurde nun in mehreren europäischen Ländern nachgeahmt, auch hier in Großbritannien von unserem Mitglied Maryam Namazie.

Keineswegs entmutigt durch die unvermeidlichen Todesdrohungen hat Mina weitergemacht, entschlossen Frauen von den Verheerungen des Islams zu beschützen.

Die Abkehr vom Glauben im Islam ist verboten und in einigen islamischen Staaten steht darauf die Todesstrafe - einschließlich des Iran, Saudi Arabien, Afghanistan, Pakistan, Sudan und Mauretanien. Sie nennt solche Staaten „Islam-geplagt" und ihre eigene Erfahrung, unter solchen Regimen gelebt und gelitten zu haben, hat sie noch entschlossener gemacht, andere aus deren Fängen zu befreien.

Ich kann Ihnen nicht sagen wie stolz die National Secular Society ist, diese wundervolle, mitfühlende, nette, aber auch ‚stahlharte' Frau zu ehren".

Dawkins: „Bewunderung und Dankbarkeit"

Auch Richard Dawkins beglückwünschte die Preisträgerin: „Ich habe lange empfunden, dass der Schlüssel zur Problemlösung der weltweiten Bedrohung durch den islamischen Terrorismus und seiner Unterdrückung im Erwachen der Frauen liegen könnte, und Mina Ahadi ist eine charismatische Führerin, die auf dieses Ziel hinarbeitet.

Die brutale Unterdrückung der Frauenrechte in vielen Ländern der islamischen Welt ist ein offensichtliches Verbrechen. Zwar weniger offensichtlich, aber ebenso schändlich, ist die hilfslose Zustimmung von westlichen Liberalen, sich dem zu fügen. Es ist schlimm und nicht hilflos, es ist bevormundend und herablassend zu sagen: „Das Frauen-Schlagen ist Teil ‚ihrer' Kultur. Wer sind wir, dass wir diese Traditionen verurteilen wollten?"

Mit einer Religion, die so unsicher ist, dass sie den Glaubensabfall mit der Todesstrafe bedroht, sollten wir keine Kontakte pflegen, und Ex-Muslime, die aufstehen und dagegen kämpfen, verdienen unsere höchste Bewunderung und Dankbarkeit für ihren Mut. Eine in der Spitze dieser ehrenhaften Gruppe ist Mina Ahadi. Ich sage ihr meinen Respekt dafür und beglückwünsche sie zu diesem wohlverdienten Preis als ‚Säkularistin des Jahres'."

(Übersetzung: Carsten Frerk)

Abbildung (v.l.n.r.) Mahin Darvisch Rohani, Patti Debonitas, Mina Ahadi.