Verleumderische Vorwürfe

BERLIN. (hpd) Die CDU in Mecklenburg-Vorpommern schreckt im gegenwärtigen Streit um Religions- und bekenntnisfreien Unterricht in Schulen nicht vor unsäglichen Bezügen zur NS-Diktatur und DDR-Zeit zurück und beschuldigt den HVD, „dezidiert anti-religiös“ zu sein.

So teilte die CDU-Fraktion mit: „Der staatlich verordnete Atheismus der DDR, den der dezidiert anti-religiöse Humanistische Verband wiederbeleben möchte, hat das Wertegefüge der ostdeutschen Gesellschaft nachdrücklich geschädigt. ... Deshalb ist der Religionsunterricht gerade in einem Land wie Mecklenburg-Vorpommern unerlässlich.“ CDU-Fraktionschef Armin Jäger warnte davor, nach NS-Zeit und SED-Diktatur in einen neuen Kulturkampf gegen das Christentum zu verfallen.

Zu diesen Vorwürfen erklärte heute der Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands (HVD), Dr. Horst Groschopp: „Die CDU in Mecklenburg-Vorpommern hat jedes Augenmaß verloren. Man hat sich offenbar überhaupt nicht mit unserem Humanistischen Selbstverständnis und unserer humanitären Praxis auseinandergesetzt. Dies halte ich nicht nur für unseriös, sondern für höchst gefährlich“.
Die Initiative zur Einführung eines Unterrichtsfachs LER löst diese Debatte aus. Die CDU sieht – völlig zu Unrecht – alle christlichen Werte auf der Abschussliste und geriert sich als „abendländische“ Kampfgruppe. Sie unterstellt fälschlicherweise, dass Schülerinnen und Schüler durch den Unterricht keine Informationen über die christlichen Werte erhalten. Das aber gerade wird ein Inhalt des Faches sein. Alle sollen die Möglichkeit haben, sich über die unterschiedlichsten Wert- und Denkmodelle auf der Welt zu informieren und schließlich selbst einen Weg in der Gesellschaft finden. Dies hat mit einem „staatlich verordneten Atheismus der DDR“ – so Dr. Jäger, CDU-Fraktionsvorsitzender – ebenso wenig zu tun, wie mit dem vorgeblich befürchteten Kulturkampf gegen das Christentum.

Dr. Groschopp: „Der HVD hat sich der langen Tradition der humanistischen Aufklärung verschrieben. Wir achten selbstverständlich die Werte und Überzeugungen aller anders Denkenden, auch der gläubigen Menschen. Aber wir lehnen es ab, Kinder durch den Religionsunterricht missionieren zu lassen. Unser von fast 50.000 Schülern in Berlin und Brandenburg freiwillig besuchter Lebenskunde-Unterricht gibt denen, die nicht zum Religionsunterricht wollen, eine Alternative, die wir ergänzend zum bekenntnisfreien Unterricht für alle in den kommenden Jahren auch in Mecklenburg-Vorpommern anbieten werden.“

Der HVD hofft, dass die anderen Fraktionen im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern in der Lage sein werden, das Gutachten von Prof. Dr. Renck, eines ausgewiesenen Verfassungsrechtlers, unvoreingenommen zu würdigen. Der HVD prüft derzeit, wie er juristisch gegen die Verleumdungen durch die CDU vorgehen kann.

Judith Huber

 

Die Stellungnahme des HVD bezieht sich auf folgende belegte und öffentlich nachvollziehbare Äußerungen der CDU MV, des Bekenntnisses der CDU-Fraktion zum Religionsunterricht, einen Artikel in der Ostsee Zeitung und weitere Nachrichten zum Thema.