Protest gegen einseitige ORF-Berichterstattung

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Prag / Foto: Astrid Friedrich

WIEN. (hpd) Österreichs atheistische und humanistische Vereine zeigen sich irritiert über die Serie von Beiträgen über den Papst-Besuch in Tschechien. Wiederholt transportierte der ORF Äußerungen von Benedikt XVI, die Atheistinnen und Atheisten pauschal verunglimpften.

 

Das öffentlich-rechtliche Medium fand es nicht einmal der Mühe wert, diese Aussagen in gebotener Weise zu relativieren oder Vertreter atheistischer Organisationen um Reaktionen zu bitten. „Gegen diese einseitige Berichterstattung protestieren wir. Der ORF hat sich an das Objektivitätsgebot zu halten und nicht Propaganda zu betreiben“, kritisieren die Vorsitzenden der Vereine. Der ORF dürfe beleidigende Äußerungen nicht unkommentiert lassen.

Menschen, die nicht an Gott glauben oder mit Religion nichts am Hut haben, können keine guten Menschen sein. Politische Ideologien, die ohne Gott auskommen, sind schlecht. Das waren die zentralen Botschaften von Benedikt XVI. auf seiner Tschechien-Reise. „Ähnliche Aussagen über Homosexuelle, Muslime oder Juden wären undenkbar oder würden einen Sturm der Entrüstung hervorrufen, auch der ORF würde solche Aussagen sehr kritisch kommentieren. Über AtheistInnen darf man so etwas aber offenbar sagen“, kritisieren die Vorsitzenden Österreichs atheistischer und humanistischer Vereine, Theo Maier (Freidenkerbund), Karl Linek (Allianz für Humanismus und Atheismus/AHA) und Erich Eder (AgnostikerInnen und AtheistInnen für ein säkulares Österreich/AG-ATHE).

„Wir sind sehr irritiert, dass solche pauschalen Verunglimpfungen unkommentiert auf einem öffentlich-rechtlichen Sender zu hören sind. Der ORF hat hier sein Objektivitätsgebot schwer verletzt. Die Redaktion hätte sich entweder mit kritischen Formulierungen davon distanzieren können oder VertreterInnen laizistischer Organisationen in Tschechien oder Österreich um Reaktionen bitten können.“ Das sei offenkundig nicht passiert.“Das ist entweder offene Diskriminierung oder Gedankenlosigkeit in einem erschreckenden Ausmaß.“

Vereine verlangen Entschuldigung

Die Vereine verlangen vom ORF eine Klarstellung und eine Entschuldigung. „Wir haben es langsam satt, uns als Konfessionslose ständig als von Grund auf böse Menschen darstellen zu lassen oder zumindest als solche, die zu ethischem Handeln unfähig sind. Das ist eine diffamierende Unterstellung gegenüber der mehr als einer Million konfessionsloser Menschen allein in Österreich im Allgemeinen und zehntausenden AtheistInnen im Speziellen. Und wir denken, dass wir hier auch stellvertretend für die Konfessionslosen und AtheistInnen Tschechiens sprechen. Wir leben im 21. Jahrhundert. Es wäre Zeit, zur Kenntnis zu nehmen, dass man Menschen nicht einfach so aufgrund ihrer Weltanschauung beleidigen darf.“

Christoph Baumgarten