„... seriös, säkular und hoffnungsvoll..“

Michael Schmidt-Salomon

Philosoph, Autor, Komponist, Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung (GBS), schildert die besondere Bedeutung, die Johannes Neumann auch für die Entstehung und die Existenz der Giordano Bruno Stiftung hat, in dessen Wissenschaftlichen Beirat er seit Gründung der GBS Mitglied ist.

hpd: Wie kam Johannes Neumann zur Giordano Bruno Stiftung?

Michael Schmidt-Salomon: Johannes war im Grunde lange schon gbs-ler, bevor es die Giordano Bruno Stiftung überhaupt gab! Ich erinnere mich gut daran, wie wir im Oktober 2000 anlässlich der Verleihung des Erwin-Fischer-Preises an Johannes und seine Frau Ursula zusammen saßen und über die Möglichkeit der Gründung eines „Giordano-Bruno-Fonds (!) für die Opfer religiöser Gewalt“ nachdachten. Johannes war auch der Erste, der mich 2004 dazu ermutigte, das Konzept des evolutionären Humanismus weiterzuentwickeln. Nachdem er meinen Vortrag „Hoffnung jenseits der Illusionen? Die Perspektive des evolutionären Humanismus“ in der Schriftenreihe der Freien Akademie gelesen hatte, schrieb er mir überraschenderweise einen Brief, in dem er meinte, dass dies ein sehr fruchtbarer, positiver Denkansatz sei, auf dem sich doch ganz gewiss etwas aufbauen ließe. Wie „prophetisch“ diese Worte waren, wusste damals niemand. Genau genommen handelte es sich sogar um eine „selbsterfüllende Prophezeiung“…


Inwiefern?

Vielleicht erinnerst du dich: Ich freute mich damals so sehr über diese positive Einschätzung, dass ich dir, Carsten, wenig später davon erzählte - und zwar just in dem Moment, als du mich in Begleitung von Herbert (Steffen) das erste Mal besucht hast. Johannes’ Brief war der Grund dafür, dass wir bei diesem ersten Treffen nicht, wie geplant, über unser gemeinsames Buchprojekt „Die Kirche im Kopf“ sprachen, sondern ausgerechnet über „evolutionären Humanismus“. Das wiederum brachte Herbert auf eine folgenreiche Idee, die letztlich zur Gründung der „Giordano Bruno Stiftung zur Förderung des evolutionären Humanismus“ führte.

Johannes Neumann spielte also eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der gbs?

Absolut! Ich bin allerdings davon überzeugt, dass er in seiner bescheidenen, zurückhaltenden Art niemals auf den Gedanken käme, bei der Stiftungsgründung eine maßgebliche Rolle gespielt zu haben. Für mich jedoch ist er einer unserer wesentlichen Impulsgeber. Und so war es für uns auch eine Selbstverständlichkeit, dass wir gleich in den Anfängen der gbs bei ihm anfragten, ob er unserem Beirat angehören wolle. Glücklicherweise sagte er sofort zu. Auch als wir die „Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland“ (fowid) gründeten, zögerte er keine Sekunde, das Projekt zu unterstützen.

Wie würdest du die Bedeutung von Johannes Neumann für die Stiftung einschätzen?

Im Namen der gesamten Stiftung kann ich sagen, dass wir alle sehr, sehr froh sind, Johannes unter uns zu wissen. Er ist ja zweifellos einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der säkularen Szene in Deutschland! Wir alle haben enorm viel von ihm gelernt und profitiert. Sein 80. Geburtstag ist eine gute Gelegenheit, endlich einmal „Danke“ für all das zu sagen, was Johannes über die Jahrzehnte hinweg geleistet hat. Wenn es erlaubt ist, würde ich das gerne in persönlicher Anrede tun…

Aber sicher…

Also: Herzlichen Dank, lieber Johannes! Danke für die vielen klugen Argumente, die du uns an die Hand gegeben hast! Danke für das große Engagement, mit dem du seit Jahren für die Trennung von Staat und Kirche sowie für eine humanere Gesellschaft kämpfst! Danke nicht zuletzt auch dafür, dass du wie kaum ein anderer gezeigt hast, wie sehr sich Menschen wandeln können, wenn sie den aufklärerischen Mut aufbringen, sich des eigenen Verstandes zu bedienen! Wer dich heute trifft, würde niemals auf den Gedanken kommen, dass du einst ein strenger katholischer Theologe warst! Lieber Johannes, du hast einmal gesagt, dass mit der Giordano Bruno Stiftung endlich „eine Heimat für unsere Ideen“ geschaffen wurde! Für mich wie für den gesamten Stiftungsvorstand ist diese „Heimat“ untrennbar auch mit deinem Namen verbunden. Deshalb wünsche ich dir, mir, uns allen, dass du uns noch lange erhalten bleibst! Wir zählen auf dich! In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch zum Achtzigsten! Mögen noch viele weitere Geburtstage folgen!

Die Fragen stellte Carsten Frerk