Das Thema sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche ist nicht neu. Zu viele Enthüllungen in der Vergangenheit sorgten dafür, dass die Institution das Thema nicht vom Tisch bekam. Kaum ein Bistum war hiervon ausgenommen. Seit 2010 beschäftigt das Thema die deutsche Öffentlichkeit. Die Aufarbeitung innerhalb der katholischen Kirche und die Behandlung von Missbrauchsopfern blieb aber weitgehend unsichtbar. Anlass eine Zwischenbilanz zu ziehen.
In Louisiana kommt ein Priester nach Kindesmissbrauch ohne Schadenersatz davon – weil die Taten lange genug zurückliegen. Der Oberste Gerichtshof des US-Bundesstaates kippte im März die verlängerte Frist für Zivilklagen von Opfern sexueller Gewalt. Das erst 2021 eingeführte Gesetz (Louisiana Child Victims Act) ermöglichte den Opfern vorübergehend, die Täter juristisch zu belangen, ohne an eine Verjährungsfrist gebunden zu sein. Die Entscheidung fiel denkbar knapp aus: Vier der sieben Richterinnen und Richter votierten für die Streichung.
Die aktuelle Erklärung des Vatikan mit dem Titel "Dignitas Infinita" (Unendliche Würde) will den weltweit 1,4 Milliarden Katholiken eine Richtschnur geben, wie sie beim Thema Menschenwürde denken sollen. Wenn sich die rund 21 Millionen deutschen Katholiken daran ein Vorbild nehmen, werden sie in wichtigen politisch-gesellschaftlichen Feldern keinen leichten Stand haben. Es geht um die auch hierzulande hochaktuellen Themen Abtreibung, Leihmutterschaft, Sterbehilfe oder sexuelle Selbstbestimmung.
Als die Glaubensbehörde des Vatikans im Dezember letzten Jahres die Segnung homosexueller Paare erlaubte, wurde die Kritik laut, dass die katholische Kirche dennoch an der Diskriminierung von schwulen und lesbischen Gläubigen festhält, indem sie ihr Sexverbot für diese Gruppen aufrechterhält. Bei anderen stößt selbst diese zaghafte Liberalisierung auf ein vehementes Nein.
Im Hildesheimer "Theater für Niedersachsen" läuft ein ungewöhnliches Experiment: Es werden die Missbrauchsfälle der Kirche auf die Bühne gebracht. Karl Haucke ist Betroffener körperlicher, sexualisierter Gewalt in einem katholischen Ordensinternat. Und er steht selbst neben professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern auf der Bühne. Nach der Premiere des Stücks am vergangenen Samstag sprach hpd-Autor Peter Kurz mit ihm über die Entstehungsgeschichte und den Hintergrund des Stücks. Und über die Reaktionen des Publikums auf diesen schweren Stoff.
Auch im katholischen Polen zieht der Skandal um sexuelle Gewalt in der Kirche weite Kreise. Im Mittelpunkt des aktuellsten Falles steht der Rücktritt von Andrzej Dziuba, dem Bischof von Lowicz. Dem 74-jährigen werden Versäumnisse bei der Aufarbeitung von Missbrauchsbeschuldigungen gegen Priester seiner Diözese vorgeworfen.
Der Bund für Geistesfreiheit (bfg) München möchte vom Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter und den Stadtratsfraktionen wissen, wann das Thema Umbenennung von Straßennamen in den Stadtrat geht und wie der inzwischen fast zehn Jahre dauernde mehr oder weniger interne städtische Prozess endlich von einer lebendigen Diskussion in der Öffentlichkeit abgelöst werden kann.
Paola Roldán Espinosa ist unheilbar an Amyotropher Lateralsklerose erkrankt. Um in Würde und selbstbestimmt sterben zu können, hat sie sich im August an das ecuadorianische Verfassungsgericht gewandt. Dieses hat nun in diesem Monat geurteilt, dass ein Gesetz zu legaler Sterbehilfe geschaffen werden muss. Während das Gericht mit Würde argumentiert und religiöse Gefühle in einem laizistischen Staat nicht als ausreichenden Grund für eine Kriminalisierung sieht, ist die katholische Kirche anderer Meinung. Die Bischofskonferenz rückt legale Sterbehilfe in die Nähe von Totschlag und stuft sie als diabolisch ein.
Die Organisation Missbrauchsopfer & Betroffene im Bistum Trier (MissBit e.V.) hat versucht, mit Bischof Stephan Ackermann eine formelle Kooperationsvereinbarung zu schließen, die die individuelle Aufarbeitung für Betroffene zum Inhalt hatte. Diese hat er jedoch abgelehnt.
Die spanische katholische Bischofskonferenz hat die Auswertung ihrer Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 2022 präsentiert und gleich noch Prognosen für 2024 getätigt. Nach diesen soll die Kirche drei Prozent des spanischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) erwirtschaften. In die Schätzungen fließen nicht nur Einnahmen durch religiöse Veranstaltungen und Kulturgüter ein, sondern auch Vermögenswerte von kulturellem Interesse. Dazu zählen für die Bischöfe allerdings auch die Arbeit von Ehrenamtlichen und sogar erteilter Religionsunterricht.
Am 18. Dezember 2023 veröffentlichte der Vatikan mit "Fiducia supplicans" eine Erklärung über die pastorale Sinngebung von Segnungen. In dieser versucht Papst Franziskus den Spagat zwischen den antiquierten Ideen der katholischen Kirche und der Lebensrealität potentiell gläubiger Menschen im 21. Jahrhundert zu schaffen. So ist die Segnung unverheirateter und homosexueller Paare nun möglich, darf aber nicht mit einer Trauung verwechselt werden. Bei kirchlichen Würdenträgern vor allem in Afrika trifft dies auf Ablehnung. Die Bischofskonferenz Afrikas und Madagaskars verweigert homosexuellen Paaren weiterhin jeden Segen.
Die katholische Bischofskonferenz Spaniens hat einen neuen Einnahmerekord für das Jahr 2022 vermeldet. Über 360 Millionen Euro hat die Kirche über Spenden aus Steuererklärungen erhalten. Obwohl sie ständig Gläubige verliert, stiegen die Einnahmen von 2021 auf 2022 um etwa 38 Millionen Euro. Erklärungen dafür könnten die gesunkene Zahl von Menschen ohne Arbeit und die gestiegenen Arbeitsentgelte sein.
Einst war Carlo Maria Viganò Nuntius des Vatikan in den USA. Heute ist er bekannt als Verschwörungsmythiker und als Gegner des amtierenden Papstes Franziskus, dessen Verhaftung er fordert. Viganò, der nach dem Vorbild der Piusbruderschaft ein Priester-Seminar für Traditionalisten gründen will, betrachtet Franziskus nicht als rechtmäßigen Papst und kritisiert, dass die katholische Kirche durch Franziskus eine zu lockere Haltung in Bezug auf Sexualität eingenommen habe.
Wegen Missbrauchsvorwürfen ermitteln die Schweizer Behörden an einer Schule der katholischen Piusbrüder in der Schweiz. Anlass ist ein Artikel in der Schweizer Tageszeitung "Le Temps", in dem ein früherer Schüler von physischer, psychischer und sexueller Gewalt in seiner Grundschulzeit berichtete.
Nach dem Grundgesetz sind Staat und Kirche voneinander getrennt und der Staat ist weltanschaulich neutral. Die Bestellung und Bezahlung von Bischöfen ist daher eine innerkirchliche Angelegenheit, aus der sich der Staat herauszuhalten hat.