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Foto: Evelin Frerk

07. 05.

Bruder Schimpanse, Schwester Bonobo - Grundrechte für Menschenaffen

Vortrag von Volker Sommer in Kassel

Ist es an der Zeit, den rechtlichen Status unserer allernächsten Verwandten zu ändern – und sie als Personen in die Gemeinschaft der Gleichen aufzunehmen? Genau darum geht es dem von den Philosophen Peter Singer (Australien) und Paola Cavalieri (Italien) initiierten Great Ape Project. Das GAP fordert für Orang-Utans, Gorillas, Bonobos und Schimpansen einige jener Privilegien ein, die bisher nur für Menschen gelten. Dazu zählt das Recht auf Leben, Freiheit und ein Verbot von Folter.

Die Initiative macht sich dafür stark, die community of equals – die Gemeinschaft der Gleichen – zu erweitern. Es würde damit als Unrecht gelten, Große Menschenaffen in medizinischen Experimenten zu schädigen, zu Tode zu richten oder ihren Lebensraum zu zerstören.

Menschenaffen sind mit Bewusstsein und menschenähnlicher Leidensfähigkeit begabt, können sich in andere Wesen hineinversetzen und in die Zukunft denken. Deshalb sollen Große Menschenaffen nicht mehr wie bisher als 'Eigentum' gelten dürfen (das ausgebeutet, verkauft und getötet werden kann), sondern als Personen.

Die Forderung nach elementarer Gleichstellung der Menschenaffen ist eine zeitgenössische Fortsetzung vormaliger Erörterungen – etwa der, ob Frauen das Wahlrecht besitzen sollen, ob dunkelhäutige Afrikaner oder australische Ureinwohner Menschen sind, oder ob Homosexuelle heiraten dürfen. Vielerorts wurde die Gemeinschaft der Gleichen nach oft leidenschaftlichen Diskussionen und Auseinandersetzungen entsprechend erweitert. Zunehmend halten deshalb Philosophen und Primatologen den historischen Moment für gekommen, erneut inklusiver zu werden. Aufzuheben wäre nunmehr die Schranke des Speziesismus, der die Ungleichbehandlung von Lebewesen allein aufgrund ihrer Artzugehörigkeit rechtfertigt.

Zur Person:
Volker Sommer ist Professor für Evolutionäre Anthropologie am UCL (University College London). Freilandforschung führte ihn für viele Jahre zu Tempelaffen in Indien, Gibbons im Regenwald Thailands und zu Schimpansen im Bergland Nigerias. Sommer berät die UN als Menschenaffen-Experte und zählt zum wissenschaftlichen Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung. Einer breiteren Öffentlichkeit ist der engagierte Naturschützer durch Fernsehsendungen sowie seine provokanten Bücher zu evolutionsbiologischen Themen bekannt, zuletzt "Schimpansenland" und "Menschenaffen wie wir".

Der Vortrag findet im Rahmen der Vorlesung Evolutionsbiologie des Lehrgebiets Evolutionsbiologie der Universität Kassel statt (Leitung: U. Kutschera, www.uni-kassel.de/fb19/ plantphysiology/ undwww.evolutionsbiologen.de).