Die Legende vom christlichen Abendland
Vortrag und Diskussion mit Althistoriker Rolf Bergmeier in Freiburg
Wenn von Europa, seinem Selbstverständnis und seinen Werten die Rede ist, fällt oft der Begriff „christlich-abendländisch“. Einige Wohlmeinende verweisen in diesem Zusammenhang gerne auch auf das „jüdisch-christliche Erbe“ Europas. Damit allerdings setzen sie den Bindestrich an eine sensible Stelle: Denn Juden lehnen die Vereinnahmung in eine „jüdischchristliche Kultur“ meist entschieden ab. Kulturwissenschaftler, Philosophen, Althistoriker und Altphilologen kritisieren das „christlich-abendländische Geschichtsbild“ vor allem deshalb, weil es den entscheidenden Beitrag der Antike ignoriert.
Europa, sein demokratisches Modell und seine Kultur, seien ohne Athen und Rom gar nicht vorstellbar,erklären sie. Zudem dürfe man nicht übersehen, dass Europas Kulturlandschaft maßgeblich auch von der islamisch-arabischen Zivilisation geprägt wurde, die zwischen dem 8. und 14. Jahrhundert ihre Blütezeit erlebte. Und dabei ist die Aufklärung mit ihren wichtigen politischen und humanitären Impulsen noch gar nicht erwähnt!
Zum Referenten:
Rolf Bergmeier ist schriftstellerisch tätig und Autor verschiedener Publikationen, die sich mit der Schnittstelle "Alte Geschichte, frühes Mittelalter und Kirchengeschichte" beschäftigen. Neben dem Buch "Christlich-abendländische Kultur - Eine Legende" (2014) hat er auch die Titel "Kaiser Konstantin und die wilden Jahre des Christentums: Die Legende vom ersten christlichen Kaiser" (2010) und "Schatten über Europa. Der Untergang der antiken Kultur" (2012) veröffentlicht. Rolf Bergmeier ist Mitglied im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung.