Religiöse Rechte – Notizen August 2011

Ann Coulter gab ihre Geschichtskenntnisse in der Fernsehsendung 700 Club zum Besten. Angeblich seien die Nazis links gewesen, während die amerikanische Unabhängigkeitsbewegung eine christliche Revolution gewesen sei. Auch Letzteres stimmt bekanntlich nur bedingt, denn viele der Gründerväter der USA standen Religionen kritisch gegenüber. (Quelle)

Zentrales Ereignis des Monats war die von Gouverneur Rick Perry geplante Massenveranstaltung „The Response“, die am 6. August in einem Stadion in Houston stattfand. Bereits im Vorfeld hatte er angekündigt, für niedrigere Steuern beten zu wollen. (Quelle)

Für die Veranstaltung hatte Perry eine Vielzahl Vertreter der Christlichen Rechten für sich gewinnen können, am wichtigsten die American Family Association. Aber auch viele Einzelpersonen nahmen die Einladung an. So nahm beispielsweise Pastor John Hagee teil, der gepredigt hatte, dass Hitler von Gott geschickt wurde, um die Juden der Welt nach Israel zu treiben. Aber auch Alice Patterson, die in der demokratischen Partei Dämonen am Werk sieht, hatte einen Auftritt. Ebenso hatte die Teilnahme einer Organisation, die dazu aufruft, Juden zu Jesus zu bekehren für Kritik gesorgt. (Quelle)

Televangelist Pat Robertson, der den texanischen Gouverneur als Interviewpartner auf seinem Sender empfangen hatte, lobte Rick Perry. Er sprach seine wirtschaftliche Kompetenz an und erwähnte, dass er seine Amtsführung mit der Bibel begründe. Im gleichen Atemzug erteilte er einer Trennung von Kirche und Staat eine klare Absage.
(Quelle)

Die jüdische Anti-Defamation League, die keine Sympathien für die Missionierungsbestrebungen der Christlichen Rechten hegt, sprach sich gegen die Veranstaltung aus. Über 50 liberale protestantische Geistliche und Rabbiner schlossen sich dem Aufruf an. (Quelle)

Wie zu erwarten war, nutzte Rick Perry „The Response“ um seine Kandidatur für die Präsidentschaft bekannt zu geben. Der texanische Gouverneur könnte das republikanische Bewerberfeld kräftig aufmischen. Obwohl er erst seit kurzem dabei ist, konnte er viele seiner Konkurrenten in Umfragen abhängen. Den Iowa Straw Poll, der als Auftakt zu den republikanischen Primaries gilt, konnte er nicht gewinnen, sondern musste Michelle Bachmann das Feld überlassen, da sein Name noch nicht auf den Wahlzetteln abgedruckt war. Da in den USA jedoch sogenannte Write-In-Kandidaten nichts Ungewöhnliches sind, konnte Perry dennoch bei der Abstimmung einen Achtungserfolg erzielen, da ein ernstzunehmender Teil der Abstimmenden einfach seinen Namen auf den Wahlzettel schrieb.

Auch Bryan Fischer äußerte sich zu der republikanischen Politikerin Bachmann. Seiner Meinung nach sollten Frauen sich nicht in der Politik engagieren, da sie dort scharfen Attacken ihrer Gegner ausgesetzt seien. Würden sie sich wehren, käme dies einem Verlust an Weiblichkeit gleich. Dennoch habe jede Frau ihre eigene Entscheidung zu treffen, denn auch wenn laut Bibel Männer zum Führen bestimmt seien, so könne Gott auch eine Frau als Präsidentin wünschen, falls kein fähiger Mann zur Stelle sei. Bachmann aber dürfe kandidieren, da dies dem Wunsch ihres Gatten entspreche und sie somit weiterhin einem Mann gehorche. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

Negative Schlagzeilen brachte Michelle Bachmann einer ihrer Wahlkampfhelfer aus dem Bundesstaat Iowa ein. Peter Waldron war 2006 in Uganda wegen des Besitzes von Sturmgewehren festgenommen worden, ihm werden Kontakte zu kongolesischen Rebellen vorgeworfen. Bachmann selbst hatte diesen Monat Hurrikan Irene als Warnschuss an die Politiker in Washington bezeichnet. Eine Sprecherin versuchte ihre Aussagen nachträglich zum Witz zu erklären. (Quelle 1), (Quelle 2).

Die Huffington Post stellte eine Übersicht über die wichtigsten republikanischen Präsidentschaftskandidaten und ihre Haltung zur Evolutionslehre zusammen: Rick Perry, Michelle Bachmann, Rick Santorum und Ron Paul glauben an die Schöpfung wie in der Bibel geschrieben. Newt Gingrich glaubt an Wissenschaft und Schöpfung und erklärte, dass beides für ihn vereinbar sein. Die beiden Mormonen im Bewerberfeld sind der Evolutionstheorie gegenüber aufgeschlossener. John Huntsman, derzeit noch Botschafter im Auftrag der Obama-Regierung glaubt an Evolutionslehre und globale Erwärmung, während Mitt Romney immerhin meint, dass Gott die Welt erschuf und die Evolution sein Werkzeug zur Schaffung des Menschen war. (Quelle)

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr