Anthroposophie und Nationalsozialismus

Anmerkungen
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(1) Vgl. z. B. Bund der Waldorfschulen, „Wesen und Aufgaben der Waldorfschulen“ vom 2.3.1935 (BArch, R 4901, Nr. 2519, Bl. 243).
(2) (ebd., Bl. 255)
(3) Peter Staudenmaier, „Der deutsche Geist am Scheideweg: Anthroposophen in Auseinandersetzung mit völkischer Bewegung und Nationalsozialismus“, in:
Uwe Puschner/Clemens Vollnhals (Hrsg.), „Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus. Eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte“, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2012, Seite 482
„Der deutsche Geist am Scheideweg: Anthroposophen in Auseinandersetzung mit völkischer Bewegung und Nationalsozialismus“ im Folgenden abgekürzt als „Staudenmaier“
(4) Staudenmaier, Seite 481
(5) Staudenmaier, Seite 489. Weiter Staudenmaier: „Mit Bartsch und seinem Kollegen Franz Dreidax wurden zwei prominente Anthroposophen in den Führerrat der Gesellschaft aufgenommen. Anthroposophische Beiträge erschienen regelmäßig in der Zeitschrift »Leib und Leben« der Gesellschaft. Bartsch konnte 1937 zutreffend behaupten, »dass sich die führenden Männer der Demeter-Bewegung rückhaltlos mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen dem nationalsozialistischen Deutschland zur Verfügung gestellt haben«.“
(6) Peter Staudenmaier, „Between occultism and fascism: Anthroposophy and the politics of race and nation in Germany and Italy, 1900-1945“, Dissertation, Cornell University, August 2010, Seite 230
„Between occultism and fascism: Anthroposophy and the politics of race and nation in Germany and Italy, 1900-1945“ im Folgenden abgekürzt als „Dissertation-Staudenmaier“
(7) Staudenmaier, Seite 489
(8) Dissertation-Staudenmaier, Seite 250: „Indeed the Third Reich can be seen as the time when biodynamic agriculture received its most significant levels of state support and achieved its most impressive status among high officials.“ Dazu die erläuternde Fußnote 257: „Retrospective anthroposophical accounts sometimes obliquely acknowledge this, noting for example the considerable increase in biodynamic production during the Nazi era. Wilhelm zur Linden, chairman of the »Verein zur Förderung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise« in Berlin and a close associate of Bartsch, claims that there were 2000 biodynamic farms and gardens in Germany by 1940 (zur Linden, »Blick durchs Prisma«, 247). Such figures are difficult to verify, but the annual reports of the »Reichsverband für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise« do indicate a steady rise in activity and confidence from 1933 onward. Other post-war anthroposophical claims can be confirmed through archival evidence, such as Demeter supplying the Rudolf Hess Hospital with biodynamic products; see the 1934 RVBDW »Geschäftsbericht«, BA R58/6197/1: 192. These achievements were not always attributed to cooperation between anthroposophists and Nazis; Werner, »Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus«, 362, quotes the head of Weleda crediting supernatural forces for preserving the enterprise intact throughout the entire Nazi period.“
Vergleiche auch: Gunter Vogt, „Ökologischer Landbau im Dritten Reich“, in: „Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie“, Nr. 48, (2000), Seite 161-80
(9) Staudenmaier, Seite 484
(10) vergleiche Staudenmaier, Seite 485-86
(11) Im KZ-Dachau führte der ehemalige Waldorfschüler und SS-Arzt Sigmund Rascher geplant tödlich verlaufende Menschenversuche an KZ-Insassen durch. Die anthroposophische Firma „Weleda“ versorgte Rascher mit Materialien für seine Menschenversuche (vergleiche Dissertation-Staudenmaier, Seite 251).
Folgendes mag die besondere Grausamkeit Raschers verdeutlichen (Zusammenfassung von Wikipedia): Rascher führte im KZ-Dachau u. a. „Unterkühlungsversuche“ durch. Für diese Versuche ließ man Versuchspersonen nackt 9–14 Stunden bei Eiseskälte im Freien stehen, deren Körpertemperatur dabei auf 27 °C absank. Als der Winter sich dem Ende zuneigte, bat Rascher Himmler um Versetzung nach Auschwitz, da es dort kälter sei. Auch sei das Gelände größer, so dass dort weniger Aufsehen erregt werde. „Die Versuchspersonen brüllen, wenn sie frieren,“ schrieb Rascher …
(12) Staudenmaier, Seite 489-90
(13) Adolf Hitler: „(…) der deutsche Junge der Zukunft muß schlank und rank sein, flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl. Wir müssen einen neuen Menschen erziehen, auf daß unser Volk nicht an den Degenerationserscheinungen der Zeit zugrunde geht.“
Adolf Hitler am 14. September 1935, „Der Parteitag der Freiheit vom 10. bis 16. September 1935“. Offizieller Bericht über den Verlauf des Reichsparteitages mit sämtlichen Kongressreden, München 1935, S. 183
(14) In Hamburg mussten beispielsweise 1939 alle Privatschulen ihre Tätigkeit einstellen, siehe: „Konsolidierung der nationalsozialistischen Schule 1933–1939“, aus: Uwe Schmidt „Hamburger Schulen im »Dritten Reich«“, Seite 269f.:
„Privatschulen hatten in Hamburg und seinen 1937 eingemeindeten Nachbarstädten und Nachbargemeinden eine lange Tradition. Bis zur Begründung eines staatlichen hamburgischen Schulwesens 1870 waren sie für Hamburg die Normalform von Schule, während im benachbarten Altona bereits seit 1823 neben einem privaten Schulwesen acht kommunal finanzierte Stadtschulen, »gehobene Volksschulen« mit sechs aufsteigenden Klassen, bestanden. Von den um 1870 in Altona noch bestehenden 54 Privatschulen wurden die letzten 1924 aus finanziellen Gründen geschlossen, wogegen in Hamburg die Zahl privat betriebener allgemeinbildender Schulen zwar kontinuierlich zurückging, Privatschulen aber bis 1939 weiterhin existierten. Von über 200 staatlich anerkannten Privatschulen einschließlich der Konfessionsschulen und der jüdischen Schulen waren bis etwa 1900 bereits 172 aus den verschiedensten Gründen eingegangen. In den Jahren 1936/37 stellten sechs, zu Ostern 1938 sechs weitere Privatschulen ihren Unterrichtsbetrieb ein. Damit war das hamburgische Privatschulwesen, das 1925 noch – ohne die katholischen Gemeindeschulen und die jüdischen Schulen – 42 allgemeinbildende Anstalten umfasst hatte, auf 18 zusammengeschmolzen, die 1939 ihre Tätigkeit einstellen mussten.“
(15) Schulte-Strathaus an Bernhard Rust vom 8.3.1935 (BArch, R 4901, Nr. 2519, Bl. 238–240)
(16) Schulte-Strathaus, Bericht an den Stellvertreter des Führers über die Waldorf-Schulen vom 14.5.1934 (BArch, R 4901, Nr. 2519, Bl. 43–45)
(17) freie Wiedergabe von Staudenmaier, Seite 474
(18) aus dem Gedicht „Deutschlands Beruf“, 1861, von Franz Emanuel August Geibel (1815 – 1884).
(19) Helena Petrovna Blavatsky (1831 – 1891), begründete die esoterische Weltanschauung „Theosophie“, deren rassistisches Konzept der „Wurzelrassen“ Rudolf Steiner übernahm und weiterentwickelte.
(20) Peter Staudenmaier im Interview: „Anthroposophie und Faschismus“, „Humanistischer Pressedienst“, Nr. 13507, 07.06.2012
vergleiche zu Rudolf Steiners Rassismus auch die ausführlichen Zitate des Historikers Helmut Zander bei: Andreas Lichte, „Hitler, Steiner, Mussolini – Anthroposophie und Faschismus, gestern und heute“, „Ruhrbarone“, 24.2.2012
(21) Rudolf Steiner, „Vom Leben des Menschen und der Erde – Über das Wesen des Christentums“, GA 349, Dritter Vortrag, Dornach, 3. März 1923
In diesem Vortrag wird die Wahnhaftigkeit von Steiners Rassismus deutlich, die Lektüre sei dringend empfohlen. Ein Beispiel, Zitat Rudolf Steiner: „So daß also ein Schwarzer in Afrika ein Mensch ist, der möglichst viel Wärme und Licht vom Weltenraum aufsaugt und in sich verarbeitet. Dadurch, daß er das tut, wirken über den ganzen Menschen hin die Kräfte des Weltenalls so. (Es wird gezeichnet.) Überall nimmt er Licht und Wärme auf, überall. Das verarbeitet er in sich selber. Da muß etwas da sein, was ihm hilft bei diesem Verarbeiten. Nun, sehen Sie, das, was ihm da hilft beim Verarbeiten, das ist namentlich sein Hinterhirn. Beim Neger ist daher das Hinterhirn besonders ausgebildet. Das geht durch das Rückenmark. Und das kann alles das, was da im Menschen ist an Licht und Wärme, verarbeiten. Daher ist beim Neger namentlich alles das, was mit dem Körper und mit dem Stoffwechsel zusammen hängt, lebhaft ausgebildet. Er hat, wie man sagt, ein starkes Triebleben, Instinktleben. Der Neger hat also ein starkes Triebleben. Und weil er eigentlich das Sonnige, Licht und Wärme, da an der Körperoberfläche in seiner Haut hat, geht sein ganzer Stoffwechsel so vor sich, wie wenn in seinem Innern von der Sonne selber gekocht würde. Daher kommt sein Triebleben. Im Neger wird da drinnen fortwährend richtig gekocht, und dasjenige, was dieses Feuer schürt, das ist das Hinterhirn.“
(22) Staudenmaier, Seite 487. Vergleiche Peter Staudenmaier, „Rudolf Steiner and the Jewish Question“. In: „Leo Baeck Institute Year Book, 50“ (2005), S. 127–147
(23) Rudolf Steiner, „Gesammelte Aufsätze zur Literatur“, GA 32, Seite 152f.
(24) Kurt Piper, „Martin Buber und das Chaos“. In: „Anthroposophie“ vom 22.2.1925, Seite 29–31, hier 30
(25) Richard Karutz (1867 – 1945): Arzt, „Völkerkundler“, Rassist – Anthroposoph. Eine beschönigende Biographie findet sich bei der anthroposophischen „Forschungsstelle Kulturimpuls“, vergleiche Fussnote 28
(26) Richard Karutz, „Von Goethe zur Völkerkunde der Zukunft“, Stuttgart 1929, Seite 57
(27) Staudenmaier, Seite 487
(28) eine ausführliche Darstellung des Anthroposophen und Faschisten Massimo Scaligero bei: Andreas Lichte, „Hitler, Steiner, Mussolini – Anthroposophie und Faschismus, gestern und heute“, „Ruhrbarone“, 24.2.2012
Der Anthroposoph Uwe Werner war nicht bereit, eine Stellungnahme zur von der anthroposophischen „Forschungsstelle Kulturimpuls“ veröffentlichten Biographie Massimo Scaligeros abzugeben. In dieser Biographie wurde Scaligeros faschistischer und antisemitischer Hintergrund verschwiegen.
(29) vergleiche: Helmut Zander, „Anthroposophie in Deutschland – Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945“, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2007, Seite 1380f.
und allgemein: Achim Leschinsky, „Waldorfschulen im Nationalsozialismus“, in: „Neue Sammlung: Zeitschrift für Erziehung und Gesellschaft“, Nr. 23 (1983), Seite 255-78
(30) Peter Staudenmaier, bei: „waldorf-critics“, message 23563, Sat Mar 31, 2012 12:32 am
(31) Richard Karutz, „Rassenfragen“, Stuttgart 1934, Seite 38
(32) Ebd., Seite 32
(33) Ebd., Seite 63
(34) Richard Karutz, „Gesellschaftliches Leben. Vorlesungen über moralische Völkerkunde“, Stuttgart 1934, Seite 5
(35) Staudenmaier, Seite 487
(36) Nach anthroposophischer Geschichtsschreibung leben wir heute in der „Fünften nachatlantischen Kulturepoche“ (1413 – 3573 n. Chr.). An der Verwendung des Begriffs „nachatlantisch“ lässt sich die zentrale Bedeutung des anthroposophischen Atlantis-Mythos erkennen: Ohne Atlantis könnte es nach anthroposophischer Auffassung die Menschheit in ihrer heutigen Form gar nicht geben – Atlantis ist für die Anthroposophie eine historische Tatsache.