Integrierte Gesamtschule geht auch ohne Kirche

Assimilation statt Integration

Und obendrein zahlen die Eltern im Falle einer kirchlichen Trägerschaft Schulgeld. Trotz dieses hohen Anteils an Fremdfinanzierung erwirkt die Kirche mit ihrer Trägerschaft das Zugriffsrecht auf Nicht- und Andersgläubige während des gesamten Schulalltags und vor allem im verpflichtenden Religionsunterricht.

Letzteres war im März auch der Initiative türkischer Eltern in Wunstorf (TEW) aufgestoßen: Es sei nicht tragbar, dass Kinder zur Teilnahme am Religionsunterricht gezwungen werden (Leinezeitung, 09.03.2010). In dieser Einschätzung sind sich Muslime und Konfessionslose offenbar einig. Der Integrationsgedanke einer IGS verliert an Glaubwürdigkeit, wenn zwar Kinder verschiedenen Leistungsstandes miteinander lernen, in weltanschaulicher Hinsicht aber zwangsassimiliert werden.

Die Stadt indes sieht darin kein Problem. Wie der Wunstorfer Stadtanzeiger am 29.05.2010 berichtete, werden die Verhandlungen mit dem Ziel fortgesetzt, die Trägerschaft zum Schuljahr 2011/2012 an die Landeskirche abzugeben. Wenn Stadt und Kirche sich einig sind, folgt der Antrag zur Übernahme der Trägerschaft beim Land. Kirche und Ministerium seien dazu bereits im Gespräch, heißt es.

Interessant dürften mit Blick auf die Verhandlungen auch kleinere Details sein: „Dazu gehört unter anderem, dass auch konfessionslose Eltern oder Eltern anderer Konfessionen als Elternvertreter und auch in den Schulvorstand gewählt werden können. Diese Frage hatte die Eltern immer wieder beschäftigt.“ (Wunstorfer Stadtanzeiger, 27.05.2010) Offenbar war von Seiten der Kirche niemals vorgesehen, nichtchristlichen Eltern die gleichen Rechte bei der Gestaltung des Schullebens einzuräumen wie christlichen.

Relikte aus einer Zeit der Glaubensfehden

Zuletzt wurde bekannt, dass für den ersten Jahrgang im kommenden Schuljahr 192 Anmeldungen vorliegen. Da die – zunächst staatliche – auf Fünfzügigkeit angelegte IGS nur 150 Schüler aufnehmen kann, werden nach einem Auswahlverfahren 42 abgewiesen (Leinezeitung, 11.06.2010). Der Andrang zeigt, dass die Eltern in Wunstorf das Modell der Integrierten Gesamtschule wollen.

Für eine konfessionelle Ausrichtung sind die Zahlen aber kein Votum. Stadt, Land und Eltern mögen sich im kommenden Schuljahr von den Vorzügen einer weltanschaulich neutralen Schule überzeugen und die kirchliche Trägerschaft überdenken.

Hans-Jürgen Rosin ergänzt: "Für den IBKA sind Konfessionsschulen Relikte aus einer Zeit der Glaubensfehden. Sie verdienen keinerlei Unterstützung durch Staat und Kommunen."