GBS-Beirat Wolfram Kastner soll für seinen Protest gegen ein Nazidenkmal bestraft werden

Aufklärung unerwünscht

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Die Künstler beim Anbringen des Mahnschildes
Die Künstler beim Anbringen des Mahnschildes

Stimmen die bayerischen Behörden mit dem braunen Geschichtsrevisionismus des AfD-Politikers Björn Höcke überein - oder stehen sie auf dem Boden des modernen Rechtsstaates, der seine Stärke aus der schonungslosen Aufarbeitung der Vergangenheit gewinnt? Nicht zuletzt um diese Frage geht es am kommenden Donnerstag in einem Verfahren am Münchner Landgericht, das klären soll, ob der Aktionskünstler Wolfram Kastner (Mitglied des GBS-Beirats) gesetzeswidrig handelte, als er ein "Ehrenmal für Alfred Jodl" in ein "Schandmal für einen NS-Kriegsverbrecher" umgestaltete.

Wolfram Kastner hatte mit mehreren "ästhetischen Interventionen" gegen das Gedenkkreuz auf der Fraueninsel im Chiemsee protestiert, das an "Generaloberst Alfred Jodl" erinnert, ohne darauf hinzuweisen, dass Jodl für zahlreiche Massaker in der Nazizeit verantwortlich war, zu den engsten militärischen Beratern Hitlers gehörte und als einer der Hauptkriegsverbrecher im Nürnberger Prozess zum Tode verurteilt wurde.

Kastners kreative Geschichtsstunde stieß allerdings weder bei den Nachkommen Jodls auf Gegenliebe noch bei den Richtern. Das Amtsgericht Rosenheim verurteilte ihn zu einer Strafe von 150 Tagessätzen bzw. 10.500 Euro, wogegen der Künstler Widerspruch einlegte, der nun in München verhandelt wird.
Im Falle einer weiteren Aktion gegen das Jodl-Denkmal wurde Kastner sogar eine Ordnungsstrafe bis zu 250.0000 Euro bzw. Haftstrafe angedroht.

Das Verfahren wie auch seine Vorgeschichte werfen ein ungutes Licht auf das Geschichtsverständnis bayerischer Behördenvertreter. Immerhin: Der Bayerische Rundfunk hat (kurz vor dem Widerspruchsverfahren in München) ein hörenswertes Feature über Wolfram Kastner ausgestrahlt, das die Hintergründe der Kunstaktionen sowie des gegenwärtigen Rechtsstreits beleuchtet.

Klar ist: Der Vorstand der Giordano-Bruno-Stiftung steht geschlossen hinter Wolfram Kastner, der, wie GBS-Sprecher Michael Schmidt-Salomon erklärte, "als politischer Interventionskünstler wie kaum ein anderer den 'Höckes dieser Republik' den Kampf angesagt hat. Wir hoffen daher, dass die Münchner Richter am Donnerstag mehr Weitblick zeigen werden als ihre geschichtsvergessenen Kollegen aus Rosenheim."

Übernahme von der GBS-Webseite.

Siehe im hpd auch:
Blutspur gegen Kriegsverbrecher
Gemeinde lässt Jodl-Kreuz verhüllen