Die Rolle des Mannes im Islam

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Arzu Toker / Foto: SH Rhein-Main

FRANKFURT. (SH/hpd) Vortrag von Arzu Toker am 04. September 2009 im Saalbau Bornheim / Frankfurt am Main im Rahmen der dritten Vortragsreihe der Säkularen Humanisten – Regionalgruppe Rhein-Main des Förderkreises der Giordano Bruno Stiftung (GBS) - in Zusammenarbeit mit DiKOM e.V.

Bericht und Kommentar von Jochen Beck

Die dritte Vortragsreihe der Säkularen Humanisten Rhein-Main wurde am 04.09. im Saalbau Bornheim von der 57-jährigen türkischstämmigen Journalistin und Sozialpädagogin mit dem Thema „Geschlechtergerechtigkeit und die Rolle des Mannes im Islam“ eröffnet.

Als die Referentin sich 1974 in Deutschland niederließ, war dies eine bewusste Entscheidung der Tochter einer säkularen türkischen Familie, um endlich die Luft der Freiheit einer demokratischen politischen Kultur zu atmen. Dabei war Deutschland keineswegs ihre erste Wahl, sie wollte eigentlich Frankreich zu ihrer Wahlheimat machen, das Land der großen Revolution von 1789. Den Zentralrat der Ex-Muslime, dem sie zeitweilig angehörte, hat sie inzwischen verlassen, da er ihrer Meinung nach seine Aufgabe, deutlich zu machen, dass nicht alle Immigranten aus islamischen Ländern auch Muslime sind, bereits erfüllt hat. Sie engagiert sich jetzt im „Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten“ IBKA.

In der Türkei ist es auch heute noch schwerlich möglich echte Freiheit zu leben. Das Land ist auf der Demokratieweltrangliste von „The Economist“ unter 167 Ländern auf Platz 88. Deutschland ist auf Platz 13, die USA an 17. Stelle.

Eine ebenso bewusste Entscheidung war es, nicht das Frauenbild, sondern die Männervorstellung des Islam für diesen Abend zu thematisieren, um hier in Abgrenzung von der Fokussierung althergebrachter Islamkritik herauszuarbeiten, wie sehr auch die Männer in diesem asymmetrischen Rollenverständnis einen unglücklichen Platz einnehmen. Dass es dem „Neuen Humanismus“ nicht speziell um Islamkritik, sondern allgemein um Religionskritik geht, hat der Moderator Martin Wagner dankenswerterweise gleich zu Anfang klargestellt, indem er einen frauenfeindlichen Text zitierte, der auch sogleich von Teilen des Publikums als Bibelzitat (1. Kor. 11) identifiziert wurde.

Nach Einschätzung Tokers sind die Frauen in der problematischen Rollenverteilung gemäß des traditionellen islamischen Geschlechterbildes nicht nur Opfer, sondern auch, durch ihre ausübende Teilhabe an der traditionellen Erziehung, Teil des Problems. Dieses Problem wird durch die spezielle Immigrantensituation islamischer Minderheiten in Westeuropa verschärft, die ja oft einen Teil der Unterschicht bilden. Islamische Männer, die sich hier nach Ausbildung, Einkommen und Status im untersten Bereich der sozialen Leiter befinden, können die daraus resultierenden Minderwertigkeitsgefühle oft nur dadurch kompensieren, dass sie sich als auserwählte Angehörige einer einzig wahren, von einem allmächtigen Gott geoffenbarten Religion wähnen. Wenn ihr Status als rechtgläubige Muslime für sie diese Bedeutung hat, sind sie natürlich nicht motiviert die islamischen Traditionen zu hinterfragen.

An dem Männerbild, wie es in traditionell orientierten islamischen Familien (zu dem der größte Teil hiesiger Muslime gehört) vorherrscht, lässt sie kein gutes Haar; es begünstigt eine von Narzissmus und Triebhaftigkeit geprägte Mentalität. Dies verdeutlicht Tokur mit der sexistischen Bewertung vorehelicher sexueller Kontakte. Während diese bei Mädchen grundsätzlich als Schande gelten und Repressalien, im Extremfall bis hin zum „Ehrenmord“, zeitigen kann, gelten sie bei Jungen als mannhafte Heldentat, zumindest solange es sich bei deren „Ausbeute“ nicht um muslimische Mädchen handelt. Gleichzeitig gelten die betreffenden deutschen Mädchen als „Huren“. Da eine solche Haltung der Beziehungsfähigkeit der jungen Männer nicht gerade förderlich ist, gehören auch sie letztlich zu den Verlierern einer solchen Sozialkultur. Zur Verdeutlichung erwähnte Toker hierzu, dass der Anteil der Frauen, die an Vaginismus leiden, bei Migranten aus islamischen Ländern zehn Mal so hoch ist wie bei deutschen Frauen.