Islam und Rechtspopulismus

Als am Brandenburger Tor die Lichter ausgingen

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BERLIN. (hpd) Gestern Abend wurde nicht nur der Kölner Dom verdunkelt. Auch die Lichter am Wahrzeichen Berlins, dem Brandenburger Tor, erloschen. Grund war hier wie dort: Die “Pegida”-Ableger “Kögida” (Köln) und “Bärgida” (Berlin) sollten im Dunkeln stehen bleiben.

Die Gegendemonstration war nicht zu übersehen: Rund 700 bis 800 Menschen standen vor einer improvisierten Bühne auf der Straße des 17. Juni und klatschten Beifall, als die Lichter am Brandenburger Tor erloschen. Direkt vor dem Wahrzeichen verloren sich 25 bis 30 Menschen, die einem Mann zuhörten, der lautstark die Politik Putins lobpries. Direkt daneben ein Werbeaufsteller, der für “positives Denken für den Weltfrieden” warb.

Zwischen den Gruppen standen ein paar entspannte Polizisten, die ebenfalls mit bedeutend mehr Demonstranten auf beiden Seiten gerechnet hatten. In den Straßen rund um den Tiergarten waren Hundertschaften aufgefahren; auf der Leipziger Straße warteten gar Wasserwerfer. “Die Zeitungen sprachen von 10.000 Menschen, die heute Abend erwartet werden” sagte mir eine Polizistin. “Aber vielleicht war es den Leuten einfach zu nass und zu kalt.”

Während ich den Nieselregen von meinem Kameraobjektiv wische, spricht ein SPD-Abgeordneter des Berliner Abgeordnetenhauses davon, dass Pegida und deren Ableger ein Schandfleck sind. “Sarrazin, Buschkowsky und solche Leute haben die Türen geöffnet für einen Rassismus, wie er jetzt offen zur Schau getragen wird.”

Die Bundestagsabgeordnete Renate Künast (B90/Die Grünen) hofft, dass diese Gegendemonstrationen in Berlin, Köln, Stuttgart und anderenorts nur der Anfang sind für ein besseres Asylgesetz: “Europa kann problemlos 50.000 Flüchtlinge im Jahr aufnehmen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken.”

Gegenüber brüllte im Dunkeln eine Stimme: “Wir sind das Volk”.

“Nein, wir, die wir hier stehen und dafür stehen, dass Berlin eine bunte, aufgeschlossene Stadt ist, wir sind das Volk” kam es von der bedeutend größeren Menschenansammlung zurück. “Ich bin ein Deutscher, bin hier in Berlin geboren, aufgewachsen, bin hier zur Schule gegangen und arbeite hier”, sagte einer der Redner. “Ich bin Deutscher und ich bin Moslem. Und das ist gut so.”

Für die Journalisten vor Ort waren kaum Bilder zu machen, die spannende Geschichten erzählen. Die rbb-Kollegen hatten ihre Kamera auf das Brandenburger Tor gerichtet: Ein Standbild, das sich später verdunkelte. Andere interviewten Teilnehmer; es fiel mir auf, dass besonders gern Frauen mit Kopftuch befragt wurden, obwohl die absolut in der Minderheit waren. Und so produzieren selbst Kollegen, die von den Gegendemos berichten, Bilder, die die Wirklichkeit verfremden. Und das ist schade.