KONSTANZ. (hpd) Die Humanistische Alternative Bodensee (HABO) kritisiert bekannt gewordene Aussagen von Papst Franziskus, die er im Rahmen einer Reise auf die Philippinen Anfang 2015 getätigt hat.
Unter anderem sprach das katholische Oberhaupt davon, dass die "Homosexuellen-Agenda [des Westens] die Völker mit einer [ideologischen] Vorstellung kolonialisiert, mit der die Mentalität oder die Strukturen geändert werden sollen". Auf Nachfragen führte der Papst dazu aus, dass dies mit dem Vorgehen der "Diktatoren des letzten Jahrhunderts" zu vergleichen sei. Wörtlich sagte er: "Sie kamen mit ihrer eigenen Doktrin. Denken Sie etwa an die faschistische Jugend unter Mussolini oder die Hitlerjugend."
Der Sprecher der HABO, Dennis Riehle, sieht mit diesen Stellungnahmen eine Befürchtung bestätigt, die sich bereits rasch nach der Ernennung des Pontifex abgezeichnet habe: "Diese unerträgliche Meinung reiht sich in Standpunkte ein, die Franziskus noch zu Zeiten als Bischof in seiner Heimat kundgetan hatte. Er trägt offenbar eine immense Homophobie in sich. Daran ändert auch sein Bemühen nichts, die katholische Kirche reformieren zu wollen. Zwar hatte er öffentlichkeitswirksam versucht, in der Debatte mit den Kardinälen in Rom eine neue Barmherzigkeit gegenüber Homosexuellen zu bewerben. Diese war schon damals scheinheilig und Makulatur – und lediglich auf Mitleid, statt auf Respekt und Anerkennung ausgerichtet."
Zudem führt Riehle weiter aus: "Der ständige Versuch der katholischen Kirche, schwule und lesbische Menschen als wertvoll zu betrachten, gleichzeitig aber eine angebliche 'Ideologie der Homosexualisierung' mit völlig inakzeptablen Verweisen auf das Weltbild von Nationalsozialisten oder Faschisten zu brandmarken, ist ein perfides Spiel auf der Rasierklinge. Das Erstreiten von Gleichbehandlung und Zugeständnis an Würde ist keine Doktrin. Darum kann man entweder nur den homosexuellen Menschen zusammen mit all seinen Facetten und Rechten bejahen – oder man unterteilt in Gut und Böse. Letzteres macht der Papst mit seine Äußerungen."
Die HABO sieht jegliche Grundlage verloren, die es Franziskus erlauben würde, sein Amt unter diesen Umständen fortzuführen: "Seine Haltung in diesem Punkt ist verachtenswert. Darüber täuscht auch seine angebliche Nähe zu den Gläubigen nicht hinweg. Wer den Grundsatz der Liebe zu und zwischen den Menschen, der als Prämisse über dem Neuen Testament steht, nicht konsequent zu erfüllen in der Lage ist, muss von seinem Posten als Hirte der Katholiken zurücktreten. Die aktuellen Worte des Papstes belegen, dass die Kirche auf Dauer nicht aus ihrer inhumanen Differenzierung der Menschheit wird ausbrechen können. Darüber sollte sich jeder Gläubige bewusst werden und sich fragen, ob das noch mit der eigenen Überzeugung vereinbar ist."
3 Kommentare
Kommentare
Defragmentierung am Permanenter Link
Wenn die RKK als Erfüllungsgehilfe und erster Partner des Europäischen Faschismus, einer Opfergruppe der von den Kirchen freudig mitgetragenen industriellen Massenvernichtung, Nähe zu den Tätern vorwirft; wie weit sin
Die Menschenverachtung und der Zynismus von Klerikern ist unerreichbar. Bergoglio ist ein bis ins Innerste verkommenes und destruktives Wesen, gleich einer einem Roman De Sades entsprungener Figur.
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Zum Thema "Reformpäpste" (bisher sollte ja so ziemlich jeder einer sein...) hat Karlheinz Deschner schon vor Jahrzehnten abschließend geurteilt: Eine "Reform" im Sinne derer die sie erwarten wäre e
Dieser Mann entpuppt sich aber inzwischen ganz ungeniert als Gipfel der Unzumutbarkeit. Ein Wolf im Wolfspelz.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Habt doch Mitleid mit dem armen Papst - mit jedem Papst, egal, wer da noch komme! Die Schäfchen rennen doch sowieso schon in Scharen weg von ihrem Hirten, um selbstbestimmt leben zu können.
Es bleiben über kurz oder lang nur noch die Hardliner unter den Gläubigen übrig. Und die mögen alles so haben, wie "Gott" es will, wie er es in seine "heiligen" Schriften transpiriert hat. Da steht nun mal, dass ihm Schwule ein Gräuel sind. Und falls ein Papst auch nur auf den Gedanken käme - bis auf Mitleidsbekundungen - Homosexuelle als gleichberechtigt wahrzunehmen (von "Anerkennen" wage ich gar nicht zu schreiben), würde der Kirche auch noch genau jene letzten Schwadronen enteilen, die Heizkostenausgaben der Kirchen noch einen gewissen Sinn verleihen.
Wir müssen anerkennen, dass Kirche ein in sich geschlossenes, zutiefst unethisches und dualistisches System darstellt, das keinerlei Kontakt zur sie umgebenden Wirklichkeit wünscht. Solange Kirche dies auch so sieht und sich entsprechend verhält (keine Privilegien, keine Staatsknete, kein Religionsunterricht, keine Extrawürste), habe ich mit dem Verein kein Problem. Ich könnte in einer total säkularen Welt bequem einen Bogen darum herum machen.