Demonstration

"Wir wollen Gewissheit"

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TRIER. (hpd) Am gestrigen Dienstag demonstrierten circa 300 somalische Geflüchtete für eine schnellere Bearbeitung und Anerkennung ihrer Asylanträge. Derzeit liegt die Verfahrensdauer laut Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im Durchschnitt bei 13 Monaten. Die Schutzquote liegt bei 38 Prozent. 

Somalia zählt zu den gescheiterten Staaten. Der Alltag der Menschen ist von bewaffneten Konflikten zwischen der Regierung und den sie unterstützenden internationalen Kräften einerseits und der radikalislamistischen Terrorgruppe al-Schabaab andererseits geprägt. Die Menschenrechtssitation ist drastisch. Nach wie vor werden Zivilpersonen durch bewaffnete Auseinandersetzungen verletzt und getötet. Kinder werden Opfer von Zwangsrekrutierung und Zwangsverheiratung. Der Zugang zu Nahrung und der Zustand des Gesundheits- und Bildungssystems sind katastrophal. Laut einem UNICEF-Bericht sind mehr als 90 Prozent der Frauen und Mädchen von Genitalverstümmelung betroffen, meist in der besonders invasiven Form der Infibulation.

4671 Somalier haben laut Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) von Januar bis Ende Oktober Asylanträge in Deutschland gestellt.

In Trier zogen am gestrigen Dienstag etwa 300 somalischen Geflüchtete aus ganz Rheinland-Pfalz in einem Demonstrationszug vor das BAMF, um ihrem Anliegen nach Selbstbestimmung, Gerechtigkeit und einer schnelleren Bearbeitung und Anerkennung ihrer Asylanträge Gehör zu verschaffen. Etwa 20 Trierer begleiteten die Geflüchteten, um ihre Solidarität zu bekunden.

"Wir haben unser Heimatland verlassen weil es dort keinen Frieden gibt. Viele bleiben für mehrere Jahre in Deutschland ohne eine Perspektive und ohne Zugang zu Integrationskursen oder eine Möglichkeit zu arbeiten", erklärte der Demonstrationsteilnehmer Hassan Jibril gegenüber dem hpd. 
"Es gibt keine Hoffnung. Das ist ungerecht. Denn wir sind auch Flüchtlinge, die vor Terror und Verfolgung aus ihrer Heimat geflohen sind." Die Stimmung unter den somalischen Geflüchteten sei aufgrund der Unsicherheit und der langen Verfahrensdauer von bis zu drei Jahren sehr angespannt, so Jibril. Viele von ihnen fühlten sich vergessen und allein gelassen.

"Um einen sicheren Ort für uns zu finden, haben wir einen langen, lebensbedrohlichen Weg zurückgelegt, der uns durch die Wüste und durch viele gefährliche Orte geführt hat." erklärte auch der an der Demonstration beteiligte Deutsch-Somalische Verein in seiner Forderung nach Gerechtigkeit für somalische Flüchtlinge. "Viele unserer Brüder und Schwestern, darunter junge Mütter und Kinder, sind dabei gestorben und sterben noch. Und viele von ihnen werden in Lybien von ISIS geköpft. Außerdem sterben viele im Mittelmeer. All das ist die Folge von unserer Suche nach einem sicheren Ort, um den Al-Shabab-Milizen und Warlords in unserem Land zu entfliehen. Warum schaut die Welt seit 25 Jahren dabei einfach nur zu und warum interessiert das niemand und tut niemand etwas für uns?"