Religiöse Rechte – Notizen November 2010

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US-Flag / Foto: Andreas Church (morguefile)

USA. (hpd) Der November und die Wahlen in den USA sind vorbei. Sie haben den Amerikanern eine der größten politischen Machtverschiebungen in der Geschichte des Landes gebracht. Die Republikaner konnten in den ‚midterm-elections’ große Zugewinne verbuchen, was von den Evangelikalen freudig begrüßt wurde.

Bereits im Vorfeld hatten Vertreter der Christlichen Rechten den Wahlen besondere Bedeutung zugemessen. Unter anderem hatte Cindy Jacobs in einer Predigt verkündet, dass Gott „übernatürlich“ in die Wahlen eingreifen werde. (Quelle)

Der enorme Zuwachs, den die Republikaner in den midterm-elections gewinnen konnten, wurde von den Evangelikalen freudig begüßt. Bishop Harry Jackson verkündete per Video, dass das Ergebnis eine „Reinigung“ Amerikas durch Gott sei und dass klar werde, dass Barack Obama kein „wahrer Christ“ sei. (Quelle)

Mit dem Sieg der Republikaner treten viele Radikale erstmals ein politisches Amt in den USA an. Die Organisation „People for the American Way“ hat die 10. gruseligsten Republikaner gekürt. Einer von ihnen gibt an, auf einem „Kreuzzug zur Rettung Amerikas“ zu sein und stellt die Politik der Demokraten auf eine Stufe mit dem Angriff auf Pearl Harbor. Eine andere leugnet den Klimawandel. (Quelle)

 

Ebenfalls aus der Politik aber ohne Bezug zu den Wahlen:

John Shimkus, Abgeordneter im Kongress zitierte in einer Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Energie aus der Bibel um zu verdeutlichen, dass er eine Klimakatastrophe ausschließt. In der Bibel heißt es, dass Gott nach der Sintflut beschlossen habe, nicht noch einmal schwere Katastrophen zu schicken.Alle Sorgen über die globale Erwärmung seien völlig unberechtigt. Shimkus gehört einer lutheranischen Kirche an. Diese sind in den USA zwar meist „Mainline“ also vergleichsweise liberal, seine Konfession, die „Missouri Synod“, ist jedoch weiterhin betont konservativ. (Quelle)

Weiteres Beispiel für den Einfluss der Religionen in den USA: Ein Vater verlor das Sorgerecht für seine 3 Kinder, nur weil er Agnostiker ist. (Quelle)

Peter LaBarbera von den „Americans for Truth about Homosexuality“ warnte vor den Gefahren der Personenkontrolle an Flughäfen. Schwules Sicherheitspersonal könnte beim Abtasten von Passagieren erregt werden. (Quelle)

Das Family Research Council beschäftigte sich in diesem Monat erneut mit Homosexualität. Auf der Website der Organisation wurde zustimmend ein Kongressbericht aus den 50ern(!) zitiert, in dem festgehalten wurde, dass selbst ein Homosexueller eine Regierungsbehörde „verschmutzen“ könne. (Quelle)

Außerdem wurde eine Studie des Pentagon, die belegte, dass die Mehrheit der US-Soldaten keine Probleme hätte, wenn Homosexuelle an der Waffe dienen dürften, als methodisch unsauber abgelehnt. (Quelle)

Bryan Fischer blieb auch in diesem Monat seiner Islamophobie treu. Den Moscheebesuch von First Lady Michelle Obama kommentierte er folgendermaßen: Er selbst habe einmal die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem betreten, aber nur um zu Gott zu beten, dass er sie zerstöre. (Quelle)

Seit kurzem sei das US-Militär „verweiblicht“. Auszeichnungen würden nur noch an Soldaten verliehen, die Kameraden im Gefecht retten, aber nicht mehr an Soldaten, die ihre Gegner töten. Gott aber belohne diejenigen, die für die gute Sache töten, weil er kein Gott des Pazifismus sei. (Quelle)

Das Texas Eagle Forum unterstützte diesen Monat einen Aufruf, Moslems aus dem Militär und öffentlichen Ämtern zu entfernen. (Quelle)

Lustiges Detail: In Arizona protestierten Islam-Gegner vor einer Baustelle, bis ihnen auffiel, dass dort keine Moschee, sondern eine Kirche errichtet werden soll. (Quelle)

Gleichzeitig hatte Bryan Fischer neue Pläne für die US-Bevölkerung parat. Einerseits sollten verheiratete Paare mindestens 3 Kinder kriegen, andererseits sollten Ehen bereits ab 16 Jahren geschlossen werden, da Gott den Menschen so erschaffen habe, dass er schon in diesem Alter fruchtbar sei. (Quelle1), (Quelle2)

In den Attacken von Bären auf Menschen sah Fischer einen Fluch Gottes, da dieser in der Bibel Bestrafung durch wilde Tiere angekündigt hatte. (Quelle)

Richard Land, Präsident der Kommission für Ethik und Religionsfreiheit, kommentiere das Votum vom November folgendermaßen: Wenn die Republikaner nichts „wirklich dummes“ täten, könnten sie die Präsidentschaftswahlen 2012 nicht mehr verlieren. Wie plausibel seine Vorhersage ist, lässt sich noch nicht abschätzen. Bill Clinton gelang trotz einer Niederlage an den Urnen die Wiederwahl, allerdings fiel sein Rückschlag nicht so verheerend aus. Eine andere Prognose Lands lässt sich aber zeitnah überprüfen. Angeblich werde Hillary Clinton innerhalb eines Monats nach den Wahlen als Außenministerin zurücktreten, um sich auf ihre eigene Präsidentschaftskampagne zu konzentrieren. (Quelle)

Nach Ansicht des republikanischen Abgeordneten Spender Bachus haben die Republikaner aber etwas Dummes getan. Er kritisierte Sarah Palin dafür, dass sie als rechte Führungsfigur mehreren Tea-Party-Anhängern zu Kandidaturen für den Kongress verhalf. Ohne diese radikalen Kandidaten hätten die Republikaner auch in eher liberalen Staaten gewinnen können und der Senat wäre mehrheitlich republikanisch. (Quelle)

Auch George W. Bush und seine Ehefrau Barbara kritisierten Palin in diesem Monat. Der Ex-Präsident kritisierte John McCain dafür, dass er durch seine ungeschickte Vize-Wahl den Sieg verspielt hätte. Die ehemalige First Lady hatte nur ein vergiftetes Lob für Palin übrig. Sie sei schön und scheine sehr glücklich in Alaska zu sein. „Ich hoffe, sie bleibt da.“ (Quelle1) (Quelle2)


Zusammenstellung und Übersetzung: Lukas Mihr