Hinter den Kulissen des Zoos

In die aktuelle Tierrechtsdebatte hat sich nun auch die Autorin Hilal Sezgin (siehe hier und hier) eingemischt. Mit einem Artikel in der FAZ ist sie nach Colin Goldner, der das gestern für den hpd kommentierte, die zweite namhafte Stimme, die sich gegen den ehemaligen Zoodirektor Nogge positioniert.

Sie widerlegt darin alle Argumente, die Nogge anbrachte, um die Existenz von Zoos zu begründen. "Zwar kann man in Zoos keineswegs nur Angehörige gefährdeter Spezies betrachten, aber zumindest offiziell liegt darin eine Legitimation moderner Zoos, dass sie von gefährdeten Arten einige „Exemplare“ bewahren wollen. Wofür? Oft ist die ursprüngliche Umgebung der Tiere längst zerstört und die Chance gering, dass dieses Tier oder wenigstens seine Nachkommen je wieder die Freiheit erleben werden."

Den wichtigsten Unterschied in der Auffassung, die Tierrechtler von Zoo-Befürwortern trennt, zeigt dieser Satz auf: "Natürlich hat das Konzept von Tierrechten in der menschenleeren Wildnis wenig Sinn - die Gazelle hat kein Recht darauf, vom Löwen verschont zu werden, weil er kognitiv und physisch gar nicht anders kann, als sie zu jagen und zu fressen. Wir Menschen aber können anders, als zu jagen oder einzusperren; uns gegenüber haben sowohl Gazelle als auch Löwe ein Recht darauf, dass wir sie schonen."

Als weiteren Grund führt Sezgin an, dass ein großer Unterscheid besteht in der grundsätzlichen Auffassung, die wir von einem Tier haben. "Ist es ein 'Exemplar', das als unfreiwilliger 'Botschafter' (Nogge) seiner Art abgefüttert (und bei Fressunlust mit Diazepam behandelt) werden muss - oder ein tätiges Individuum, das sein eigenes Leben in Freiheit leben will?"