Religion in der Karikatur

KuS_Ausstellungsplakat.jpg

Ausstellungsplakat

KOBLENZ. (hpd) Unter dem Titel „Kunst und Schöpfung“ wurde die allererste Ausstellung von Ralf Königs Karikaturen im Mittelrhein-Museum Koblenz eröffnet. König zeigt eine exklusive Auswahl seiner religionskritischen Karikaturen sowie Comics, die er eigens für die Ausstellung auf Großleinwand brachte.

„Hochintellektuell, derb, philosophisch und urkomisch“, seien die Comics von Ralf König, verkündete der Kulturdezernent der Stadt Koblenz, Detlef Knopp, in der Begrüßung. Seiner Meinung nach sei Kunst ohne Kritik und Reflexion gesellschaftlicher Verhältnisse überflüssig. Kunst sei der Aufklärung verpflichtet und keiner Ideologie – möge diese noch so fromm daherkommen.
Einen Gewaltmarsch durch die Historie bebilderter Religion und ihrer Kritik lieferte Professor Dietrich Grünewald. Zwischen Bilderverbot wegen befürchteter Götzenanbetung und der Notwendigkeit zur Bebilderung habe Religion seit dem 14./15. Jahrhundert immer wieder geschwankt. Religionskritische Karikaturisten seien immer wieder dem Vorwurf der Blasphemie ausgesetzt gewesen, was nicht nur darauf schließen ließe, welche Macht Bilder haben, sondern auch, welche Macht Bildern zugeschrieben werde.
In einer Stripsodie bot die Sopranistin Christiana Jordan eine Intonation und Darstellung von Comic Strips. Visuell übersetzte Comicgeräusche wie „Slurp“, „crunch“, „good grief!“, „It’s a bird! – No! - It’s a plane! – No! – It’s Superman!“, sollte man erlebt haben.
Aus Zitaten von Ralf Königs Werken kompilierte Mario Kramp, der Direktor des Mittelrhein-Museums, seine Worte zur Ausstellung auf höchst amüsante Weise. Im Blick des Gürtelstiers aus dem Höhlengleichnis in Königs Prototyp spiegelten sich 2000 Jahre Kulturgeschichte. Insgesamt passten die König-Werke hervorragend zur großen Koblenzer Depot-Werkschau über den Barock, „Schmerz und Wonne überall“.

Nicht lebensmüde

Ralf König freute sich darüber, aus der Schmuddelecke heraus, im Museum angekommen zu sein. Nach einer Schilderung seines erstmals aufkommenden kindlichen Zweifels am Beispiel des „Nikolaus“, erzählt König, Religion habe ihn stets eher befremdet. Die Heiligen Schriften machten die Welt so klein, so banal, vor allem, nachdem er Hoimar von Ditfurths Schriften gelesen habe. Während er 2005/2006 seinen zweibändigen Comic Dschinn Dschinn verfasst habe, sei der Karikaturen-Streit entflammt. „Man sitzt in Köln“, so König, „und kann nicht einfach ein Männchen zeichnen und darunter Mohammed schreiben.“ Er sei jetzt vorsichtig wie nie zuvor, vermeide Worte wie Islam und Scharia, denn er sei ja nicht lebensmüde. Gleichzeitig sei er entsetzt, wie weichspülerisch, wie wischi-waschi im Westen darauf reagiert wurde: „Wir dürfen nichts sagen“, sei der Standard-Satz unter Journalisten. Das allerdings findet Ralf König nicht. Es muss seiner Meinung nach erlaubt sein, sich zu Religion kritisch zu äußern.
Von islamischer Seite hat Ralf König nie irgendetwas gehört, weder positiv noch negativ („Vielleicht lesen die keine Comics“, fügte er verschmitzt hinzu). Als aber seine Cartoons „Prototyp“ über die Genesis für zwei Wochen in der FAZ veröffentlicht wurden, kamen sehr empörte Leserbriefe. Als nächstes Projekt steht ein Comic über Paulus an, dessen Geschichte König spannend und kurios findet. Allgemein verwundert es ihn, dass nach so langer Zeit überhaupt noch die Frage gestellt wird: Gibt es Gott oder nicht? Wenn ja: Wie ist er drauf?
Er selbst wolle nicht provozieren. Wenn sich Leute durch sein Werk provoziert fühlten, sei das nicht sein Problem. Allerdings habe er kürzlich im Katechismus der katholischen Kirche über Homosexualität nachgelesen und fragte abschließend, wer denn hier eigentlich wen provozieren wolle.

Fiona Lorenz

Die Ausstellung „Kunst und Schöpfung“ im Mittelrhein-Museum Koblenz, Florinsmarkt 15-17 zeigt religionskritische Werke von Ralf König vom 11. Juli bis 6. September 2009.
Mehr Informationen