"Soldiers of God"

Christliche Extremisten attackierten LBGTQ-Bar in Beirut

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Beirut wurde vor dem Bürgerkrieg als "Paris des Orients" bezeichnet (Symbolfoto)
Beirut

Die christlichen "Soldiers of God" – Soldaten Gottes – haben eine Drag-Show in der libanesischen Hauptstadt Beirut gestürmt. Die Männer-Gruppe ist für ihre Gewaltbereitschaft und rechtsextremen Ansichten berüchtigt. Sie attackierten Menschen und stimmten homophobe Sprechchöre an.

"Das ist Satans Platz, er fördert Homosexualität im Land des Herrn", riefen die christlichen "Soldiers of God". Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie die wütenden Christen außerdem schreien: "Wir haben euch 100 Mal gewarnt, das ist erst der Anfang." Berichten zufolge zertrümmerten die Angreifer Möbel, es gab einige leichte Verletzungen bei Gästen.

Die Show, die von zwei libanesischen Drag-Künstler:innen namens Latiza Bombe und Emma Gration moderiert wurde, fand im August in einer Bar im Beiruter Ausgehviertel Mar Mikhael statt. Die Bar gilt eigentlich als sicherer Ort für LGBTQ-Personen. Tapfer rief Emma Gration von der Bühne: "Wir sind hier, wir existieren und niemand wird uns zum Schweigen bringen. Manchmal müssen wir jedoch klug entscheiden: Leider müssen wir die Show abbrechen."

Bärtige, tätowierte Extremisten mögen christliche Symbole

Die Bewegung "Soldiers of God" ist eine christliche Extremistengruppe im Libanon. Die Mitglieder sind überwiegend bärtige, tätowierte Männer, deren Social-Media-Profile mit christlicher Ikonographie und Symbolen übersät sind. Die Soldaten Gottes sind bewaffnet.

Das Logo der Gruppe zeigt einen Schild mit einem roten Kreuz, flankiert von den Flügeln eines Engels, darunter eine Bibel. Die Miliz zählt rund 150 Mitglieder, ist aggressiv und bekannt für ihre rechtsextremen Ansichten.

Die Fanatiker werfen der LGBTQ-Gemeinschaft im Libanon vor, "Homosexualität zu fördern" und die "Familienwerte" zu gefährden. "Sie sind eine christliche Randgruppe. Im Grunde sind sie Hooligans", sagte Lea Z, eine LGBTQ-Aktivistin, gegenüber The New Arab. Die Lebensaufgabe der Soldaten Gottes bestehe darin, gegen LGBTQ-Menschen vorzugehen, meint Lea Z.

Zunächst selbsterkorene Nachbarschaftswächter

Zum ersten Mal traten die "Soldiers of God" 2019 als Nachbarschaftswächter im Beiruter Stadtteil Achrafieh auf. Die Männer hatten keine Skrupel, Gewalt gegen diejenigen anzuwenden, von denen sie sagten, dass sie die traditionellen libanesischen Werte bedrohten.

Die "Soldiers of God" behaupten etwa, dass die LGBTQ-Gemeinschaft mit einer finsteren pädophilen Verschwörung in Verbindung stehe. Das spiegelt die Rhetorik rechtsextremer Gruppen in anderen Ländern, beispielsweise den USA, wider. Ähnlich wie die Extremisten in den USA hat sich die Gruppe zur Speerspitze der Anti-Vaxxer-Bewegung (Impfgegner) im Libanon gemausert.

Amnesty International besorgt um LGBTQ-Rechte im Libanon

Mitglieder der christlichen Parteien Achrafiehs, wie Nadim Gemayel von der libanesischen Kataeb-Partei, distanzierten sich nach dem Anschlag von der Gruppe."Wir verurteilen den Angriff. Unsere Gesellschaft muss frei und offen bleiben und individuelle Freiheiten respektieren", so Gemayel.

Der Libanon war das erste arabische Land, das 2017 eine Gay-Pride-Woche veranstaltete und gilt allgemein als sicherer Zufluchtsort für die LGBTQ-Gemeinschaft im Nahen Osten; eine Rolle, die laut Aktivisten nun gefährdet ist. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International äußerte sich besorgt. Der Vorfall unterstreiche "die Verschlechterung der Lage der LGBTQ-Rechte im Libanon."

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