Mordaufrufe gegen Hamed Abdel-Samad

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Hamed Abdel-Samad / Foto: F. Nicolai

KAIRO. (hpd/gbs) Ägyptische Islamisten haben zur Ermordung von gbs-Beirat Hamed Abdel-Samad ("Der Untergang der islamischen Welt") aufgerufen. Zum Teil stammen die Hetzkampagnen gegen den deutsch-ägyptischen Politologen, der sich zurzeit in Kairo aufhält, aus dem direkten Umfeld des ägyptischen Staatspräsidenten Mohammed Mursi.

In den letzten Tagen haben mehrere Facebook- und Internetseiten von Muslimbrüdern und Salafisten ein Bild von Hamed Abdel-Samad mit dem Aufruf "Wanted Dead!" veröffentlicht. Am Freitagabend rief zudem Assem Abdel-Maged, einer der Köpfe der militant-islamistischen Bewegung "Dschamaa Islamiya" und einst auch am Attentat auf Präsident Sadat beteiligt, im salafistischen Fernsehsender "Al-Hafez" zur Ermordung des Islamkritikers auf.

Seit Tagen schon führen die Salafistensender Al-Nas und Al-Hafez eine regelrechte Hetzkampagne gegen Abdel-Samad durch. Sie werfen ihm vor, den Propheten Mohammed und den Islam beleidigt zu haben. Grund für die Kampagne war ein Vortrag, den der Islamkritiker am vergangenen Dienstag in Kairo über den religiösen Faschismus in Ägypten gehalten hatte.

GBS-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon erklärte, dass Religionskritiker zwar immer wieder mit Morddrohungen konfrontiert würden, die aktuellen Aufrufe gegen Hamed Abdel-Samad aber besonders besorgniserregend seien. Er forderte die deutsche Politik, insbesondere Bundeskanzlerin Merkel und Bundesaußenminister Westerwelle, auf, "Präsident Mursi mit Nachdruck dazu zu bewegen, den Mordaufrufen, die zum Teil von seinem eigenen politischen Lager verbreitet wurden, in aller gebotenen Deutlichkeit entgegenzutreten".

Zugleich äußerte Schmidt-Salomon sein "Befremden darüber, dass Facebook die Seiten, die den Mordaufruf zustimmend verbreiten, etwa die 'Masrawy-Page' der Muslimbrüder mit ihren mehr als eine Million Followern, trotz mehrfacher Aufforderung nicht sperren will". Es könne, so Schmidt-Salomon, doch nicht sein, "dass Websites gelöscht werden, bloß weil sie einen einzigen nackten Busen zeigten, während eindeutige Mordaufrufe problemlos verbreitet werden dürfen." Die Facebook-Leitung müsse ganz offensichtlich die eigenen Kriterien noch einmal gründlich überdenken.

Hamed Abdel-Samad wurde 1972 in Gizeh (Ägypten) als Sohn eines Imams geboren und gilt heute als einer der profiliertesten Islamexperten im deutschsprachigen Raum. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er bekannt als Autor der Bücher "Mein Abschied vom Himmel", "Der Untergang der islamischen Welt" und "Krieg oder Frieden: Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens" sowie als einer der beiden Protagonisten der TV-Serie "Entweder Broder – Die Deutschland-Safari".

Kurz vor seiner Abreise nach Kairo nahm Hamed Abdel-Samad als Referent an der "Kritischen Islamkonferenz" teil (siehe hierzu auch sein Interview in der Wochenzeitung "Jungle World"). 2011 wurde er in den Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung berufen.

Anmerkung:
Im Spiegel erklärt Hamed Abdel-Samad die Hintergründe der Drohungen.