Der Säuglingspenis als Kulturträger

Noch immer wird bei uns die Knabenbeschneidung aus religiösen oder traditionellen Gründen praktiziert. Die Verteidiger dieser Praxis reklamieren, mit dem Verzicht auf die Entfernung von Hautlappen an Säuglingspenissen drohe die Totalzerstörung ihrer Kultur. Höchste Zeit, umzudenken.

Gerne werden, wenn es um die Rechtfertigung der Knabenbeschneidung geht, medizinische Vorzüge angeführt. Die Vorhaut ist dann nichts weiter als ein unnützer Hautlappen, der in erster Linie das Einfallstor für zahlreiche medizinische Probleme darstelle. Zu den medizinischen Vorteilen, die mit einer Beschneidung einhergehen sollen, werden ein geringeres Peniskrebs-Risiko sowie ein kleineres Infektionsrisiko - unter anderem durch HIV - angeführt. Das kann stimmen oder auch nicht; die Faktenlage ist hier trotz zahlreicher Studien widersprüchlich.

Klar ist aber, dass die Probleme, unter denen Unbeschnittene gemäss diesen Studien zu leiden haben, mit gängiger Hygiene lösbar sind. Wenn Mann unter der Dusche seinem Reproduktionsorgan die gleiche Aufmerksamkeit schenkt wie, sagen wir einmal, seinen Achselhöhlen, ist er auf der sicheren Seite. Klar gibt es Phimosen, schmerzhafte Verengungen, wo die schnellste Linderung durch eine - nicht immer zwingend vollständige - Beschneidung erzielt werden kann. Aber das hat denkbar wenig mit Religion oder Tradition zu tun.