Elisabeth im Druck

MARBURG. Ausstellung in der Universitätsbibliothek.

Es gibt kaum eine Heilige, über die derart

viel publiziert wurde wie über Elisabeth von Thüringen. Gesicherte Erkenntnisse über ihr Leben gibt es hingegen vergleichsweise wenig.

Die Historikerin Dr. Margret Lemberg hat die in der Marburger Universitätsbibliothek (UB) vorhandenen Werke über die Heilige in der Ausstellung "Elisabeth im Druck" zusammengestellt. Einige Auszüge trug sie am Sonntag (6. Mai) zum hessenweiten "Tag der Literatur" im Foyer der UB vor.

Im Mittelpunkt der Lesung standen der Vergleich verschiedener Episoden aus dem Leben Elisabeths, einmal in ihrer Darstellung in der "Vita Sanctae Elisabeth" von Dietrich von Apolda um 1289 und andererseits aus der Elisabeth-Biografie von Ortrun Reber aus dem Jahr 2006.

Älteste Quelle war aber der sogenannte "Libellus". Dabei handelt es sich um die Protokolle der Aussagen der vier Dienerinnen Elisabeths aus dem Jahre 1235 und damit vier Jahre nach Elisabeths Tod.

Aus heutiger Sicht erscheint Elisabeths Beichtvater Konrad von Marburg geradezu tyrannisch. "Prügel ersetzten Küsse", sagte Lemberg. Immer wieder geißelte Konrad die willensstarke Elisabeth, die alle Strafen regungslos über sich ergehen ließ. Fast schon pervers mutet es an, wenn Elisabeth und ihre Dienerin ausgepeitscht werden und Konrad daneben "Herr erbarme dich" anstimmt. So geschah es im Kloster Altenburg, in dem Elisabeth nach ihrer Ankunft verbotenerweise die Klausur der Nonnen betrat.

Lemberg machte aber auch begreiflich, dass gesellschaftliche Normen des Mittelalters nicht nach heutigen Maßstäben betrachtet werden dürfen. Das sei auch schon ein Problem der psychoanalytisch geprägten und zu ihrer Zeit höchst umstrittenen Biografie von Elisabeth Busse-Wilson aus dem Jahre 1931 gewesen.

Je nach Interessenlage und Hintergrund der Autoren seien im Laufe der Zeit zahlreiche Verklärungen Elisabeths erfolgt. Erst ab 1981 habe man durch zahlreiche Symposien zum 750. Todestag Elisabeths wieder zu einer wissenschaftlich fundierten Betrachtungsweise zurückgefunden.

Diese und zahlreiche weitere Werke stellte Lemberg bei der anschließenden Ausstellungsbesichtigung näher vor. Bis zum 17. Juni ist die Ausstellung in der Universitätsbibliothek an der Wilhelm-Röpke-Straße in Marburg montags bis samstags von 9 bis 21:30 Uhr und sonntags von 13 bis 21:30 Uhr geöffnet.

Stephan Sonntag