Kinder sind keine Ware

BERLIN. (hpd/HVD) Der Humanistische Verband gehört zu den Erstunterzeichnern einer Stellungnahme gegen die RTL Serie: „Erwachsen auf Probe“. Als Mitglied im Bundesforum Familie folgt der HVD dem Aufruf mit dem Titel: „Kinder sind keine Ware“.

 

Seinem humanistischen Weltbild widerspricht es, Menschen und vor allem Kinder und sogar Babys quasi durch einen Schaukasten der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das widerspricht nach Ansicht des HVD den Kinderrechten. Der HVD hofft, mit seiner Unterstützung bei RTL einen Sinneswandel zu befördern und eine breite öffentliche Diskussion in Gang zu setzen, die zur Absetzung und gesellschaftlichen Ächtung solcher Programme führt. Eltern, die ihre Kinder zur Verfügung stellen, behandeln ihre Kinder wie eine Ware. Der Humanistische Verband stellt sich in dieser Frage in eine Reihe mit christlichen und muslimischen Organisationen und zahlreichen Fachverbänden. Aus dem säkularen Spektrum gehören auch Freireligiöse zu den Erstunterzeichnern.

Judith Huber

 

Nachfolgend die Stellungnahme im Original:

Kinder sind keine Ware

Gemeinsame Stellungnahme von 60 Verbänden (alle Unterzeichner als PDF im Anhang).

Fachverbände der Kinder- und Jugendhilfe, Verbände, die sich in Deutschland für die Umsetzung der Rechte des Kindes einsetzen, und im Bundesforum Familie zusammengeschlossene Verbände protestieren scharf gegen die geplante RTL-Serie Erwachsen auf Probe, in der Eltern ihre Kinder für mehrere Tage in einem kameraüberwachten Haus an Jugendliche abgeben. Hier sollen noch minderjährige jugendliche Paare den Alltag mit Kindern hautnah erfahren, damit ihnen klar wird, was frühe Elternschaft bedeutet – so die Intention des Senders. Es beginnt mit Babys, dann folgen Kindergartenkinder, Schulkinder und „Halbstarke“.

Die unterzeichnenden Verbände sehen in diesem Experiment ein erhebliches Risiko, gerade für die Babys, die ohne Not einem erheblichen Stress ausgesetzt wurden. Allen Kindern drohen in der angespannten Atmosphäre des Drehortes schwere Belastungen – die Anwesenheit einer Alibi-Psychologin nützt da gar nichts. Die Jugendlichen, die die Kinder „erziehen“ sollen, sind selbst noch minderjährig, kommen aus belasteten Lebensumständen und müssen selbst vor öffentlicher Zurschaustellung geschützt werden.

Die Fachleute fordern die zuständigen Jugendämter auf, hier aktiv zu werden, mit den betroffenen Eltern zu sprechen und notfalls einzuschreiten. Die Rechte der Kinder auf Schutz und Förderung ihrer Entwicklung haben einen höheren Stellenwert als Elternrechte, die nicht im Interesse der Kinder wahrgenommen werden. Wenn Eltern ihren (von ihnen abhängigen) Kindern so etwas zumuten, bedürfen sie selbst der Unterstützung für ihre Erziehungsaufgabe.

Vor allem aber ist nach Auffassung der Verbände eine Kontrolle der Medien gefragt. Kinder zur Erhöhung der Einschaltquoten im Fernsehen zu prostituieren, ist sittenwidrig und hat mit Pressefreiheit nichts zu tun. Kinder sind keine Ware.

Der angebliche Zweck der Sendung, Jugendliche auf das Leben mit Kindern vorzubereiten, greift nach Ansicht der Fachverbände zu kurz: Kinder sind mehr als Stressfaktoren, sie brauchen verlässliche und verantwortungsvolle Beziehungen. Diese zu gestalten, ist für sehr junge Eltern eine besondere Herausforderung. Kinder wie Gegenstände auszuleihen, ist aber genau das falsche Signal. Die Fachverbände fordern deshalb RTL auf, die geplante Serie zu stoppen und signalisierten die Bereitschaft, den Sender bei der Suche nach einer angemessenen Behandlung des Themas zu unterstützen.