Religion: Die neuesten Erkenntnisse (1)

 

Gibt es denn irgendwelche Unterschiede?

Liest man diesen Artikel bis hierhin, könnte man zu der Auffassung gelangen, dass es eigentlich gar keine relevanten Unterschiede im Verhalten von Gläubigen und Atheisten gibt. Sie sind gleichermaßen kooperativ, wohltätig und stehen auf Pornos. Gläubige verhalten sich Sonntags anders, gleichen das aber unter der Woche wieder aus. Allenfalls könnte man feststellen, dass Gläubige zu Arroganz und Heuchelei neigen, weil sie sich für besser halten als ihre skeptischen Mitbürger, ohne dass dem auch so wäre. In vielen Bereichen ist Religion insofern nur albernes Gutmenschen-Getue, das überhaupt keinen Einfluss hat auf die Realität.

Ohne Folter hätten wir das gar nicht erfahren

Aber nicht in allen Bereichen. Zum Beispiel befürworten regelmäßige Kirchgänger in den USA häufiger Folter als andere Menschen. 54 % der US-Amerikaner, die wöchentlich in die Kirche gehen, sagten, dass die Folter von mutmaßlichen Terroristen „oft” oder „manchmal” gerechtfertigt sei. Von denen, die nur „selten” oder „nie” den Gottesdienst besuchen, sahen das nur 42% so, besagt eine Studie des Pew Forum on Religion & Public Life. Gleichsam befürworten Protestanten und Katholiken in den USA häufiger die Todesstrafe. Sehr deutlich sind die Unterschiede bei der Frage, ob Abtreibung legal sein sollte. Hier stehen religiöse Menschen in den USA auf der einen Seite der Debatte (gegen Abtreibung) und Atheisten auf der anderen.

In Deutschland ist es in der Tendenz ganz ähnlich. Religionsfreie finden die klassische Hausfrauenrolle (Küche-Kinder-Kirche) am wenigsten zustimmungswürdig, sie sind toleranter gegenüber Homosexuellen, stärker für eine Legalisierung der Abtreibung, stärker für eine Legalisierung aktiver Sterbehilfe und sie finden Haschischkonsum weniger schlimm. Konservative und religiöse Haltungen sind eng verwoben.