(hpd) Wie lösen wir die größten Probleme unserer Gesellschaft? Woher stammt die Religion? Macht der Glaube glücklich? Brauchen wir mehr religiöse Vielfalt? Neueste Forschungsergebnisse bieten Antworten.
Die größte Revolution der Menschheitsgeschichte
Die menschliche Natur ist das Produkt einer Jahrmillionen währenden Entwicklungszeit, nur langsam und graduell kamen neue Elemente hinzu. Der Mensch trägt Adaptionen in sich, die aus einer Zeit stammen, als er noch nicht einmal ein Mensch war. Doch auch schon unsere affenähnlichen Vorfahren lebten in kleinen Gruppen, in der Rolle von Jägern und Sammlern.
In grauer Vorzeit gab es bereits Individuen, die mehr besaßen als andere, weil sie bei der Jagd oder beim Handel erfolgreicher waren. Eine Perlenkette mehr, oder eine zusätzliche Axt, waren jedoch kein Vergleich zu dem, was noch kommen sollte. Vor etwa 10 000 Jahren veränderte sich die Art und Weise, wie die Menschen lebten, grundlegend. Es war der Beginn der neolithischen Revolution, der Sesshaftwerdung des Menschen.
Mit der neolithischen Revolution wurde die Kontinuität des Daseins unterbrochen: Auf einmal entstanden große Städte. Nie zuvor mussten Menschen – oder irgendwelche anderen Tiere – mit Individuen der gleichen Art zusammenleben, die sie gar nicht kannten, mit denen sie nur entfernt verwandt waren. Die Landwirtschaft verlangte dem Homo Sapiens viel ab, die Arbeitszeiten wurden länger, aber er war auch nicht mehr schutzlos der Willkür gleichgültiger Naturmächte ausgeliefert. Die Nahrungsversorgung wurde verlässlicher, die Bevölkerungszahlen wuchsen, die Kindersterblichkeit sank und die Menschen wurden älter. Durch die Spezialisierung auf bestimmte Berufe wurde erstmals die systematische Verbesserung von Technologie ermöglicht, das Wissen wuchs rapide an und die Kunst erschuf immer aufwändigere Werke.
Die Revolution frisst ihre Kinder
Für die Segen der Landwirtschaft zahlten die Menschen jedoch einen hohen Preis: Die Macht- und Einkommensunterschiede stiegen ins Unermessliche, ins völlig Unvorstellbare. Besaßen vorher alle Menschen ähnlich viel, mit für alle nachvollziehbaren Unterschieden, die man sich durch Dienste an der Gemeinschaft, wie eine besonders erfolgreiche Jagd, erwerben konnte, so gab es nun plötzlich Großgrundbesitzer, später Könige, die unermessliche Reichtümer für sich beanspruchten. Diese gewaltigen Unterschiede widersprachen und widersprechen noch immer dem natürlichen Gerechtigkeitsempfinden unserer Spezies. Die Könige forderten eine große Missgunst und Eifersucht heraus.
Auf einmal waren die Menschen nicht mehr frei, sondern sie unterlagen dem Willen der Könige, die sie wirtschaftlich und existenziell von ihnen abhängig machten. Die Menschen hatten ihr Leben nicht mehr unter Kontrolle. Sie fühlten sich unsicher, entmündigt und ausgeliefert, obwohl es ihnen materiell besser ging. In dieser Welt war keine Hilfe zu erwarten. Und so erfanden sie Gott, der die erdrückenden Ungerechtigkeiten entweder hier, oder in einer jenseitigen Welt, ausgleichen würde.