Zahl der Muslime in Deutschland wird überschätzt

Die Zahl der in Deutschland lebenden Muslime wird deutlich überschätzt. Das stellte jetzt der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) fest.

Uwe Lehnert hat bereits im April dieses Jahres im hpd darauf hingewiesen, dass die offiziellen Zahlen über den Anteil der Muslime in Deutschland nicht korrekt sein können. Das wurde jetzt durch den Sachverständigenrat bestätigt.

"Ganze 70 Prozent der Befragten hat die Zahl der in Deutschland lebenden Muslime überschätzt. Ein knappes Drittel der Befragten schätzte die Zahl sogar auf über zehn Millionen. Und das, obwohl sie tatsächlich bei nur etwa vier Millionen liegt."

Aufgrund dieser Fehleinschätzung - die sich quer durch alle Bevölkerungsgruppen zieht - werden Ressentiments gegen Muslime verstärkt. "Ein Abbau dieser Wissensdefizite könne demnach Stereotypen vorbeugen und pauschale Urteile in Teilen der Bevölkerung verringern. Damit würden sich letztendlich auch die Teilhabechancen der Muslime verbessern." 

Die Studie fasst zusammen: "Diese relativ kleine und zu etwa 98 Prozent auf die alten Bundesländer verteilte Bevölkerungsgruppe steht häufig im Zentrum undifferenziert geführter Diskussionen über Einwanderung bzw. negativer Medienberichterstattung (SVR-Forschungsbereich 2013). In deren Verlauf wird 'den Muslimen' pauschal die Rolle der 'Integrationsverweigerer' zugeschrieben (vgl. Foroutan 2012). Dadurch werden sie – ähnlich wie Ausländer Mitte der 1990er Jahre – potenziell ausgegrenzt. Grund für diese Ausgrenzungsversuche sind nicht zuletzt diffuse Bedrohungsszenarien, die aus unreflektierten, an Stereotype anknüpfenden pauschalen Urteilen und Informationsdefiziten resultieren."