Südkorea: Sektenführer wegen Behördenbehinderung in der Pandemie festgenommen

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Als im Februar dieses Jahres das neue Coronavirus die ersten Menschen in Südkorea infiziert hatte, wurden auch Gläubige aufgefordert, keine gemeinsamen Gottesdienste mehr abzuhalten. Für Sektenführer Lee Man-hee kein Grund, sich daran zu halten. Er ließ für seine Sekte Shincheonji weiter große Messen abhalten und erklärte Covid-19 zum Werk Satans, um das Sektenwachstum zu verhindern. Zudem behinderte er die mit Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen betrauten Behörden und muss sich dem Vorwurf stellen, Kirchengelder abgezweigt zu haben. Dafür wurde er nun festgenommen.

Lee Man-hee ist Gründer der christlichen Shincheonji Sekte, die mit über 5.000 Infizierten für knapp 40 Prozent aller Covid-19-Infektionen in Südkorea verantwortlich gemacht wird. Unter den Gläubigen, sowie darauf folgend den Menschen, mit denen sie Kontakt hatten, konnte sich das Virus rasant ausbreiten, da der 88-jährige Sektenführer seine ganz eigenen Ansichten durchsetzte. Heimlich ließ er, den Auflagen zur Virus-Eindämmung zum Trotz, Massengottesdienste abhalten, erklärte den Erreger zum Satanswerk, welches das Wachstum der Gemeinschaft bremsen solle, und ließ die Gläubigen im Glauben, immun gegen Covid-19 zu sein.

Von den Behörden aufgefordert, die Daten der Messe-Teilnehmenden zu übergeben, reagierte er langsam und verschleierte gar, wer wann und mit wem am Gottesdienst teilnahm. Teilweise sollen gar komplett gefälschte Listen eingereicht worden sein. Wegen nicht genehmigter Gottesdienste, Behinderung der Behörden bei der Eindämmung der Pandemie und wegen des Verdachts 5,6 Milliarden Won (knapp vier Millionen Euro) Kirchengelder entwendet zu haben, wurde Lee nun festgenommen.

Lees Kirche dementiert die Vorwürfe und erklärte, nur die Privatsphäre der Gläubigen schützen zu wollen, die Behörden jedoch nicht behindert zu haben. Sie will zunächst eine Verhandlung abwarten.

Unabhängig von den Verwicklungen des Sektenführers Lee Man-hee in die Corona-Infektionswelle in Südkorea und das Abhandenkommen von Kirchengeldern warnen deutsche Sekteninfos bereits länger vor Shincheonji. Die christliche Sekte um Lee Man-hee, der vermeintlich 144.000 Gläubige am Tag des Jüngsten Gerichts mit sich in den Himmel nehmen will, steht im Verdacht, ihren wahren Charakter bei der Anwerbung neuer Anhänger*innen zu verschweigen und Druck auf Mitglieder auszuüben. Diese wendeten sich von Familie, Freundschaften und Job ab, was einen Ausstieg aus einer Sektenstruktur massiv erschwert.

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