Kleines Lexikon zur Kritik christlicher Lehren

Aus der Perspektive der Logik

BONN. (hpd) Der ehemalige Chemie-Professor Uwe Hillebrand setzt sich in seinem Buch "Warum glaubst Du noch? Lehren der christlichen Kirchen unter dem Gesichtspunkt der Logik" kritisch mit bestimmten Aspekten der christlichen Lehre auseinander. Da er dies in Form von kurzen Artikeln und in alphabetischer Reihenfolge tut, hat man es letztendlich mit einem kleinen Lexikon zur Kritik an den jeweiligen Auffassungen zu tun.

Betrachtet man Bestandteile der christlichen Lehre näher, seien es Bibelstellen, Geschichte, Rituale oder Wunderberichte, dann lässt sich aus der Perspektive der Schlüssigkeit und Stringenz häufig Widerspruch anmelden. Aus der Kirche und der Theologie kamen denn auch Aussagen, die für die Bibel mit Relativierungen und Umdeutungen mehr auf den Symbolgehalt von Zitaten hinwiesen. In der historischen Gesamtschau lief diese Methode auf kontinuierliche Neuinterpretationen angesichts von fortschreitender Wissenschaft hinaus. Dies bot und bietet kritischen Geister immer wieder Stoff, um sich darüber mit spitzer Feder wie kühlem Ton her zu machen. Als ein derart ausgerichtetes Buch kann auch "Warum glaubst Du noch? Lehren der christlichen Kirchen unter dem Gesichtspunkt der Logik" verstanden werden. Es stammt von Uwe Hillebrand, der als Professor für Chemie an der Hochschule Ostalia lehrte. Als Fördermitglied gehört er der Giordano-Bruno-Stiftung an und ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Freidenkerbundes Österreich.

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Gleich zu Beginn bemerkt der Autor zur gewählten Perspektive: "Die christlichen Kirchen sollen an ihren Lehren und an der Glaubenspraxis beurteilt werden, und die Logik soll das Kriterium für diese Beurteilung sein." Und weiter: "Es geht hier nicht etwa um eine einseitige Meinung zu den Lehren der Kirche, sondern um das logische Hinterfragen von religiösen Thesen" (S. 9). Wer dadurch eine Abhandlung aus naturwissenschaftlicher Sicht als größeres Werk erwartet hat, wird enttäuscht sein. Denn "Warum glaubst Du noch?" ist ein nur 150 Seiten starkes "Lexikon" zu bestimmten Stichworten. Darin kommentiert Hillebrand zu Artikeln. In "Altes Testament" heißt es etwa: Wie darin "zu lesen ist, hat sich Gott damals gewaltig in das Leben der Menschen eingemischt" (S. 19). Dann nennt der Autor ein paar Bibelstellen, die von Grausamkeiten geprägt sind. Bei "Christliche Werte" sieht es auch nicht besser aus: "Im Neuen Testament wird … das Gebot der Nächstenliebe relativiert, denn es lautet dort eigentlich: Liebe deinen Nächsten, aber bei Gott nicht jeden!" (S. 31).

Auch Redewendungen wie "Gott sei Dank" lösen eine kritische Stellungnahme aus: "Wer sie mit innerer Überzeugung verwendet, der geht davon aus, dass alles auf unserer Welt im Prinzip von einem Gott geregelt wird" (S. 54). Hillebrand erinnert auch an ignorierte Details der Geschichte des Christentums, etwa im Artikel zu "Luther". Dieser war ein fanatischer Judenhasser und hielt Behinderte für eine seelenlose Masse Fleisch. Der Autor gibt aber auch hier Legenden zum Reformator wieder wie die von den "95 Thesen, die er an das Kirchenportal in Wittenberg geschlagen hat" (S. 75). Mittlerweile gilt es in der Forschung als weitgehender Konsens, dass dies historisch so nie gewesen ist. Ein Musterbeispiel für unlogische Positionen macht der Artikel zum "Theodizee-Problem" deutlich. Knapp, aber souverän veranschaulicht der Autor, dass die Auffassung von einem gleichzeitig allgütigen und allmächtigen Gott angesichts der Übel in der Welt nicht aufrecht erhalten werden kann. Denn "viele Argumente der christlichen Kirche" sind "ersichtlich widersinnig" (S. 130).

In der Gesamtschau hat man es demnach mit einem kleinen Nachschlagewerk zu tun, worin kritische Ausführungen die fehlende Logik vieler religiösen Positionen verdeutlichen. Dabei nutzt Hillebrand auch polemische Vergleiche. Ein Beispiel: "… wenn ein Fußballspieler in einem wichtigen Ligaspiel ein Tor schießt, kann es hin und wieder sein, dass der sich danach zum Dank an Gott bekreuzigt. Und der gegnerische Torwart kann sich dann ebenfalls bekreuzigen und Gott danken, dass er diesen Ball durchlassen durfte" (S. 55). Es sind demnach nicht kühle und strukturierte Texte. Man kann aber manche Spitze angesichts der Widersprüchlichkeiten mehr als nur verstehen. Ärgerlich ist indessen, dass bei den Literaturverweisen durchgängig die Seitenzahlen fehlen. Auch hätte man sich da eine breitere Grundlage für die Präsentation gewünscht, denn als Einführung zur Kritik mancher Vorstellung will man vielleicht mehr lesen. Genau dafür ist der Band ganz gut geeignet, geübten Kritiker fehlender Logik in der Religion bringt er aber kaum Neues.

Uwe Hillebrand, Warum glaubst Du noch? Lehren der christlichen Kirchen unter dem Gesichtspunkt der Logik, Marburg 2015 (Tectum-Verlag), 149 S., ISBN 978–3–8288–3553–5, 12,95 Euro