Endlich geht ER dahin, wo er hingehört...

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Papst im Olympiastadium / Foto: screenshot ZDF

FREIBURG. (hpd) Nun ist der Spuk vorbei. Was aber wird nach Jahrzehnten von den unter demokratischer Perspektive würdelosen Auftritten übrig sein? Vergessen, allenfalls Scham. Die Hymnen der Papstbejubler werden nicht das letzte Wort sein. Wir müssen nur abwarten.

Vorerst stellen wir freilich fest: Auf subtile Weise haben die vatikanischen Diplomaten ihre Ziele erreicht. Sie hatten leichtes Spiel: Deutsche haben mitgeholfen, dass das Kalkül aufging. Der Papst brauchte nur zuzugreifen. Die Realität, nach der sehr viele verlangten, konnte er souverän ausklammern. Er redete einfach anders, und Deutschland schluckte es.

Der Vatikan hat beispielsweise die drei Gewalten, wie sie das Prinzip der Gewaltenteilung (Montesquieu), doch er selbst nicht kennt, vom Papst nach eigenem Gusto bedienen lassen:

Die Exekutive, vertreten durch Menschen, die nach strikt katholischer Auffassung öffentliche Sünder sind wie Wowereit, Wulff, Merkel. Sie tat sich hervor, sang augenfällig herzhaft „Großer Gott, wir loben Dich“ mit.

Die Judikative: Deutschlands oberste Richterinnen und Richter wurden zu einem ausländischen Staatsoberhaupt geladen – und kamen, um zu erfahren, was „rechtes Recht“ ist. Wir dürfen gespannt sein, wie sich das auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts in Sachen Staat und Kirche auswirkt.

Die Legislative: Ratzinger vor dem Bundestag. Zwar verfehlt er sein Thema und wird nirgends der Erwartung gerecht, zur deutschen Kirchenwirklichkeit zu sprechen. Doch es reicht auch so: Eine CSU-Abgeordnete, die wahrscheinlich noch nie etwas von Kelsens Rechtspositivismus gehört hat, nennt die Rede Ratzingers die wichtigste, die je im Parlament gehalten wurde. Reden von Heuss, Scheel, Brandt zählen vergleichsweise nicht.

Ratzinger nutzt den alten Trick: Rede möglichst versponnen, dann halten Dich die Leute für klug. Wie sagte Karl R. Popper? „Ein anderes Kochrezept ist: Schreibe schwer verständlichen Schwulst und füge von Zeit zu Zeit Trivialitäten hinzu. Das schmeckt dem Leser, der geschmeichelt ist, in einem so ‚tiefen‘ Buch Gedanken zu finden, die er selbst schon mal gedacht hat.

Ratzinger wird jedenfalls hoch befriedigt hinter seine Mauern zurückkehren. Und Gerüchte, die Deutschen seien eines der politisch ungeschicktesten Völker der Erde, haben neuen Auftrieb erfahren. Der Vatikan, so lernten wir, steckt ein solches Deutschland nach wie vor ohne große Anstrengung in die Tasche.

Horst Herrmann