Neues in der Sterbehilfedebatte

Während Gesundheitsminister Gröhe weiterhin ein Verbot der organisierten Suizid-Beihilfe fordert, verteidigt der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach den ehemaligen EKD-Vorsitzenden Nikolaus Schneider.

Schneider hat öffentlich bekanntgegeben, dass er seine Frau in die Schweiz begleiten würde, wenn diese dort Sterbehilfe in Anspruch nehmen möchte.

In welch einem Gewissenskonflikt sich in dieser Sache Christen befinden, zeigt sich sowohl an Wolfgang Bosbach als auch an Hermann Gröhe. Ersterer weist jede Kritik an der Entscheidung von Nikolaus Schneider ab: "Im Leben eines jeden Menschen gibt es Fragen von wahrhaft existenzieller Bedeutung, die jede(r) Betroffene nur für sich selber - nach bestem Wissen und Gewissen - beantworten kann." Und verdammt im gleichen Atemzug alle, die den Menschen helfen wollen, menschenwürdig zu sterben. Als gäbe es diese "Frage von wahrhaft existenzieller Bedeutung" nur für einige Auserwählte.

Ähnlich äußerte sich Gesundheitsminister Gröhe: "Nikolaus Schneider und ich teilen die Position, dass wir organisierte Sterbehilfe ablehnen. Gleichzeitig habe ich großen Respekt davor, wenn Nikolaus Schneider sagt, dass für ihn die Liebe zu seiner Frau im Konfliktfall über den eigenen ethischen Überzeugungen stehen würde."

Es klingt ein wenig schizophren, wenn einerseits das Recht des Einzelnen auf eine Gewissensentscheidung betont wird und auf der anderen Seite aber generell diesem Recht widersprochen wird.

In der WAZ wird auf die Positiion der oppositionellen Partei B90/Grüne hingewiesen. Die Grünen setzen sich für einen begleiteten Suizid ein; Renate Künast will auch gemeinnützige Vereine zulassen, die den Freitod organisieren.

Auch in der SPD wollen etliche zwar eine Kommerzialisierung der Sterbehilfe verhindern. Aber sie wollen das Lebensende gesetzlich aber nicht überregulieren. Die SPD-Politikerin Kerstin Griese hält ein strafrechtliches Verbot der organisierten Sterbehilfe für "unangemessen".