Zum 80. Geburtstag von Herbert Steffen

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Herbert Steffen
Herbert Steffen

OBERWESEL. (hpd/gbs) Nur wenige haben sich so große Verdienste um die Verbreitung des humanistisch-aufklärerischen Gedankenguts erworben wie er: Am heutigen Samstag wird Herbert Steffen, der Gründer der Giordano-Bruno-Stiftung und langjährige Mäzen des Kirchenkritikers Karlheinz Deschner, 80 Jahre alt.

Zunächst hatte es nicht so ausgesehen, als ob Steffen zu einem Förderer des Säkularismus werden würde. Aufgewachsen in einem kleinen Hunsrückdorf glaubte er zunächst bedingungslos an die "Heilige Katholische Kirche". Inbrünstig betete er immer wieder zur Mutter Gottes, sie möge ihm den rechten Weg weisen. Er sei ein lupenreiner katholischer Fundamentalist gewesen, sagt Steffen heute: "Hätte mir jemand gesagt, ich solle einen Sprengstoffgürtel umschnallen, um so dem Werk des Herrn zu dienen – ich fürchte, ich hätte es getan!"

Nach dem Abitur studierte Herbert Steffen Betriebswirtschaft in Köln. 1969 übernahm der Diplom-Kaufmann die Geschäftsführung der Firma Steffen Möbel, die er von einem kleinen mittelständischen Betrieb zu einem der leistungsfähigsten Anbieter von Schlafraummöbeln in Deutschland ausbaute. 1973 führte er als erster Unternehmer in seiner Branche eine betriebliche Gewinnbeteiligung für Mitarbeiter ein.

Schon in dieser Zeit begann sich Herbert Steffen mehr und mehr von seinem katholischen Glauben zu befreien. Er las Buch um Buch. Ein schmerzhafter Ablösungsprozess. Allmählich ging ihm auf, "dass die Wurzeln unseres Glaubens fingiert sind, dass es wirklich keinen Gott gibt, jedenfalls kein Geistwesen, das sprechen und hören kann, kein ordnendes Wesen hinter dem Universum". Er sei erst dann "richtig Mensch geworden", sagte er in einem Anfang der Neunziger Jahre erschienenen Interview, "als ich erkannt hatte, dass meine Konfliktsituation künstlich herbeigezaubert worden war von der Kirche. Das hat mich plötzlich frei gemacht."

Nach dem Ausscheiden aus der Firma Steffen Möbel intensivierte sich der Kontakt zu Karlheinz Deschner, den Steffen seit Anfang der Neunziger Jahre unterstützte. Doch dieses wichtige Mäzenatentum allein genügte Herbert Steffen nicht. Gemeinsam mit dem Philosophen Michael Schmidt-Salomon entstand schließlich das Konzept für die Giordano-Bruno-Stiftung, die im Frühjahr 2004 gegründet wurde.

Ohne Steffens großzügige Hilfe wäre Deschners "Kriminalgeschichte des Christentums" niemals vollendet worden. Ebenso sicher ist, dass die säkulare Szene ohne ihn und seine Aktivitäten – neben der Giordano-Bruno-Stiftung zählte Steffen auch zu den Mitbegründern des hpd – weit schlechter dastehen würde, als sie sich gegenwärtig präsentiert.

Von tiefen Dankbarkeitsbezeugungen rät Steffen indessen ab: "Ich habe das doch in allererster Linie für mich selbst getan! In den letzten Jahren durfte ich ungeheuer viele kluge, interessante, kreative Menschen kennenlernen. Es macht einfach einen Heidenspaß, daran mitzuwirken, dass sich die Dinge bewegen! Dieses Gefühl ist schlichtweg unbezahlbar!"