In der Jüdischen Allgemeinen fordern Eyal Arnon und Rabbiner Andrew Aryeh Steiman, nicht nur über Sterbehilfe zu debattieren, sondern auch an das Leben zu denken.
In dem Artikel heißt es: "Keine Partei, kein Ministerium, kein Parlament kann definieren, was 'Sterben in Würde' ist." Aufgabe der Politik sollte es vielmehr sein, sich darum zu kümmern, dass das Leben für alle Mitglieder der Gesellschaft lebenswert ist. "Der Tod" heißt es weiter, "ist kein medizinisches Versagen, wie zuweilen unterstellt wird."
Wenn Kardinal Marx fordert: "Gebt uns die Sterbenden", müsse die Gesellschaft antworten: "Gebt uns die Lebenden!" Denn wir müssten uns alle fragen, wie wir leben wollen. Das macht eine Gesellschaft aus – und nicht die Frage, wie wir sterben wollen.
Soweit kann dem Artikel zugestimmt werden; der theologischen Begründung dann jedoch eher nicht mehr. Schreiben die Autoren doch abschließend: "Die Vorstellung, ein solches Recht [auf ärztliche Hilfe beim Suizid] diene der Autonomie des Menschen, ist schlicht Aberglaube und damit aus Sicht des Judentums mit Götzendienst gleichzusetzen. Nach jüdischer Tradition ist jedes Herbeiführen des Todes unvereinbar mit unserem Glauben."
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Kommentare
Julian Estragon am Permanenter Link
Das "Leben im Fokus haben und nicht den Tod" klingt ja ganz hübsch, aber letztlich stirbt man trotzdem.
"Bei allem Respekt: Keine Partei, kein Ministerium, kein Parlament kann definieren, was »Sterben in Würde« ist"
Na eben. Das darf nur der Betroffene. In einer staatlichen Ordnung, die Sterbehilfe untersagt und den Freitod so schwer wie möglich macht, ist es aber der Staat, der definiert, was "Sterben in Würde" ist.
"Es gibt keine Alternative zum Leben, den Tod schon gar nicht"
Entschuldigung, aber das ist Unsinn. Selbstverständlich ist der Tod eine Alternative. Man kann sich nur darüber streiten, ob der Tod eine rationale und moralisch vertretbare Alternative ist.
"Es gilt, zu jedem Zeitpunkt im Leben, auch in der letzten Phase, ein Höchstmaß an Lebensqualität zu sichern."
Hier kommt die Vorstellung zum Ausdruck, der limitierende Faktor der Lebensqualität sei nur die gute Pflege und Behandlung durch andere Menschen. In Wirklichkeit gibt es Krankheiten, die so grausam sind, dass das Leben jede Qualität verliert, egal welche Mühe andere Menschen sich geben.