Lob des Atheismus

FRANKFURT. Zu Beginn des dritten Jahrtausends lässt sich eine Renaissance der Religionen – nicht nur bezogen auf deren ethische Werte, sondern auch

auf die antiwissenschaftlichen Dogmen – ausmachen. Daher will die Zeitschrift „Neue Rundschau", das seit 1890 erscheinende Forum für Kulturessayistik, an den Atheismus erinnern.

 

Im Mittelteil von Heft 2/2007 finden sich fünf Aufsätze zum Thema: Der Philosoph Slavoj Zizek behandelt das Verhältnis von Religion und Vernunft, der Philosoph Herbert Schnädelbach postuliert eine Frömmigkeit im Atheismus, der Biologe Thomas P. Weber geht der Wahrnehmung der Evolutionstheorie in den gegenwärtigen Religionen nach, der Literaturwissenschaftler Werner Hamacher interpretiert die religionstheoretischen Auffassungen in Kafkas Text „Die Prüfung", und von dem verstorbenen Philosophen Hans Blumenberg druckt man einige Notizen zum Atheismus aus dem Nachlass ab.
Umrahmt werden diese Texte durch Erzählungen und Gedichte mit anderen inhaltlichen Schwerpunkten und Würdigungen der Schriftstellerin Felicitas Hoppe.

Die Redaktion der „Neuen Rundschau" will mit dem Schwerpunktthema an den Atheismus erinnern als eine „Haltung, die sich um Wertneutralität bemüht, die sich nicht von ungeprüften Behauptungen etwas vormachen lassen möchte, die an die Vernunft der Menschen appelliert".

Um diese Wirkung zu entfalten bzw. eine Kontroverse darüber anzuregen, hätten die Beiträge aber weniger essayistisch und mehr systematisch sein müssen. Gleichwohl verdienen Absicht und Inhalt Aufmerksamkeit.

Armin Pfahl-Traughber

 

Neue Rundschau, 115. Jg., Heft 2/2007: „Atheismus". Frankfurt/M., S.Fischer-Verlag, 175 S., 10 €.