Lamya Kaddor ist an eine Sekte erinnert, wenn sie darüber nachdenkt, wie Salafisten Jugendliche ködern. Die islamische Theologin musste feststellen, dass einige ihrer Schüler in den so genannten "Heiligen Krieg" nach Syrien gezogen waren.
In einem Interview mit dem Focus erläutert sie, welche Jugendlichen besonders anfällig für Rattenfänger sind – und was die Gesellschaft tun muss.
"Die für den politischen Salafismus Anfälligen sprechen weder ordentlich Deutsch noch die Herkunftssprache der Eltern. Sie sind häufig schlecht in der Schule und fühlen sich verloren." Der Kulturkreis hat allerdings nicht sehr viel mit der Radikalisierung zu tun. Es gehe um das soziale Umfeld, denn auch nicht-muslimische Jugendliche radikalisieren sich: "Manche konvertieren – andere werden rechtsradikal. Die Psychostruktur ist die gleiche."
3 Kommentare
Kommentare
Maximilian Steinhaus am Permanenter Link
Mit diesem Interview hat sie selbst ihre Argumentation untergraben, wonach Islamunterricht nötig wäre, um eine Radikalisierung der Muslime zu verhindern.
FOCUS Online: Wobei sie sich nicht so stark radikalisieren …
Kaddor: Natürlich tun sie das. Das perfekte Opfer für Rattenfänger sind Jugendliche, die besonders stark nach Anerkennung und Orientierung dürsten. DIE GIBT ES GENAUSO UNTER ANDERSGLAUBENDEN. Manche konvertieren – andere werden rechtsradikal. Die Psychostruktur ist die gleiche. Auch die Manipulationsmethoden sind ähnlich. Wie Salafisten Jugendliche ködern, erinnert an eine Sekte." --> Nach diesen Antworten kann man sich nur fragen, weshalb dann ausgerechnet der Islamunterricht notwendig sein soll, obwohl es sich nach ihrer eigenen Aussage um ein überkonfessionelles Problem handelt.
Volker Bünde am Permanenter Link
Ich kann's nimmer hör'n. „Jugendliche radikalisieren sich“. Ein Einfluss des sozialen Umfelds wird ihnen noch zugestanden, aber die Hauptleistung erbringen sie selbst, womöglich noch mit Internet(böse).
Jugendliche wollen und sollen Persönlichkeit entwickeln. Das geht nur durch Abgrenzung (Umfeld/ Eltern). Gleichzeitig suchen und brauchen sie Führung/ Orientierung, verständlicherweise außerhalb ihres Umfeldes. Da sind einfache/ in sich vermeintlich schlüssige Ideologien im Vorteil. Manche werden Nazis, Punks oder Salafisten, andere treten in die CDU oder FDP ein. Ich weiß nicht, was gefährlicher ist. Letztere sind u.U. später an politisch entscheidener Position und mitverantwortlich für das politische/ gesellschaftliche Umfeld, in dem diese „Radikalisierung“ gedeiht.
Aber da muss man doch was machen! Genau, dann lass doch mal am solzialen Umfeld rumdoktorn, weil das in dieser Entwicklungsphase für jugendliche am wenigsten Bedeutung hat (vgl. Orientierung). Es ist ja auch viel bequemer die Gründe auf das soziale Umfeld zu begrenzen (steckste ja nich drin), als die bedeutsamere politische und gesellschaftliche Realität (kannste halt nichts machen) mit einzubeziehen.
Wer z.B. die völlig ethik-freie Außenpolitik Deutschlands (Na dann müsst ihr halt hungern, hauptsache die Verträge werden eingehalten.) verfolgt und daran nicht verzweifelt, kann das nur durch soziopathische Charakterzüge kompensieren. Wut und Zorn wären dagegen natürliche Reaktionen, die von beklagten Strömungen (Nazis, Salafisten) gern genutzt werden. Und die versuchen/ versprechen die politische Realität zu ändern, während wie den Arsch nicht hochkriegen und uns apathisch unserer stillen, aber gepflegten Verzweiflung hingeben. Na dann ...
Noncredist am Permanenter Link
"Sie holen die Jugendlichen dort ab, wo sie sich tagtäglich aufhalten: Lange nicht mehr in der Moschee, sondern auf der Straße, in Sportvereinen oder in Jugendheimen.
Ob Sekte, "anerkannte Religion" oder rechtsradikale Ideologie, hier gibt es wohl keinen Unterschied. Die Ideologie, welche die Kinder möglichst frühzeitig "abholt" und ihnen die "Werte" vermittelt, hat das Rennen gewonnen. Hätte irgendeine Gottheit ein Interesse an einer "richtigen" Offenbarung, dann gäbe es die ganzen Abholer wohl nicht einmal. Doch die Welt sieht genauso aus und handelt auch genauso, als ob es keine übergeordnete Gottheit gäbe, welche zu unseren Handlungen irgendeine Reaktion zeigen würde.
Ob man durch einen Dschihad irgendeine Gottheit ehrt, erfreut oder ärgert, lässt sich ganz und gar nicht "an der Welt ablesen". Einzigst die "interpretierte Wahrheit", die jeder Mensch sich selbst zusammenreimen kann und darf, soll "bezeugen", dass man das Richtige tut. Ob es stimmt, kann unmöglich ohne eine dazugehörigen Gottheit, welche sich dazu äußert, festgestellt werden und kommt einzigst darauf an, ob man der erzählten Interpretation "Glauben schenkt" - oder nicht.
Diese unglaublich simple Weisheit wird anscheinend nicht den Kindern und Jugendlichen beigebracht. Weder von den religiösen Eltern, noch von den religiösen Institutionen an sich. Peinlich.