Unterschriftenkampagne/Petition

Gegen die Unterdrückung und den Krieg in der Türkei

friedenstaube.jpg

FRANKFURT/M. (hpd) Türkischstämmige Migrantinnen und Migranten in Europa haben eine Unterschriftenkampagne "gegen die Unterdrückung und den Krieg in der Türkei" gestartet. Darin zeigen sich die Unterzeichner "angesichts zunehmender Gewalt in unserem Heimatland sehr besorgt".

"Wir verfolgen die jüngsten Entwicklungen, vor allem die lebensgefährliche Rückkehr der Gewalt, mit großer Sorge, obwohl vor dem letzten Wahlgang in der Türkei, ethnische, sprachliche und kulturelle Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung wahrgenommen wurden. Wir spürten insgesamt eine positive und hoffnungsvolle Stimmung in der Gesellschaft. Doch inzwischen sehen und erleben wir, dass rassistische, chauvinistische und nationalistische Stimmungen im ganzen Land, für uns alle bedrohlich und in aggressiver Form, zunehmen. Die hoffnungsfrohe Politik der Annäherung und der Brüderlichkeit, in einer vielfältigen Gesellschaft, ist nun dem Hass, der Gewalt und Zorn gewichen. Die Menschen in unserem Land zahlen jeden Tag mehr Blutzoll, viele junge Menschen, Zivilisten, sogar Kinder werden von Gewehrschüssen getroffen und werden gnadenlos umgebracht" heißt es in der Pressemitteilung zur Kampagne.

Der seit 40 Jahren andauernde Konflikt zwischen der Türkei und den kurdischen Befürwortern einer Autonomie hat für keine der Konfliktparteien irgend einen Gewinn gebracht. Menschen in der Türkei werden gegeneinander aufgehetzt und werden zu Feinden deklariert: Nachbarn gegen Nachbarn, Sunniten gegen Aleviten, Türken gegen Kurden. "Wir glauben, dass auch in der Zukunft niemand diesen blutigen Kampf gewinnen wird. Wohlwissend halten wir es deshalb für inakzeptabel, dass durch Gewalt und Unterdrückung die Türkei in einen neuen kriegerischen Zustand hinein manövriert wird."

In dem Aufruf von "Türken, Kurden, Lazen, Tscherkesen, Armenier, Yeziden, Sunniten, Aleviten, Christen und Atheisten, mit Wurzel in der Türkei" wird gefordert, "ein Zusammenleben in Brüderlichkeit auf Grundlage der Anerkennung von gleichen Rechten, des gegenseitigem Respekt gegenüber dem Glauben, und der Toleranz hinsichtlich der Lebensweise. Jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft, seinem Glauben, und seiner Weltanschauung sollte gemeinsam in Frieden in einem demokratischen Rechtsstaat leben können!"

Nach Ansicht der Unterzeichner wird durch die Beendigung des relativen Friedens, der auf die Annäherung und Verständigung zwischen den Völkern setzte, mehr und mehr die Chance auf ein respektvolles und tolerantes Zusammenleben in Gleichheit und Brüderlichkeit verspielt. "Wer zu Gewalt, zu vielen Toten, zu vielen blutigen Auseinandersetzungen schweigt und zuschaut, wie ein Land zum Abgrund gesteuert wird, macht sich mitschuldig."

Weiter heißt es in der Pressemitteilung "Angesichts der Tatsache, dass alle Nachbarregionen der Türkei in Flammen stehen; Länder und Regionen von Libyen bis Jemen, von Pakistan bis Afghanistan, von Ägypten bis Syrien und Irak restlos sich der Gewalt und den Kriegen ergeben haben; dass Abermillionen Menschen durch Gewalt und Krieg ihr Hab und Gut verloren haben und aus ihren Heimat vertrieben werden, flüchten müssen und unter schwierigsten Bedingungen in anderen Ländern nach Sicherheit für ihr Leben suchen; dass aber für eben eine solche Sicherheit hunderte Flüchtlinge jeden Tag in dem großen Sammelfriedhof der Welt, am Mittelmeer, ertrinken, kann niemals akzeptiert werden, wenn die Türkei mit Kriegsrhetorik in einen solchen Feuerring hinein katapultiert wird." Beispiele wie in Irland, Spanien, Korsika oder Südafrika zeigen, dass andere Lösungswege als die immer weiter drehende Spirale der Gewalt möglich sind. Denn "dort wo es Verluste und Verlierer gibt, wird es auch keine Gewinner geben."

Die Forderungen der Petition lauten deshalb:

  • Wir sagen NEIN, dass die Türkei zu einer Bedrohung für ihre Nachbarvölker wird.
  • Wir fordern sofortigen Waffenstillstand.
  • Wir sind entschieden gegen alle Spaltung der türkischen Gesellschaft nach ethnischer, religiöser, kultureller Unterschiede oder Lebensweisen.
  • Wir sind gegen politische Instrumentalisierung der Unterschiedlichkeiten, um Hass und Feindseligkeit zu erzeugen.
  • Wir positionieren uns entschieden gegen alle rassistischen, chauvinistischen und menschenverachtenden Kräfte, die nicht scheuen, sich durch die instabile Lage und den daraus ergebenden Gefahren eigene Vorteile zu ziehen.

"Wir rufen jeden dazu auf, die Stimme für den Frieden zu erheben, um die Türkei vor einem Bürgerkrieg zu bewahren und ebenso davor, dass sie Teil des sich verbreitenden Krieges im Nahen Osten wird bzw. diesen unterstützt."

Erstunterzeichner
Erstunterzeichner